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Die wissenschaftliche Begleitung des Stuttgarter Kinderhauses ...

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Anbieter und Nutzer: Ein Funktions- und Organisationssystem im Spannungsverhältnis<br />

der anderen“(Erz.2, ZN 138-139). <strong>Die</strong> von den Eltern geäußerte Befürchtung,<br />

dass die Kinder die Abholsituation der anderen Kinder als negativ erleben,<br />

wird hier nicht bestätigt. Allerdings kann dies auf eine gelingende Gestaltung<br />

der Übergangsphase von Seiten der pädagogischen Fachkräfte zurückgeführt<br />

werden.<br />

Interessant ist die Abholsituation am Abend. Hier nehmen alle Erzieherinnen<br />

sehr deutlich wahr, dass die Kinder mit dem „schlechten Gewissen“ der<br />

Eltern spielen. <strong>Die</strong> Kinder sind sehr sensibel gegenüber der Stimmung der<br />

Eltern und neben der Tatsache, dass sie sicher müde sind, nutzen sie die Situation<br />

oft aus. „Das Gehen (lachend) wird dann immer schwerer und die Konflikte<br />

heftiger als normal. Wenn’s dann darum geht, ‚trag mal deine Tasche’ (in weinerlicher<br />

Stimme): ‚Nein!’ Was sonst eigentlich normal wär’, wenn sie um fünf abgeholt werden,<br />

oder so“ (Erz.2, ZN 849-851). <strong>Die</strong> Tatsache, dass die Kinder nach Ankunft<br />

der Eltern teils quengelig sind und es so leicht zu einem Konflikt mit den<br />

Eltern kommt, ist ebenfalls auf ihre Müdigkeit zurückzuführen. Hier kommen<br />

das Spiel mit dem schlechten Gewissen und das mit dem Eintreffen der<br />

Eltern verbundene „Ende <strong>des</strong> Kita-Tages“ vermutlich zusammen.<br />

<strong>Die</strong> geschilderten Erfahrungen basieren mehrheitlich auf der Betreuung<br />

von einem Kind am Abend; das bedeutet, es gibt derzeit noch einige Unklarheiten,<br />

wie es aussieht, wenn mehrere Kinder am Abend anwesend sind,<br />

wenn beispielsweise die Alterspanne groß oder die Interessen unterschiedlich<br />

sind. Hier stellen sich dann sicher noch einmal andere Herausforderungen<br />

an die personelle Besetzung am Abend (s. dazu später Kapitel 3.5.4).<br />

3.5.2 <strong>Die</strong> Herausforderungen der Kurzzeitbetreuung<br />

<strong>Die</strong> fünf Plätze der Kurzzeitbetreuung sind in erster Linie für Eltern gedacht,<br />

die eine temporäre Betreuungslösung für ihr/e Kind/er suchen. Dabei<br />

kann „temporär“ eine Betreuung von wenigen Stunden an einem Tag bis<br />

hin zu mehreren Wochen (z.B. zur Überbrückung von Ferienzeiten) bedeuten.<br />

<strong>Die</strong> Familien, die bisher das Angebot genutzt haben, sind auch teils die<br />

„klassischen“ Fälle für die diese Plätze geschaffen wurden: von einer Mutter,<br />

die eine Übergangslösung zum Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt<br />

sucht, über jene, die beruflich eine Woche in Stuttgart ist, Familien, die nach<br />

Stuttgart ziehen und eine Wohnung suchen bis hin zur Familie aus dem<br />

Ausland, die für mehrere Wochen in der Stadt ist. Regelmäßig wird auf die<br />

Kurzzeitplätze im Rahmen der Abendbetreuung zurückgegriffen; hier ergänzen<br />

Eltern mit der Betreuung im Kinderhaus ihren regulären Kindergartenplatz.<br />

Insgesamt ist diese Nutzergruppe sehr heterogen, d.h. die Eltern<br />

greifen aus ganz unterschiedlichen Gründen auf das kurzfristig greifbare<br />

Angebot im Kinderhaus zurück. Damit erfüllt es den idealtypischen Charakter<br />

eine „Notfallbetreuung“: ein Anruf am Vortag oder Tag selbst reicht aus,<br />

um eine Lösung zu finden. Wie bereits in den Elterninterviews deutlich<br />

wurde, ist es gerade diese Kurzfristigkeit von ungemeinem Wert, da es ihnen<br />

eine gewisse Sicherheit vermittelt, „für den Fall der Fälle“, etwas verfügbar<br />

zu haben.<br />

In der Gestaltung dieses Angebotes haben die Erzieherinnen ganz unterschiedliche<br />

Erfahrungen sammeln können. Wie gut sich die Kinder auf diese<br />

Betreuungslösung einlassen können hängt von folgenden Faktoren ab: 1.<br />

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