EDe II - Deutsches Institut für angewandte Pflegeforschung eV
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Angehörigen diese Leistung der Krankenkasse genutzt, am Ende nutzen dann insge-<br />
samt 9,6 % diese Leistung. In neun Fällen waren es Angehörige, nur ein teilnehmender<br />
Versicherter nutzte dieses speziell <strong>für</strong> frühdiagnostizierte Menschen mit Demenz sinn-<br />
volle Angebot.<br />
Baustein „Peergroup-Aktivitäten“<br />
Besonders <strong>für</strong> frühdiagnostizierte demenzerkrankte Menschen leisten Aktivitäten in<br />
einer Peergroup, die sich an aktuellen Bedürfnissen orientieren, einen wichtigen Bei-<br />
trag zum Kompetenz- und Selbsterhalt. Clare/Rowlands u. a. 102 beschreiben, dass re-<br />
gelmäßige Treffen in sozialen Gruppen Gleichbetroffener auch <strong>für</strong> Menschen mit leich-<br />
ter Demenz positive Effekte haben und dazu führen, dass sich ein Gefühl kollektiver<br />
Stärke entwickelt, die Ähnlichkeiten mit dem Zusammengehörigkeitsgefühl von Fami-<br />
lien oder auch Peergroups von Jugendlichen haben. Leben mit Demenz – Alzheimer-<br />
gesellschaft im Kreis Minden-Lübbecke e. V. – ist es gelungen, in den zurückliegenden<br />
Jahren solche Gruppen, genannt Gesprächskreise, aufzubauen. 103 Ausgehend von den<br />
Gesprächskreisen ist das neigungsorientierte Aktivitätsprogramm entstanden und in<br />
Kooperation mit Kreissportbund und ADFC 104 die Sportangebote. Sie alle bieten Men-<br />
schen mit Demenz die Möglichkeit, neue Kontakte zu knüpfen, Anregungen zu be-<br />
kommen und sich selbst regelmäßig etwas Gutes zu tun. Zielsetzung dieser Angebote<br />
<strong>für</strong> Demenzerkrankte im Frühstadium ist es, die vorhandenen Fähigkeiten sowie die<br />
sozialen Kontakte der Betroffenen zu fördern und so Isolation und Vereinsamung zu<br />
verhindern. Zudem erfahren auch die Angehörigen Entlastung.<br />
Peergroup-Aktivitäten im Projekt<br />
10,6 % der Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten bereits vor Teilnahme am Modell-<br />
vorhaben diese „Frühdemenzangebote“ genutzt. Im Modellvorhaben kamen weitere<br />
14,4 % dazu, so dass insgesamt 25 % der Teilnehmerinnen und Teilnehmer diese An-<br />
gebote, einige auch mehrere Angebote gleichzeitig, nutzten.<br />
Im Modellvorhaben wurde auch der Versuch unternommen, eine neue Gruppe mit dem<br />
Titel „Gartenfreunde“ aufzubauen, da die Ergebnisse der Eingangsbefragung<br />
(Kap. 5.1) zeigten, dass ein großer Teil der Demenzerkrankten hier Vorlieben hatte.<br />
Dies gelang nicht. Es zeigte sich, dass es den Betroffenen im Kern ganz offensichtlich<br />
um das Erleben kollektiver Stärke in einem offenen Basisangebot „Gesprächskreis“<br />
ging. Nach der initialen Peergroup-Bildung waren dann weitere Aktivitäten möglich.<br />
Daraus ist der Schluss zu ziehen, dass erst wenn sich eine stabile Gruppe zusammen-<br />
gefunden hat, sich abhängig von individuellen Interessenslagen und Möglichkeiten <strong>für</strong><br />
alle und den Einzelnen gewinnbringende Aktivitäten entwickeln lassen.<br />
102 Clare, L.; Rowlands J.M. et al. (2008)<br />
103 Die Arbeitsweise ist beschrieben in: Demenz Support Stuttgart (Hg.) (2010), S. 138f<br />
104 ADFC ist die Abkürzung <strong>für</strong> den Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club<br />
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