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Die wissenschaftliche Begleitung des Stuttgarter Kinderhauses ...

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Anbieter und Nutzer: Ein Funktions- und Organisationssystem im Spannungsverhältnis<br />

keit der Kurzzeitbetreuung wird von den Eltern sehr häufig als Notfallbetreuung<br />

genutzt, wo je nach Situation in erster Linie die Bedürfnisse <strong>des</strong><br />

Kin<strong>des</strong> zählen – der Übergang in das Kinderhaus muss gestaltet und ein<br />

Vertrauen muss hergestellt werden. In dieser Situation den Anspruch auf<br />

Bildung <strong>des</strong> Kin<strong>des</strong> zu erheben, erscheint den beiden Befragten I.S.AR. als<br />

überzogen. Das Kind „braucht … eher Luft und Raum und Leben und hat mit der<br />

fremden Umgebung dann zu tun“ (ZN 462-463). Den Bildungsauftrag, verstanden<br />

als angeleitete Vermittlungssituation zwischen Kind und pädagogischer<br />

Fachkraft, sehen sie nicht als Auftrag der Kurzzeit- oder Abendbetreuung,<br />

sondern vielmehr sehen die Befragten in diesem Moment den Auftrag eher<br />

darin, dass das Kind spielerisch und gut versorgt wird und dass es seine<br />

Grundbedürfnisse erfüllen kann. „Und das ist für mich in dem Moment genügend<br />

Bildung“ (ZN 467-468).<br />

Da es dem Träger der erweiterten Angebote im Kinderhaus in erster Linie<br />

um eine bedarfs- und bedürfnisgerechte Betreuungslösung für Eltern<br />

und ihrer Kinder geht, stellen sich für das Verhältnis von Bildung und<br />

Betreuung keine Schwierigkeiten.<br />

„Ich sehe das unproblematisch. Ich sehe es von dem Moment an unproblematisch, in dem<br />

wir sagen, wir bieten eine gute Nachmittagsbetreuungsbetreuung an, wo wir verschiedene<br />

Angebote haben, wo wir auf die einzelnen Kinder eingehen können, wo wir einen Betreuungsschlüssel<br />

haben, der es ermöglicht, der Erzieherin individuell auf die Bedürfnisse einzugehen.<br />

Wir sind aber nicht der Meinung, dass jede Minute Bildung passieren muss.“<br />

(ZN 444-448, I.S.AR.)<br />

<strong>Die</strong> Tatsache, dass das Verhältnis von Bildung und Flexibilität keine<br />

Problematisierung aus Sicht <strong>des</strong> Befragten erfährt, liegt in dem eher sozialpädagogischen<br />

Anspruch der Angebote begründet. Den Kindern Zeit und<br />

Raum für ihre Bedürfnisse zu lassen, gemeinsam mit der Erzieherin und den<br />

anderen Kindern eine erlebnisreiche und entspannte Zeit zu verbringen, ist<br />

der von I.S.AR. formulierte Auftrag. Das soziale Miteinander ist hier wichtiger<br />

als gezielte Bildung. Ferner sprechen sich auch die Vertreter von I.S.AR.<br />

grundsätzlich gegen ein verschultes Bildungsverständnis im frühpädagogischen<br />

Bereich aus. Im Kinderhaus, wie bei den anderen Leistungen, die das<br />

Institut bietet, ist die Förderung der kindlichen Lernbereitschaft ein Ansatzpunkt<br />

für pädagogisches Handeln. Das bedeutet, die Rahmenbedingungen<br />

für Kinder zielen in erster Linie auf die Motivation und Ansprache ihrer<br />

Lernbereitschaft ab.<br />

Aus Sicht der Befragten verfolgt I.S.AR. damit weniger ein pädagogisches<br />

Konzept, sondern vielmehr einen sozialpädagogischen Anspruch. Qualität<br />

in der Kinderbetreuung definiert sich mit Blick auf die erweiterten Angebote<br />

zum einen durch die Befriedigung kindlicher Bedürfnisse sowie der Ansprache<br />

seiner Interessen bei der Gestaltung der Angebote. Zum anderen<br />

umfasst aber auch Flexibilität den Qualitätsanspruch, denn wenn neue Lösungen<br />

für die Lebens- und Arbeitssituation der Eltern erforderlich sind, so<br />

erfordert dies eine Reaktion von Seiten der sozialen Infrastruktur. Ein Konflikt<br />

ergibt sich nicht damit, diese beiden Anforderungen zusammen zu<br />

denken, sondern vielmehr mit dem curricularen Verständnis von Bildung,<br />

welches I.S.AR. auch für Regelangebote am Tag nicht teilt. Trotz <strong>des</strong> diffe-<br />

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