EDe II - Deutsches Institut für angewandte Pflegeforschung eV
EDe II - Deutsches Institut für angewandte Pflegeforschung eV
EDe II - Deutsches Institut für angewandte Pflegeforschung eV
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
6.4.1 Die Nutzung von Unterstützungsangeboten anhand von<br />
zwei Fallvignetten<br />
Um die praktische Ebene der Nutzung der Unterstützungsangebote zu illustrieren,<br />
wurden zwei typische Fallkonstellationen genauer beschrieben.<br />
Fallvignette Familie 1 81<br />
Der an Demenz erkrankte Ehemann war zum Zeitpunkt der Akquisition 85 Jahre alt. Er<br />
lebte gemeinsam mit seiner ungefähr zehn Jahre jüngeren Ehefrau auf einem ehemali-<br />
gen landwirtschaftlichen Anwesen, welches das Ehepaar früher gemeinsam bewirt-<br />
schaftet hatte. Ende November 2009 kontaktierte der Hausarzt eine der <strong>EDe</strong> <strong>II</strong>-<br />
Gesundheitsberaterinnen, nachdem das Ehepaar die Praxis wegen zunehmender Ge-<br />
dächtnisprobleme des Mannes aufgesucht hatte. Die Überweisung zu einem Neurolo-<br />
gen folgte, der eine „mittelgradige kognitive Störung“ diagnostizierte. Die Projektkoor-<br />
dinatorin nahm Kontakt zu der Familie auf, der erste Akquisitionsbesuch erfolgte im<br />
Dezember 2009. Das Ehepaar zeigte sich in diesem Erstgespräch freundlich, aber zu-<br />
nächst auch etwas zögerlich bezüglich der Teilnahme am Modellvorhaben. Der Ehe-<br />
frau fiel es schwer, im Beisein ihres Ehemanns offen die bestehenden Probleme zu<br />
thematisieren. Aber ein Gespräch allein mit der Ehefrau war nicht möglich, da beide<br />
„untrennbar miteinander verbunden“ waren. Im Gesprächsverlauf öffnete sich das<br />
Ehepaar ein wenig, nicht zuletzt auch, „weil es ja der Doktor quasi verordnet“ hatte.<br />
Zum Ende des Gesprächs wurde ein neuer Termin <strong>für</strong> Februar 2010 vereinbart, um die<br />
notwendigen Unterlagen zur MDK-Prüfung der eingeschränkten Alltagskompetenz zu-<br />
sammenzustellen. Als die Ehefrau im Januar 2010 <strong>für</strong> fünf Tage stationär im Kranken-<br />
haus aufgenommen werden musste, schaltete sie selbstständig einen Pflegedienst ein,<br />
der ihren Mann bei der Medikamenteneinnahme unterstützte. Auf Anraten dieses Pfle-<br />
gedienstes stellte sie auch den Antrag auf eine Pflegestufe. Zur Projektkoordinatorin<br />
nahm sie in dieser Situation keinen Kontakt auf. Im Akquisitionstermin im Februar be-<br />
richtete die Ehefrau von diesen Ereignissen. Zur Unterstützung der MDK-Begutachtung<br />
wurde eine vorbereitende Fachinformation erstellt. Im März 2010 fand die Begutach-<br />
tung durch den MDK statt, der – wie erwartet – eine Einschränkung der Alltagskompe-<br />
tenz in erhöhtem Maße, aber keine erhebliche Pflegebedürftigkeit feststellte. Im Mai<br />
2010 folgte daraufhin das Eingangsassessment mit der Ehefrau und im Juni fand das<br />
erste Beratungsgespräch mit der nun zugeordneten Gesundheitsberaterin statt.<br />
Schwerpunktthemen in dieser Beratung waren neben einem Entlastungsgespräch die<br />
gesundheitliche Situation der Ehefrau, der Umgang mit den demenzbedingten Verän-<br />
derungen des Ehemannes und die Vorstellung von Unterstützungsangeboten sowie die<br />
81 Eine grafische Darstellung der Fallvignette findet sich in Anlage 9. Familie 1 hat auch im Film über die<br />
Arbeit der Gesundheitsberaterinnen mitgewirkt. Der Film ist auf der <strong>EDe</strong>-Homepage unter www.projektede.de<br />
veröffentlicht.<br />
52