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EDe II - Deutsches Institut für angewandte Pflegeforschung eV

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Aussage jedoch anders motiviert: Das Autofahren gab er auf, weil er es nicht mehr<br />

ertragen konnte, dass seine Frau weint. Der Satz zur Vergesslichkeit wurde eingeleitet<br />

mit der Kompetenz „sich gut zu organisieren“ und der Teilnehmer las nicht mehr so<br />

viel, weil er anderes zu tun hatte, nämlich die Handwerker zu beaufsichtigen.<br />

Umgang der Menschen mit Demenz mit ihrer Erkrankung<br />

Die Ergebnisse der Auswertung zur Kommunikation über die Erkrankung legen nahe,<br />

dass die Mehrzahl der demenzerkrankten Menschen entweder das Thema eher zu-<br />

rückhaltend und vorsichtig ansprach oder mit der Begründung gar nicht ansprach, dies<br />

gehe niemanden etwas an. Aus den Äußerungen lässt sich schließen, dass im Zu-<br />

sammenhang mit der Erkrankung eher Umschreibungen genutzt sowie gesellschaftlich<br />

mutmaßlich akzeptierte Einbußen benannt (Vergesslichkeit) wurden. Oder die Erkrank-<br />

ten gingen davon aus, dass es sich schon „irgendwie“ herumspreche. Nur drei der Per-<br />

sonen, die sagten, sie würden anderen nicht von ihrer Erkrankung erzählen, sagten<br />

ganz klar, es sei ihnen unangenehm, darüber zu sprechen. Die Antworten legen die<br />

Hypothese nahe, dass in den Familien vielfach Sprachlosigkeit zum Thema „Demenz“<br />

herrschte. Darüber hinaus geben die Auswertungen Hinweise dazu, wenn über das<br />

Thema gesprochen wird, dann häufig in Zusammenhang mit praktischen Dingen, z. B.<br />

Umgang mit dem Haus und dem Garten oder über finanzielle Angelegenheiten. Haupt-<br />

ansprechpartner waren nach dieser Auswertung Familienmitglieder – Ehepartner und<br />

Kinder.<br />

Die Aussagen zu den Fragen a): ob und inwiefern der demenzerkrankte Mensch mit<br />

seiner Erkrankung klarkomme und b): ob er darüber nachdenke, geben weiteren Ein-<br />

blick in den Umgang mit der Erkrankung.<br />

Die Aussagen haben akzeptierenden oder mehrheitlich verdrängenden und vermei-<br />

denden Charakter. „Akzeptierende Äußerungen“ vermitteln, dass die demenzerkrank-<br />

ten Menschen die kognitiven Einbußen wahrnahmen und gleichzeitig begonnen hatten,<br />

die Veränderungen akzeptierend in ihr Leben zu integrieren. Beispiele hier<strong>für</strong> sind:<br />

„Ich vergesse was – das stimmt! – es gibt Dinge, die ich nicht vergesse – als un-<br />

sere Tochter gestorben ist – das werde ich nie vergessen und das kann auch nur<br />

einer verstehen, der das mitgemacht hat.“<br />

„Irgendwie geht das – meine Frau hilft mir ja viel – wir haben uns immer gut ver-<br />

standen und das tun wir auch jetzt noch“.<br />

Aussagen mit verdrängendem oder vermeidendem Charakter waren z. B.:<br />

„Och ne – da denk ich gar nicht dran, wenn man dran denkt, dann ist schon alles<br />

vorbei.“<br />

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