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Die wissenschaftliche Begleitung des Stuttgarter Kinderhauses ...

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Anbieter und Nutzer: Ein Funktions- und Organisationssystem im Spannungsverhältnis<br />

nien bewertet wird. Als gemeinsamer Nenner lässt sich festhalten, dass die<br />

Entstehung <strong>des</strong> Trägermodells von allen als „eine Reaktion auf“ etwas zurückgeführt<br />

wird. <strong>Die</strong> bestehenden Defizite in den Finanzierungs- und Organisationsstrukturen<br />

werden von fast allen, bis auf das Jugendamt in Stuttgart,<br />

als Ursache benannt. Da fehlende Ressourcen derzeit keine eigenständigen<br />

Innovationen im Regelsystem zulassen, bietet die Kooperation, neben<br />

den oben genannten Herausforderungen, auch Chancen und Potentiale.<br />

3.1.5.2 Zeitlich flexible Angebotsstrukturen im Spannungsfeld: Flexibilität als<br />

Widerspruch zu Bildung und Qualität in der Kinderbetreuung?<br />

In der Fachpraxis wird das Thema der Ausweitung und Flexibilisierung<br />

von Angeboten der Kinderbetreuung durchaus kontrovers diskutiert. Dabei<br />

bewegen sich Argumente für oder gegen diese Angebote häufig im Spannungsfeld<br />

der (Un-)Vereinbarkeit von Bildung und Flexibilität, Sicherung<br />

<strong>des</strong> Kin<strong>des</strong>wohls und der Konsequenzen für die Qualität im pädagogischen<br />

Angebot bei veränderten Organisationsstrukturen. Vorstellungen darüber, in<br />

welcher Form die Bildung, Betreuung und Erziehung zeitlich organisiert<br />

wird, sind stark gebunden an den akteursspezifischen Zugang zu diesem<br />

Thema sowie die daran geknüpften Interessen an Kinderbetreuung. In Verbindung<br />

mit den bereits aufgezeigten Argumentationslinien und Handlungslogiken<br />

der Befragten, wird bei der Frage der Relevanz zeitlich flexibler Angebotsstrukturen,<br />

ebenfalls deutlich, wie facettenreich das Verständnis von<br />

Bildung, Qualität und Flexibilität ist.<br />

Aus Sicht der Unternehmen (IHK und Bosch) stellt sich angesichts der<br />

Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt und ihrem Interesse an der Vereinbarkeit<br />

von Familie und Beruf für ihre Fachkräfte überhaupt nicht die Frage,<br />

ob die Angebote zeitstrukturell verändert werden sollen oder nicht.<br />

Vielmehr stellt dies aus ihrer Perspektive eine Grundvoraussetzung für ein<br />

bedarfsgerechtes Betreuungssystem dar. Flexibilität wird hier als wichtige<br />

Dimension von Qualität benannt; verändern sich die Lebens- und Arbeitsbedingungen<br />

von Familien, so formulieren die Befragten Vertreterinnen<br />

entsprechenden Handlungsbedarf auf der Seite der öffentlichen Bildungsund<br />

Betreuungsangebote für Kinder. Unverständnis wird den von Jugendamt,<br />

Politik oder auch pädagogischen Fachkräften geäußerten Bedenken<br />

entgegen gebracht, dass das pädagogische Konzept der Einrichtungen nicht<br />

kompatibel ist mit mehr Flexibilität in den Angebotsstrukturen.<br />

„Es gibt ja hier Kitas, wenn sie da ihr Kind morgens 10 Minuten zu spät bringen, dann<br />

können sie es gerade wieder mitnehmen, weil dann das pädagogische Konzept schon angefangen<br />

hat! – da stört das Kind dann nur! Also, auf beide Bedenken stoße ich immer<br />

wieder. So nach dem Motto: jetzt will die Wirtschaft auch noch bestimmen, wie die Kinder<br />

betreut werden. Nur, ich will ja nicht, dass die Wirtschaft das bestimmt, sondern das<br />

sollen ja die Eltern bestimmen, was für sie das Beste ist.“ (ZN169-174, IHK)<br />

In den Ausführungen wird deutlich, dass pädagogisch begründete Kritik<br />

an flexiblen Angeboten bei Unternehmen nur begrenzten Anklang findet.<br />

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