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EDe II - Deutsches Institut für angewandte Pflegeforschung eV

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Die vorbereitende Schulung <strong>für</strong> die Kooperationsgespräche mit den niedergelassenen<br />

Ärztinnen und Ärzten war Grundlage <strong>für</strong> Gespräche der Gesundheitsberaterinnen in<br />

insgesamt 119 Arztpraxen, in die auch die Medizinischen Fachangestellten einbezogen<br />

wurden. Die Gesundheitsberaterinnen konnten in allen angefragten Arztpraxen Termi-<br />

ne <strong>für</strong> Informationsgespräche vereinbaren und 89 Ärzte waren in unterschiedlicher In-<br />

tensität zu einer Kooperation bereit. Letztendlich wurde ein Fünftel der Familien durch<br />

die niedergelassenen Ärzte <strong>für</strong> die Teilnahme interessiert (Kap. 6.3.2).<br />

Die drei zweitägigen Schulungsmodule, die zu Beginn der Feldphase vorbereitend<br />

stattfanden, sowie die Veranstaltungen während der Akquisition der Familien wurden<br />

zunächst von den Gesundheitsberaterinnen als inhaltlich grundsätzlich angemessen<br />

<strong>für</strong> die Arbeit mit der Zielgruppe bewertet. Es zeigte sich jedoch früh im Projektverlauf,<br />

dass sie nicht ausreichend waren <strong>für</strong> die Anforderungen, die die Zielgruppe an die Be-<br />

raterinnen stellte. Das kann darauf zurückgeführt werden, dass im Projekt erstmalig<br />

Erkenntnisse zu den besonderen Bedarfen der Zielgruppe gewonnen werden sollten.<br />

So wurde zu Beginn des Projekts deutlich, dass sich die Situationen in den Familien in<br />

<strong>EDe</strong> <strong>II</strong> teilweise erheblich von denen der Familien in <strong>EDe</strong> I unterschieden und damit<br />

auch andere Herausforderungen <strong>für</strong> die Gesundheitsberaterinnen darstellten. Die Ge-<br />

samtsituation in den Familien war geprägt von kontinuierlichen Veränderungen im<br />

Rahmen des Krankheitsverlaufs und einer Ungewissheit in Bezug auf die Zukunft mit<br />

der Demenzerkrankung (ausführlich dazu Kap. 7.2.5). In dieser Situation eskalierten<br />

häufig familiäre Konflikte, in die die Gesundheitsberaterinnen hineingerieten. Eine<br />

ebenfalls neue Situation in der Beratung war das Einbeziehen der demenzerkrankten<br />

Menschen bei teilweise wenig Offenheit bezüglich der Demenzthematik innerhalb der<br />

Familien. Die Gesundheitsberaterinnen wurden im Evaluationsworkshop u. a. um eine<br />

schriftliche Stellungnahme gebeten zu der Frage: „An welchen Stellen haben Sie in der<br />

Beratung das Gefühl, an Ihre Grenzen zu kommen?“. Hier äußerten die Beraterinnen<br />

mehrfach, dass dies bei psychisch belasteten oder depressiv wirkenden Angehörigen,<br />

(z. T. mit Gewalterfahrungen aus der Vergangenheit) der Fall sei und bei komplexen<br />

konfliktgeladenen Familiensituationen. Zudem kamen sie dort an ihre Grenzen, wo die<br />

demenzerkrankten Menschen gemeinsam mit den Angehörigen an den Gesprächen<br />

teilnahmen, aber in der Familie nicht offen über die Erkrankung gesprochen wurde.<br />

Schwierigkeiten ergaben sich auch, wenn die demenzerkrankten Menschen über die<br />

Demenz hinaus an weiteren psychiatrischen Erkrankungen litten (z. B. Psychosen),<br />

was bei einigen der Fall war. Die Gesundheitsberaterinnen befanden sich immer wie-<br />

der in dem Zwiespalt, sich einerseits abgrenzen zu müssen und zu wollen, anderer-<br />

seits jedoch in der Beratung mit diesen Schwierigkeiten konfrontiert zu sein, da diese<br />

Probleme untrennbar mit dem Beratungsgegenstand verbunden waren. Hier haben<br />

sich die Fallkonferenzen und Supervisionen erneut als unverzichtbar erwiesen.<br />

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