22.02.2013 Aufrufe

Die wissenschaftliche Begleitung des Stuttgarter Kinderhauses ...

Die wissenschaftliche Begleitung des Stuttgarter Kinderhauses ...

Die wissenschaftliche Begleitung des Stuttgarter Kinderhauses ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Anbieter und Nutzer: Ein Funktions- und Organisationssystem im Spannungsverhältnis<br />

Je nachdem wie eingespielt der Alltag für die Kinder ist, sind diese teils<br />

irritiert, wenn sich Abläufe ändern. So berichtet Frau Fammels, dass ihr<br />

Sohn eigentlich an drei ausgewählten Tagen nach der Schule ins Kinderhaus<br />

geht, sie in dieser Woche aber ihre <strong>Die</strong>nstzeit getauscht hat und ihr Sohn<br />

entsprechend an einem anderen Tag ins Kinderhaus geht.<br />

„Weil er übernachtet oft entweder bei einem Freund oder bei den Großeltern und<br />

wird eh schon so ... ich sage mal ‚hin und her geschoben’ und hat jetzt auch diese<br />

Woche das völlig durcheinander gebracht, ist am Mittwoch in den Hort, obwohl er<br />

hätte nach Hause kommen müssen. Heute habe ich es ihm auf die Hand geschrieben<br />

wo er heute hin muss, weil er ... weil es halt einfach ...“ (I: „In der Routine so<br />

drin so“.) „Ja, so hin und her ist und ...“ (Frau Fammels, ZN 411-418)<br />

Durch die flexiblen Arbeitszeiten von Frau Fammels entsteht häufig ein<br />

Betreuungsbedarf, der über das Angebot vom Kinderhaus hinausgeht; z.B.<br />

beginnen die Arbeitszeiten mittags und enden gegen 22.00 Uhr, ähnlich<br />

verhält es sich bei einem <strong>Die</strong>nst am Wochenende. <strong>Die</strong>se Zeiten werden<br />

dann durch Großeltern, Freunde <strong>des</strong> Kin<strong>des</strong> oder eine Babysitterin abgedeckt.<br />

Wenngleich Frau Fammels auf mehrere Betreuungsressourcen zurückgreift,<br />

legt sie sehr viel Wert auf die Vertrautheit der Betreuungsperson<br />

sowie die klare Absprache und Vereinbarung mit ihrem Kind. Der Alltag<br />

scheint, trotz verschiedener Betreuungsvarianten, für das Kind fest eingespielt<br />

zu sein, so dass Abweichungen nicht immer gleich so „verinnerlicht“<br />

werden – und so Notizen auf der Hand zur Erinnerung notwendig sind.<br />

Grundsätzlich fällt auf, dass Eltern Veränderungen im Alltag mit ihren<br />

Kindern absprechen, nicht nur, weil die Kinder diese „Informiertheit“ einfordern,<br />

sondern die Abstimmung mit Kindern – wie oben im Beispiel von<br />

Frau Fammels – ist notwendig für einen funktionierenden Familienalltag.<br />

Damit die Kinder die Gelegenheit haben, sich auf ihren Tag im Kinderhaus<br />

oder mit der Babysitterin, den Großeltern oder Freunden einzustellen, wissen<br />

sie in der Regel Bescheid, wann sie länger im Kinderhaus bleiben, wer<br />

sie wann abholt oder bei wem sie den Abend verbringen – es sei denn, es<br />

kommt kurzfristig etwas dazwischen.<br />

„Was ihm wichtig ist, ist dass er weiß, jemand holt ihn ab. Wenn ich das bin<br />

dann also, weil ich das nicht so oft bin und dann natürlich wenn ich ihn mal früher<br />

abhole.“ (Frau Cramer, ZN 222-223)<br />

„Das weiß er. Er weiß, wer heute kommt, wann man heute kommt. Dass, wenn<br />

man sagt, man holt ihn früher ab, das aber immer sein kann, dass es dann doch<br />

nicht ganz klappt, aber man versucht es und so. Also das ... das weiß er schon.“<br />

(Frau Bauer, ZN 521-529)<br />

Damit nehmen die Eltern den Wunsch der Kinder, über die Planungen<br />

im Betreuungsalltag informiert zu sein, ernst. Es kann zwar auch vorkommen,<br />

dass das Kind die getroffene Absprache wieder vergisst; dies ändert<br />

jedoch nichts am Grundsatz, dass für Eltern wie Kinder die Verständigung<br />

über Alltagsabläufe, feste Zeiten und damit verbundene gemeinsame Rituale<br />

einen verlässlichen Platz haben. Während für die Eltern dadurch eine gewisse<br />

Verbindlichkeit entsteht – „man versucht“ pünktlich zur vereinbarten Zeit<br />

123

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!