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EDe II - Deutsches Institut für angewandte Pflegeforschung eV

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vorhanden eingeschätzt wurde. 119 Mehr Unterstützung benötigten die Demenzerkrank-<br />

ten erwartungsgemäß bezüglich „erinnern, motivieren, anleiten“ beispielsweise zur<br />

Körperpflege oder zum Anziehen (MW=1,9). Der höchste Bedarf bestand bei der Un-<br />

terstützung in den erweiterten Betreuungsaufgaben, wie Säubern und Aufräumen des<br />

Wohnbereichs, Einkäufen oder Behördengängen. Dies stehe aber, so die Aussagen<br />

der Gesundheitsberaterinnen, vielfach nicht im Zusammenhang mit der Demenzer-<br />

krankung, sondern wurde – insbesondere von den pflegenden Ehefrauen – schon vor<br />

der Erkrankung übernommen. Die befragten Hauptpflegepersonen leisteten die Unter-<br />

stützung im Bereich der praktischen Betreuungsaufgaben zu durchschnittlich 80 %<br />

ganz oder überwiegend allein.<br />

Die folgende Grafik zeigt das Ausmaß der demenzbedingten Verhaltensänderungen<br />

nach Einschätzung der pflegenden Angehörigen. Sie schätzten die kognitiven Einbu-<br />

ßen der Demenzerkrankten als recht ausgeprägt ein (MW=3,2). Die Depressivität der<br />

Erkrankten lag nach ihren Aussagen leicht oberhalb des rechnerischen Mittels von 2<br />

(MW=2,1). Für die Beraterinnen war dieser Wert erwartbar, sie sahen dies im Zusam-<br />

menhang mit der Wahrnehmung der eigenen Einbußen durch die Erkrankung. Dage-<br />

gen waren Aggressivität und Widerstand recht gering ausgeprägt. In der Diskussion<br />

merkten die Gesundheitsberaterinnen dazu an, dass die Angehörigen oftmals die Er-<br />

krankten nicht „schlecht machen“ wollten und aus diesem Grunde eher zurückhaltend<br />

antworteten. Auch den Beraterinnen würden sich derartige Verhaltensweisen erst spä-<br />

ter im Beratungsprozess offenbaren. Die Betrachtung der Standardabweichungen<br />

weist mit Ausnahme der kognitiven Einbußen auf eine sehr heterogene Gruppe der<br />

Demenzerkrankten im Hinblick auf die Ausprägung der Verhaltensänderungen hin.<br />

119 Dies erstaunt zunächst, wenn man bedenkt, dass nach Aussagen der pflegenden Angehörigen 56 %<br />

der Erkrankten bereits einmal oder mehrmals gestürzt sind und 34 % sich in der Vergangenheit einmal<br />

oder mehrmals selbst gefährdet haben. Die Diskrepanz wurde von den Gesundheitsberaterinnen damit<br />

erläutert, dass die pflegenden Angehörigen in einem stattgefundenen Sturz noch keine allgemeine beaufsichtigungsbedürftige<br />

Sturzgefahr sähen. Ein Sturz sei in den Augen vieler Angehöriger ein „normales<br />

Missgeschick“. Zudem würde insbesondere von einigen pflegenden Kindern die „Beaufsichtigung“<br />

eines Elternteils als grenzüberschreitend wahrgenommen und daher eher zurückhaltend durchgeführt.<br />

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