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Die wissenschaftliche Begleitung des Stuttgarter Kinderhauses ...

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Anbieter und Nutzer: Ein Funktions- und Organisationssystem im Spannungsverhältnis<br />

dass sie als Eltern – mit gewissen Verpflichtungen, Bindungen und Verantwortlichkeiten<br />

– in dieser Auswahl „den Kürzeren“ ziehen. Folglich stellt<br />

sich nicht die Frage, ob flexible Betreuung befürwortet wird oder nicht,<br />

sondern erwerbstätige Eltern bzw. Eltern, die den Berufseinstieg suchen,<br />

sind auf diese Angebote angewiesen.<br />

Wenngleich Flexibilität auf dem heutigen Arbeitsmarkt eine große Rolle<br />

spielt, hinterlässt ebenfalls die ökonomisch angespannte Situation in der<br />

Wirtschaft ihre Spuren. Durch Stellenkürzungen in verschiedenen Branchen<br />

ist entsprechend die Arbeitslast der einzelnen ArbeitnehmerInnen<br />

deutlich gestiegen. Auch dies ist in der Elternschaft <strong>des</strong> <strong>Kinderhauses</strong> angekommen.<br />

„Also, ich find’, mit dem Wort flexibel oder Flexibilität, also manchmal, manchmal stehen<br />

mir die Haare zu Berge, wenn ich das hör’, also, ihren Worten konnte ich ja ganz<br />

genau entnehmen, wie die Arbeitszeiten ihres Mannes sind- (lachen; Anmerkungen<br />

von anderen: Ja, flexibel. - Oder eher ausgedehnt) ja, genau, genau, also, Flexibilität,<br />

ok., in vielen Fällen geht es natürlich darum, bei Flexibilität seine Arbeitszeit in einen<br />

bestimmten Korridor zu legen, ja, von 11 bis 16h oder von 9 bis 15h oder wie auch immer.<br />

Aber Flexibilität bedeutet, meines Erachtens in der Praxis, heutzutage auch den<br />

weg rationalisierten Job neben sich oder links oder rechts mit aufzufangen. Und da noch<br />

ne Schippe drauf zu legen, ja. Und dann vielleicht noch ein, zwei, drei Stunden noch<br />

drauf zu legen, ja, um nicht der Nächste zu sein. Also, dahinter verbirgt sich, oder da,<br />

das geht meiner Meinung nach auch in die Richtung Flexibilität. Also, nicht nur seine<br />

acht Stunden am Tag so zu verteilen und so flexibel zu sein, finde ich.“ (E 4, ZN 448-<br />

459)<br />

Aus Angst den eigenen Job zu verlieren erbringen ArbeitnehmerInnen<br />

häufig mehr Leistungen als es ihr Arbeitsfeld eigentlich vorsieht. Flexibel<br />

sein und sich den Bedürfnissen <strong>des</strong> Arbeitsmarktes anpassen, birgt eine gewisse<br />

Ambivalenz in sich. Entziehen sich Eltern den Anforderungen von<br />

Seiten <strong>des</strong> Arbeitgebers, so scheint aus Sicht der Befragten nicht nur ein berufliches<br />

Weiterkommen nicht möglich zu sein, sondern es steht zudem die<br />

Gefahr im Raum, den Job zu verlieren.<br />

Für den alltäglichen Balanceakt zwischen Familie und Beruf haben<br />

diese Entwicklungen erhebliche Auswirkungen. Erwerbstätige Eltern – unabhängig<br />

von ihren konkreten Arbeitszeiten – bewältigen einerseits die Anforderungen<br />

und Konditionen ihres Arbeitsplatzes und auf der anderen Seite<br />

stellen sich auch Aufgaben, Ansprüche und alltägliche Herausforderungen<br />

in der Familie. Der Abstimmungsbedarf zwischen Partnern, Eltern und<br />

Kindern sowie involvierten Institutionen, wie die Kita, hat folglich deutlich<br />

zugenommen. Für das Gelingen einer Vereinbarkeit von Familie und Beruf<br />

ist es demzufolge notwendig, dass die außerfamiliale Kinderbetreuung die<br />

veränderten zeitlichen Parameter berücksichtigt. Das immer noch statische<br />

und meist halbtags dominierende Regelangebot hilft Eltern in der Bewältigung<br />

von Beruf und Familie nicht weiter.<br />

„Und das bedeutet einfach, da ist der Familie einfach nicht mit einem Betreuungsangebot<br />

von, sagen wir mal, 8-12h und dann noch mal von 14-16h gedient, sondern da muss<br />

man zum einen eine Betreuung über die Mittagszeit haben, und aber immer mehr, als<br />

das früher der Fall war, eben auch in die Abendstunden hinein. Das heißt ja nicht, dass<br />

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