EDe II - Deutsches Institut für angewandte Pflegeforschung eV
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5.3.3 Spezifische Anforderungen zugehender Beratung in <strong>EDe</strong> <strong>II</strong><br />
Die spezifischen Anforderungen der Zielgruppe wurden den bereits in <strong>EDe</strong> I herausge-<br />
arbeiteten Anforderungen an die Beratung in häuslicher Umgebung hinzugefügt und<br />
werden hier noch einmal geschlossen dargestellt.<br />
Prozessorientierte systemische Diagnostik<br />
In der häuslichen Umgebung der zu beratenden pflegenden Angehörigen und Familien<br />
stellt sich die Situation <strong>für</strong> die Gesundheitsberaterinnen erheblich komplexer dar als in<br />
der neutralen Umgebung einer Beratungsstelle. Sie erhalten im Laufe des Beratungs-<br />
prozesses einen umfassenden Einblick in die Kontextvariablen des räumlichen und<br />
sozialen Umfeldes der Familien und in deren Selbsthilfepotenziale.<br />
Die Diagnostik muss in <strong>EDe</strong> <strong>II</strong> sowohl die Bedarfe des Demenzerkrankten als auch die<br />
des Angehörigen im direkten Gegenüber in den Blick nehmen. Das in <strong>EDe</strong> <strong>II</strong> angewen-<br />
dete Assessmentinstrument BIZA-D-M+ ermöglicht einen umfassenden Einblick in die<br />
häusliche Situation über die pflegebedingten Belastungen hinaus sowie in die beson-<br />
deren Bedarfe der demenzerkrankten Familienmitglieder. Dabei ist zu erwarten, dass<br />
diese Bedarfe nicht immer im Einklang miteinander stehen oder auch miteinander kon-<br />
kurrieren können. Das systemische Element der Neutralität der Beratenden gewinnt<br />
hier weiter an Bedeutung. Zudem besteht die Anforderung an die Gesundheitsberate-<br />
rinnen, die gesamte sich darstellende Fallsituation auf zunächst ein lösbares Problem<br />
hin zu konzentrieren oder bei mehreren Problemen diese entsprechend ihrer Dringlich-<br />
keit zu priorisieren.<br />
Einfluss des Krankheitsverlaufs<br />
Der Beratungsprozess unterliegt auch dem Einfluss des progredienten Krankheitsver-<br />
laufs der Demenz. Das bedeutet, dass Ziele und Lösungen, die zunächst anvisiert<br />
wurden, wiederholt angepasst werden müssen. Geplante Schritte können fehlschlagen<br />
und müssen dann neu überlegt werden. Dieser Aspekt ist nicht ausschließlich dem<br />
zugehenden Setting geschuldet, aber dieses gibt den Gesundheitsberaterinnen die<br />
Chance, die demenzbedingten Veränderungen und die damit verbundenen Konse-<br />
quenzen <strong>für</strong> die Alltagsbewältigung fachlich und perspektivisch einzuschätzen.<br />
Arbeit mit Beratungsauftrag und Zielvereinbarung<br />
Der Umstand, dass die Gesundheitsberaterinnen die Familien aufsuchen und ihnen<br />
Unterstützung anbieten, macht die in professionellen Beratungen übliche und notwen-<br />
dige Auftragsklärung und Zielvereinbarung mit den Klienten umso wichtiger. Allerdings<br />
wurde der Begriff der „Zielvereinbarung“ in <strong>EDe</strong> <strong>II</strong> durch den Begriff „Anliegen“ ersetzt,<br />
da dieser eine weniger fordernde Wirkung auf die Angehörigen hatte.<br />
In <strong>EDe</strong> I hat sich gezeigt, das Formulieren und Konkretisieren von Anliegen stellt <strong>für</strong><br />
viele Angehörige eine Schwierigkeit dar. Es ist Aufgabe der Gesundheitsberaterinnen,<br />
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