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EDe II - Deutsches Institut für angewandte Pflegeforschung eV

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Verhalten ihrer Mutter umgehen. Greife die Schulungsinhalte anhand konkreter<br />

Beispiele nochmal auf.“<br />

Herbeiführen eines Perspektivwechsels und Einbringen kreativer Handlungs-<br />

vorschläge<br />

Eine weitere wesentliche Intervention war es immer wieder, einen Perspektivwechsel<br />

herbeizuführen, so dass die pflegenden Angehörigen über ihre gewohnten Denkmuster<br />

hinausblicken konnten. Viele individuelle Strategien wurden in den Fallkonferenzen<br />

vorgestellt und finden sich in Ansätzen in der Beratungsdokumentation wieder. Gemäß<br />

dem systemischen Beratungsansatz wurden oft kreative Handlungsvorschläge einge-<br />

bracht, die die Angehörigen bisher nicht bedacht hatten und die einen anderen Blick-<br />

winkel beinhalten. Die folgende Dokumentation eines Beratungsgesprächs veran-<br />

schaulicht dies:<br />

„Die pA. berichtet, sie schaue regelmäßig nach den Eltern, jedes Mal, wenn sie<br />

an der Tür vorbeikommt, wenn sie in den Keller geht oder in den Garten usw. Die<br />

Eltern würden dann auch öfters sagen "Wir kommen schon klar". Das brachte<br />

mich zu der Frage, ob sie eigentlich schon mal darauf gekommen ist, dass die El-<br />

tern so viel Hilfe gar nicht wollen/brauchen? Und dass sie nur das Gefühl hat, sie<br />

müsse das tun. Sie sagte bereits bei meinem letzten Besuch, sie würde sich<br />

sonst nie einfach mal so ne Stunde zum Kaffeetrinken hinsetzen. Da hätte sie<br />

gar keine Ruhe, weil sie immer rumliefe und ständig nach den beiden sehen<br />

müsste. Vorgeschlagen, mal eine Liste zu machen, Strichliste wie oft sie bei den<br />

Eltern reinschaue, und wenn sie mag, diese Liste noch zu unterteilen in "von den<br />

Eltern abgerufene Hilfe" und "freiwillige Hilfe aus eigener Motivation"“<br />

Die hohe Individualität der Beratungsinterventionen soll zusätzlich anhand eines kur-<br />

zen Fallbeispiels aus einer Fallkonferenz geschildert werden.<br />

Die Gesundheitsberaterin berichtete dabei von der Situation einer pflegenden Tochter,<br />

deren demenzerkrankter Vater im gemeinsamen Haus eine eigene Wohnung bewohn-<br />

te. Die Tochter beklagte, dass der Vater ihr immer wieder den Zutritt zu seiner Woh-<br />

nung verwehrte mit dem Hinweis, er komme allein zurecht und er benötige auch ihre<br />

Hilfe beim Putzen nicht. Allerdings war der Zustand der Wohnung nach Angaben der<br />

Tochter mittlerweile „katastrophal“. Zudem ärgerte sich die Tochter darüber, dass der<br />

Vater ständig das Werkzeug verstecke und sich weigere, es seiner Tochter zu geben,<br />

wenn sie es benötigte. So müssen sie dann das Werkzeug neu kaufen.<br />

Die Gesundheitsberaterin lernte den demenzerkrankten Teilnehmer als sehr freundli-<br />

chen, körperlich mobilen Herrn kennen, der über ihren Besuch hocherfreut war, und<br />

konnte sich so einen Eindruck seiner vorhandenen Fähigkeiten verschaffen. Sie erfuhr<br />

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