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Die wissenschaftliche Begleitung des Stuttgarter Kinderhauses ...

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Anbieter und Nutzer: Ein Funktions- und Organisationssystem im Spannungsverhältnis<br />

indirekten Einflussfaktoren, wie der sozialen Kontrolle unterliegen. Geprägt<br />

sind diese von normativen Vorstellungen über Familie, dem Umfang mütterlicher<br />

Erwerbstätigkeit und die Betreuung der Kinder. Obwohl derzeit in<br />

der politischen Diskussion immer wieder stark gemacht, verfügen Eltern in<br />

vielerlei Hinsicht eben noch nicht über diese Wahlfreiheit.<br />

Während sie insgesamt die Stoßrichtung der aktuellen Diskussionen in<br />

der Familienpolitik begrüßen, sind die Eltern zugleich aber auch skeptisch.<br />

Der Ausbau von Angeboten der Kinderbetreuung ist zwar ständig Thema,<br />

unklar bleibt aber immer wieder die Finanzierung dieser Leistungen. Mit<br />

Blick auf die Qualität der Angebote sehen die Eltern die aktuellen Zielsetzungen<br />

eher kritisch.<br />

„Also, ich habe ein bisschen Sorge, dass jetzt einfach mehr (betont) gemacht werden<br />

soll, aber für weniger Geld, was mit Sicherheit auf die Qualität gehen wird. Und so sehe<br />

ich eigentlich alle Entwicklungen. So sehe ich auch diese Schulbetreuung, Betreuung an<br />

der Grundschule. Das ist eine grauenhafte Geschichte, wenn man sich überlegt, was die<br />

da für welches Geld und mit wem machen. Dann möchte ich’s eigentlich lieber nicht, ehrlich<br />

gesagt. Und hier geht mir das auch manchmal so, dass ich denke ja, mh, wenn’s<br />

dann halt jetzt um jeden Preis alles irgendwie geöffnet werden soll, dann irgendwie (betont)<br />

abgedeckt und irgendwie bloß damit man sagen kann, ja, man hat lange Öffnungszeiten,<br />

bei so geschickten Personalstunden. Dann wäre es mir lieber, es wäre wieder so wie<br />

vorher und man arrangiert sich dann so, dass man auch mit der Qualität auch auf einen<br />

bestimmten Level ist, dass man denkt, ja, man kann sich noch was raussuchen, was nen<br />

Anspruch hat oder man kann durch einen persönlichen Verzicht vielleicht auch erreichen,<br />

dass dem Kind mehr zu Gute kommt, oder wie auch immer. Aber wenn man das dann<br />

gar nicht mehr kann, wenn einfach dann alles - in Anführungszeichen - gut wird, kinderfreundlich,<br />

aber halt auf nem Level, was, also, ich nicht akzeptabel find, dann mag’ ich’s<br />

nicht haben.“ (E 8, ZN 578-592)<br />

<strong>Die</strong>ser längere Zitatausschnitt verdeutlicht, dass sich viele Eltern einen<br />

Ausbau von Betreuungsangeboten wünschen, diese angesichts sich wandelnder<br />

Lebensentwürfe und der Erwerbstätigkeit von Müttern als Unterstützung<br />

benötigen – aber nicht um jeden Preis. Qualität bedeutet diesem<br />

Verständnis nach, „dass dem Kind mehr zu Gute kommt“, dass Rahmenbedingungen<br />

geschaffen werden, die es ermöglichen den Interessen und Bedürfnissen<br />

der Kinder gerecht zu werden. Dass dies bei einem gleichzeitigen<br />

Ausbau von Angeboten nicht kostenneutral geschehen kann, ist offensichtlich.<br />

Eine Konsequenz, die Eltern anhand der Einführung <strong>des</strong> Elterngel<strong>des</strong><br />

beobachten, ist, dass vorhandene Gelder umverteilt, dem einen genommen<br />

und dem anderen gegeben werden, ohne dass mehr Geld in das gesamte<br />

System der Familienförderung fließt. Somit fordern die Eltern, dass die Politik<br />

nicht nur rhetorisch, sondern auch finanziell ihren Schwerpunkt bei<br />

den Kindern und ihren Familien setzt. Durch kurzfristige Umschichtungen<br />

im System wird den Familien weder effektiv noch langfristig geholfen.<br />

Mit Blick auf die Ausgestaltung der Angebote in der Kindertagesbetreuung<br />

legen die Eltern also nicht nur Wert auf die Quantität, sondern die Sicherung<br />

von Rahmendingungen für die Gewährleistung von Qualität ist<br />

letztlich zentral – auch für das Nutzungsverhalten der Eltern. Demnach<br />

wird klar von der Politik gefordert, dass sie ihren Akzent auf die frühe<br />

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