08.01.2013 Aufrufe

EDe II - Deutsches Institut für angewandte Pflegeforschung eV

EDe II - Deutsches Institut für angewandte Pflegeforschung eV

EDe II - Deutsches Institut für angewandte Pflegeforschung eV

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

tem sowie Achtung und Aufrechterhaltung von Selbstbestimmung, Selbstständigkeit<br />

sowie soziale Kontakte.<br />

Die pflegenden Angehörigen erlebten die Veränderung der Demenzerkrankten in Form<br />

von zunehmenden kognitiven Einschränkungen und abnehmenden Fähigkeiten, All-<br />

tagssituationen zu bewältigen. Sie erlebten Veränderungen im Verhalten der Erkrank-<br />

ten wie zunehmenden Rückzug oder Verärgerung und Aggression. Weiterhin erlebten<br />

sie Veränderungen ihrer Beziehung zum demenzerkrankten Angehörigen, oftmals im<br />

Zusammenhang mit einem Rollenwechsel. Insbesondere die ersten Fallkonferenzen<br />

mit den Gesundheitsberaterinnen machten deutlich, dass das tägliche Erleben von<br />

Veränderungen <strong>für</strong> viele Angehörige wenig berechenbar und nur schwer verstehbar<br />

war. Die Telefoninterviews mit den Angehörigen zeigten, dass sich sehr viele von ihnen<br />

vor dem Projekt mit diesen Problemen und ihren Wahrnehmungen allein gefühlt haben.<br />

Dies wird dadurch gestützt, dass die demenzerkrankten Menschen zu einem frühen<br />

Zeitpunkt der Erkrankung ihre Einbußen anderen Familienangehörigen oder Freunden<br />

gegenüber zum Teil gut verbergen konnten und diese dann oft wenig Verständnis <strong>für</strong><br />

die Sorgen der Hauptpflegepersonen hatten (Kap. 7.2.1). „Nicht allein dazustehen“ war<br />

in den Telefoninterviews die häufigste Antwort auf die Frage „Was war <strong>für</strong> Sie das<br />

Wichtigste im Projekt?“ Viele der weiteren Ausführungen der Angehörigen machen<br />

deutlich, dass sie sich hilflos gefühlt und Angst gehabt hatten.<br />

Die Gesundheitsberaterinnen berichteten in den Fallkonferenzen regelmäßig von<br />

Ängsten und Zukunftssorgen der pflegenden Angehörigen. Diese sind u. a. im Zusam-<br />

menhang zu sehen mit der Unvorhersehbarkeit des Krankheitsverlaufs, der Nichtver-<br />

stehbarkeit der Veränderungen, aber auch mit dem Gefühl des Alleinseins mit den<br />

Problemen. Fragen wie „Wie lange kann mein Mann noch zu Hause wohnen?“, „Wie<br />

lange kann ich es noch schaffen, meine Frau zu versorgen?“, „Ich bin gesundheitlich<br />

selbst angeschlagen, wie soll alles weiter gehen?“, „Was soll aus dem Haus werden,<br />

wo soll ich wohnen, wenn mein Mann ins Heim muss?“, wurden vielfach in den Bera-<br />

tungsgesprächen gestellt.<br />

In dieser Situation, die von Angst und Zukunftssorgen und in vielen Fällen von dem<br />

Gefühl des Alleinseins geprägt war, mussten die pflegenden Angehörigen dennoch<br />

versuchen, den Alltag <strong>für</strong> und mit dem demenzerkrankten Menschen zu steuern, die<br />

Balance zu halten zwischen Ermöglichung von Selbstständigkeit und der Übernahme<br />

von Tätigkeiten oder Entscheidungen <strong>für</strong> die Demenzerkrankten. Nicht alle Angehöri-<br />

gen waren dabei in der Lage, Entscheidungen zu treffen. Die Bedürfnisse der demenz-<br />

erkrankten Menschen nach Sicherheit erfordern von den Angehörigen, ihnen diese im<br />

Alltag zu geben – in einer Situation der eigenen Verunsicherung.<br />

117

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!