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EDe II - Deutsches Institut für angewandte Pflegeforschung eV

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in dem Gespräch auch, dass er sich immer gern handwerklich betätigt habe. Von den<br />

Diskussionen mit seiner Tochter sprach er nicht.<br />

Neben Erläuterungen zu den Verhaltensweisen des Vaters an die Tochter schlug die<br />

Gesundheitsberaterin vor, dass die Tochter ihren Vater doch um die in der Regel klei-<br />

neren Reparaturen im Haus bitten solle, anstatt dies selbst zu tun und immer wieder<br />

um die Herausgabe des Werkzeugs zu streiten. Im Gegenzug könne sie ihm anbieten,<br />

ihm da<strong>für</strong> beim Aufräumen und Putzen der Wohnung zu helfen.<br />

Einige Fallkonferenzen später berichtete die Gesundheitsberaterin, dass die Strategie<br />

funktioniert habe und die Stimmung zwischen Vater und Tochter nun erheblich ent-<br />

spannter sei.<br />

Einen ähnlichen Beratungserfolg bezüglich der Thematik des Autonomieerhalts zeigt<br />

der folgende Auszug aus der Beratungsdokumentation:<br />

Ermutigung<br />

„Gespräch über Be- und Entlastung: Insgesamt hat hier in den letzten Wochen<br />

schon eine starke Wandlung stattgefunden. Die Tochter … kann inzwischen sei-<br />

ne Wünsche (demenzerkrankter Vater) respektieren, seine Sammelleidenschaft<br />

und auch zum Teil die Dinge, die er einfach nicht hinkriegt, wie z. B. die körperli-<br />

che Pflege. Das Schlafzimmer ist und bleibt sein Hoheitsgebiet – dort sieht es<br />

furchtbar aus, meist schließt er die Tür ab, aber das kann sie inzwischen akzep-<br />

tieren, sagt sie.“<br />

Die Angehörigen benötigten aber auch Ermutigung, Entscheidungen zu treffen, wie z.<br />

B. einen Versuch zu unternehmen, die oder den Demenzerkrankten probeweise in eine<br />

Tagespflege-Einrichtung zu bringen oder eine stundenweise Unterstützung zu Hause<br />

zu organisieren. In einzelnen Fällen geschah dies auch ohne die Zustimmung der oder<br />

des Erkrankten, wenn eine dringende Entlastung der Angehörigen kurzfristig erforder-<br />

lich war.<br />

Die Beispiele zeigen, dass die Gesundheitsberaterinnen im Projekt die Angehörigen<br />

zum Teil dabei unterstützen konnten, eine Balance herzustellen zwischen dem Erhalt<br />

von möglichst viel Selbstständigkeit und der notwendigen Übernahme von Tätigkeiten<br />

oder Entscheidungen. Damit konnten diverse Streitigkeiten harmonisiert und der Alltag<br />

der Familien erleichtert werden.<br />

Zusammenfassung<br />

Der Erhalt von Selbstständigkeit kann als ein selbstverständliches Grundbedürfnis de-<br />

menzerkrankter Menschen insbesondere in früheren Krankheitsphasen angesehen<br />

werden. Der Umgang der pflegenden Angehörigen mit diesem Bedürfnis gestaltete<br />

sich im Projekt <strong>EDe</strong> <strong>II</strong> unterschiedlich: Ein Teil der Angehörigen war bemüht, die<br />

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