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Die wissenschaftliche Begleitung des Stuttgarter Kinderhauses ...

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Anbieter und Nutzer: Ein Funktions- und Organisationssystem im Spannungsverhältnis<br />

vative Grundhaltungen sind hier ein Motiv für fehlen<strong>des</strong> Engagement und<br />

kontroverse Diskussionen in den Runden der Kirchengremien.<br />

Als Informantin über den kirchlichen Träger kristallisieren sich durch die<br />

Schilderungen der Befragten zwei wichtige Aspekte heraus: erstens, das Familienbild<br />

der Kirche ist zwar in einem Veränderungsprozess, aber in Diskussionen<br />

werden immer wieder implizite konservative Grundhaltungen über<br />

ein bestimmtes Familienbild, die Rolle der Mutter und die Betreuung<br />

der Kinder deutlich. Zweitens, erweist sich die Einbindung von Ehrenamtlichen<br />

bei Entscheidungsfindungen, die eines professionellen Fachverständnisses<br />

und Hintergrundwissens bedürfen, als schwierig. Aus Sicht der Befragten<br />

stellt das fehlende Fachverständnis nicht selten einen Hemmschuh<br />

für den Anstoß notwendiger Veränderungsprozesse dar. Aber auch die Überlastung<br />

der Pfarrer sowie die fehlenden personellen Ressourcen führen<br />

auf Seiten <strong>des</strong> Trägers häufig dazu, dass neue Entwicklungen eher als Belastung<br />

empfunden werden. In ihrer Tätigkeit als Fachberatung erweist sich<br />

der Zugang zu diesem Trägerfeld teils als schwierig; angesichts der differierenden<br />

Haltungen zum Thema Kinderbetreuung hängt einiges vom Engagement<br />

Einzelner ab.<br />

Um zukünftige Herausforderungen, wie den demographischen Wandel,<br />

die wachsende Bedeutung frühkindlicher Förderung und die veränderten<br />

Unterstützungsbedarfe von Familien, erfolgreich bewältigen zu können, ist<br />

aus Sicht der Befragten eine „völlig neue Organisationsstruktur notwendig“ (ZN<br />

506). Denn was die Organisations- und Finanzierungsstrukturen angeht, so<br />

kommt die befragte Expertin zu demselben Schluss wie der zweite Vorsitzende<br />

der Kirchengemeinde auch. „Kirche leidet an einem Strukturproblem, an einem<br />

Trägerstrukturproblem. Und <strong>des</strong> ist wirklich ein Leiden.“ (ZN 223-224) Zwar<br />

versucht die Befragte immer wieder den Träger an seine Verantwortungen<br />

zu erinnern und Konsequenzen seines Handelns oder auch Nicht-Handelns<br />

aufzuzeigen, aber fehlende personelle wie finanzielle Ressourcen bleiben als<br />

Grenzen bestehen.<br />

In den Ausführungen <strong>des</strong> interviewten zweiten Vorsitzenden der Kirchengemeinde<br />

und der Fachberatung der Caritas lassen sich große Schnittmengen<br />

ausmachen. So teilen sie im Wesentlichen die Einschätzungen, dass<br />

die Kirche ein wichtiger gesellschaftspolitischer Akteur auf dem Feld der<br />

Kindertagesbetreuung ist. Um aber weiter Agieren zu können, sollten zukünftig<br />

zum einen Haltungen zu Familienbildern überprüft und zum anderen<br />

strukturelle Veränderungen vorgenommen werden. Nur dann kann die<br />

Kirche ihren Zielen gerecht werden und handlungsfähig sein.<br />

Kinderbetreuung als soziale <strong>Die</strong>nstleistung auf einem kostentransparenten<br />

Markt: <strong>Die</strong> I.S.AR München gGmbH<br />

Interessant ist nun, dass der Kooperationspartner der Kirchengemeinde<br />

mit Blick auf <strong>des</strong>sen Gründungsgedanken (vgl. Kapitel 1.2) einen fast gegenläufigen<br />

Denk- und Handlungsansatz verfolgt. Zwar ist die I.S.AR.<br />

München gGmbH als Anbieter <strong>des</strong> Betreuungsangebotes gemeinnützig, aber<br />

dies wurde nur angenommen, um eine Projektförderung der Stadt Stuttgart<br />

erhalten zu können (vgl. Kapitel 2.1 Akzeptanz von „Staatsknete“) und damit<br />

die Ausgangssituation für die Betreuungsangebote zu verbessern. Denn<br />

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