08.01.2013 Aufrufe

EDe II - Deutsches Institut für angewandte Pflegeforschung eV

EDe II - Deutsches Institut für angewandte Pflegeforschung eV

EDe II - Deutsches Institut für angewandte Pflegeforschung eV

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Selbstständigkeit der oder des Erkrankten zuzulassen und geriet dabei in einen Zwie-<br />

spalt, da gleichermaßen die Notwendigkeit der Unterstützung gesehen wurde. Dabei<br />

war die Einschätzung, wann Unterstützung notwendig ist, sehr unterschiedlich. Ein Teil<br />

tat sich auch schwer damit, Entscheidungen <strong>für</strong> z. B. einen demenzerkrankten Eltern-<br />

teil oder den Ehepartner zu übernehmen, wenn dies den bisherigen Rollenmustern in<br />

der Familie widersprach.<br />

Ein Teil der Demenzerkrankten reagierte höchst empfindlich auf Hilfestellungen und<br />

empfand dies als Bevormundung und Einschränkung der Selbstständigkeit und Selbst-<br />

bestimmung. Dies schränkte oftmals <strong>für</strong> die Angehörigen die Möglichkeiten ein, Unter-<br />

stützung anzunehmen und barg zudem nicht selten auch potenzielle Gefahren in sich.<br />

Die beraterischen Interventionen beinhalteten hier Erläuterungen und Sensibilisierun-<br />

gen <strong>für</strong> die Verhaltensweisen der Erkrankten oder auch Ermutigungen, Entscheidun-<br />

gen zu treffen. Zudem gaben die Gesundheitsberaterinnen Impulse, gewohnte Denk-<br />

muster zu verlassen, und entwickelten selbst kreative Handlungsideen, die die Ange-<br />

hörigen zum Teil erfolgreich umsetzen konnten.<br />

7.2.4 Persönliche Bedürfnisse und Gestaltung des Betreuungsarrangements<br />

In <strong>EDe</strong> I hat sich bestätigt, was auch zuvor in der Literatur vielfach beschrieben wurde:<br />

Dauernde Zuständigkeit und Fürsorge wird von den pflegenden Angehörigen als sehr<br />

belastender Aspekt gesehen. Viele pflegende Angehörige stellen aus Sorge um die<br />

demenzerkrankten Pflegebedürftigen ihre eigenen Bedürfnisse weit zurück oder neh-<br />

men diese oftmals gar nicht mehr als solche wahr. 154 155 156 Mit individuellen Unterstüt-<br />

zungsprogrammen, die bedarfsorientiert Beratung, Schulung und zeitliche Freiräume<br />

enthielten, konnte in <strong>EDe</strong> I dazu beigetragen werden, dass pflegende Angehörige ei-<br />

gene Bedürfnisse wieder vermehrt wahrnahmen. Unter anderem konnten die Leistun-<br />

gen der Pflegeversicherung zielgerichtet eingesetzt und regionale Angebote in An-<br />

spruch genommen werden. Zum Ende des Projekts waren die persönlichen Einschrän-<br />

kungen der Angehörigen signifikant zurückgegangen. 157<br />

Für die Zielgruppe in <strong>EDe</strong> <strong>II</strong> stehen Leistungen nach § 45b SGB XI zur Verfügung in<br />

Höhe von 100 Euro oder 200 Euro pro Monat. 158 In Kapitel 6.4 wurde bereits gezeigt,<br />

inwiefern und welche Unterstützungsangebote mit Hilfe dieser Leistungen im Projekt in<br />

154<br />

Schaeffer, D. (2001), S. 242-249<br />

155<br />

Poll, E.; Gauggel, S. (2009), S. 31-38<br />

156<br />

Emme von der Ahe, H.; Weidner, F.; Laag, U. et al. (2010)<br />

157<br />

AaO<br />

158<br />

Im Projekt hatten die teilnehmenden Versicherten teilweise hohe „angesparte“ Ansprüche, weil sich die<br />

monatlichen Ansprüche zu bis zu 2.400 Euro aufaddiert hatten.<br />

109

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!