EDe II - Deutsches Institut für angewandte Pflegeforschung eV
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und nur einzelne langjährige Freunde oder ein bestimmter Freundeskreis als Unter-<br />
stützung erlebt wird. Darüber hinaus lässt sich aus den Antworten die These ableiten,<br />
dass Personen, die früher kaum Kontakte hatten, diese auch in der jetzigen Situation<br />
nicht mochten/brauchten.<br />
Krankheitsverständnis<br />
Ein Viertel der Demenzerkrankten – das ist über die Hälfte derer, die die Frage beant-<br />
worteten – gab an, in der letzten Zeit keine Veränderungen an sich bemerkt zu haben!<br />
Dennoch wurden im Anschluss von fast allen kognitive Einbußen und Kompetenzein-<br />
schränkungen angegeben. Lediglich sechs der Demenzerkrankten schlossen jegliche<br />
Veränderungen und Einbußen aus und nur zwei Personen negierten, dass ihre Kon-<br />
zentrationsfähigkeit nachgelassen habe.<br />
Als besonders störend wahrgenommene Veränderungen wurden Vergesslichkeit, „ko-<br />
misch im Kopf“ zu sein, die Veränderung der Sprache (Wortfindungsstörungen), die<br />
Einschränkung des Aktionsradius („ich bin mehr zu Hause“ oder „wir gehen nicht mehr<br />
viel weg …“), Einschränkungen in alltäglichen Aktivitäten („man kann nicht mehr viel<br />
machen“) sowie die Aufgabe des Autofahrens erlebt („ich darf nicht mehr Auto fahren<br />
und das bin ich immer gerne – jetzt fährt meine Frau“). Zwei Personen äußerten, sie<br />
würden sich zunehmend unsicherer fühlen und hätten Angst.<br />
Auf die Frage, woher die Veränderungen kämen, nannten nur drei von 20 Personen,<br />
die zustimmten, Veränderungen zu bemerken, die Demenzerkrankung als Grund. Zwei<br />
Personen nutzten die Umschreibung „von meinem Kopf“, vier Personen äußerten, dies<br />
seien altersbedingte Defizite, eine Person begründete sie mit Ereignissen aus der Ver-<br />
gangenheit „in Afrika, da war es so heiß“ und eine weitere Person nannte familiäre<br />
Konflikte. Zwei Personen sagten, sie wüssten nicht, woher es käme.<br />
Die Aussagen legen insgesamt die Hypothese nahe, dass vielfach die Strategie be-<br />
steht, durch kognitive Veränderungen ausgelöste Einbußen nicht nur mit der Erkran-<br />
kung zu begründen, sondern darüber hinaus gehende Erklärungen zu geben. Nachfol-<br />
gendes Beispiel illustriert dies:<br />
„Die härteste Nuss war das Fahrverbot. Ich hatte mir gerade diesen neuen CLK<br />
gekauft, aber immer, wenn ich fahren wollte, hat meine Frau geweint, das konnte<br />
ich nicht ertragen und jetzt fahr ich gar nicht mehr! Ansonsten muss ich mich gut<br />
organisieren. Alle Termine, die ich noch gerade im Kopf habe, melde ich bei mei-<br />
ner Frau an und die erinnert mich dann. Ich lese fast nichts mehr, früher habe ich<br />
viel gelesen, aber seitdem die Handwerker bei uns ein und aus gehen, komm ich<br />
nicht mehr dazu, die muss ich schließlich beaufsichtigen.“<br />
Die Äußerung weist eindeutig daraufhin, dass der zitierte Teilnehmer seine kognitiven<br />
Einbußen wahrnimmt. Die Aufgabe des Autofahrens und des Lesens sind nach seiner<br />
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