EDe II - Deutsches Institut für angewandte Pflegeforschung eV
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Verstehen der Erkrankung und Umgangsstrategien zu erarbeiten und damit eine Ent-<br />
lastung im Alltag der Familien zu erzielen.<br />
Belastendes Konfliktpotenzial ergab sich in den Familien oftmals sowohl durch das<br />
Bestreben der demenzerkrankten Menschen, ihre Selbstständigkeit zu erhalten, als<br />
auch dadurch, dass sie Hilfen oftmals als Bevormundung verstanden haben. Es bedeu-<br />
tete eine immer wiederkehrende Gratwanderung <strong>für</strong> die Angehörigen, den Erhalt der<br />
Selbstständigkeit einerseits zu fördern, andererseits notwendige Hilfestellungen oder<br />
Entscheidungen zu übernehmen. Hier konnten in den Beratungsgesprächen kreative<br />
Handlungsideen entwickelt und Impulse gegeben werden, von gewohnten Denk- und<br />
Handlungsmustern abzuweichen.<br />
Zu den persönlichen Einschränkungen der pflegenden Angehörigen gehörten insbe-<br />
sondere das „Zu-Hause-angebunden-Sein“ und die ständige Erreichbarkeit, was bei<br />
vielen zu einer zunehmenden Isolation beitrug. Die Projektdynamik führte aber auch<br />
dazu, dass die Angebote an Unterstützungsmöglichkeiten in der Region erweitert wur-<br />
den. Gleichzeitig wurde die Inanspruchnahme der Angebote durch die Beratung erheb-<br />
lich befördert. Ein Anstieg zeigte sich insbesondere in der stundenweisen Betreuung<br />
und in der Nutzung der Tagespflege sowie der Schulungsreihen. Unterstützungsbedar-<br />
fe zeigten sich auch im Bereich des Kompetenz- und Selbsterhalts der Erkrankten.<br />
Durch die Beratung konnte zudem die Teilnahme der Erkrankten an rehabilitativen An-<br />
geboten sowie dem Aktivitätsprogramm und den Gesprächs- und Sportangeboten ge-<br />
steigert werden.<br />
Ungewissheit und Zukunftssorgen prägten die Situation eines großen Teils der pfle-<br />
genden Angehörigen. Dazu kam vielfach das Gefühl, mit den Sorgen und Ängsten al-<br />
lein zu sein, da Bekannte, aber auch die eigene Familie, die Situation zum Teil wenig<br />
nachvollziehen konnten. Die zugehenden Beratungen, die Orientierung und die Sicher-<br />
heit eines vertrauten Ansprechpartners gegeben haben, vermittelten vielen Angehöri-<br />
gen das entlastende Gefühl, die Situation nicht mehr allein bewältigen zu müssen.<br />
Insgesamt konnte anhand der Projektergebnisse gezeigt werden, welche speziellen<br />
Unterstützungsbedarfe Familien mit demenzerkrankten Menschen der Pflegestufe 0<br />
und stark eingeschränkter Alltagskompetenz haben. Die Heterogenität der Zielgruppe<br />
erfordert, wie auch schon in <strong>EDe</strong> I, eine individuelle Bedarfsermittlung und die Entwick-<br />
lung bzw. die Erreichbarkeit geeigneter Unterstützungsangebote. Festgehalten werden<br />
muss, dass sich das Hilfesystem noch (lange) nicht auf die Unterstützungsbedarfe die-<br />
ser Zielgruppe eingestellt hat und flächendeckende Angebote mithin fehlen. Die Er-<br />
kenntnisse aus dem Projekt können aber als richtungweisende Basis <strong>für</strong> die Entwick-<br />
lung angemessener Angebote gelten.<br />
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