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Die wissenschaftliche Begleitung des Stuttgarter Kinderhauses ...

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Anbieter und Nutzer: Ein Funktions- und Organisationssystem im Spannungsverhältnis<br />

im Kinderhaus zu sein –, können die Kinder sich auf die Vereinbarungen<br />

einstellen und sich bei „nicht Einhaltung“ entsprechend „beschweren“.<br />

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass entgegen der Vermutung,<br />

dass Eltern mit flexiblen Arbeitszeiten den Betreuungsplan der Kinder entsprechend<br />

flexibel gestalten, sich für das befragte Sample genau das Gegenteil<br />

heraus kristallisiert: je flexibler die Arbeitszeiten, <strong>des</strong>to mehr versuchen<br />

die Eltern einen verlässlichen und stabilen Betreuungsplan für die Kinder zu<br />

erstellen. Dabei wird nicht nur darauf geachtet, dass sich das Kind in einer<br />

vertrauten Umgebung mit ebenso vertrauten Personen befindet (z.B. Großeltern<br />

oder die seit Jahren eingesetzte Babysitterin), sondern im Familienalltag<br />

nimmt das Einhalten fester Zeiten, Routinen und Rituale sowie die Absprache<br />

mit den Kindern selbst einen hohen Stellenwert ein.<br />

3.4.2.2 Das Kinderhaus als Teil eines ‚Betreuungspatchworks’<br />

Wenngleich das Kinderhaus einen Großteil der Kinderbetreuung im Alltag<br />

der befragten Familien abdeckt, reichen die Angebote im Kinderhaus alleine<br />

nicht aus, um Beruf und Familie miteinander zu vereinbaren. <strong>Die</strong>s trifft teils<br />

bei Vollzeit arbeitenden oder allein erziehenden Eltern zu; besondere Herausforderungen<br />

ergeben sich dabei für SchichtdienstlerInnen, denen ein institutionelles<br />

Angebot am frühen Morgen (vor 6.30 Uhr), nach 20 Uhr und<br />

am Wochenende fehlt. So stellt die Abendbetreuung im Kinderhaus bereits<br />

ein Entgegenkommen für die betroffenen Eltern dar, aber fällt der Spätdienst<br />

auf den Samstag, so ergeben sich erneut zeitliche Lücken, die dann<br />

durch private Lösungen überbrückt werden müssen.<br />

„Also ich bräuchte halt den Tag und bräuchte dann trotzdem noch mal ... glaube<br />

ich, ab 16:00 Uhr ... müsste ihn dann irgendwohin bringen. Also oder halt doch<br />

wieder Babysitter dann oder Großeltern. Und dann bringe ich ihn lieber gleich zu<br />

den Großeltern. Dass er dann halt den ganzen Tag da ist.“ (Frau Fammels,<br />

ZN 396-400)<br />

Um ein unnötiges Hin und Her zu vermeiden, greift Frau Fammels lieber<br />

direkt auf die Großeltern zu, die sie insbesondere am Wochenende bei der<br />

Betreuung unterstützen. Wenngleich sie sicher zur Zielgruppe der erweiterten<br />

Angebote gehört, reicht dieses angesichts ihrer Arbeitszeiten wiederum<br />

nicht aus. Demnach sind die erweiterten Betreuungsangebote bereits auf<br />

dem richtigen Weg, aber die Ausgestaltung der Zeiten stellt für die Eltern,<br />

die in Schicht- und Wochenenddiensten arbeiten einen Knackpunkt dar.<br />

Auch wenn es mit einem zusätzlichen Organisationsaufwand verbunden ist,<br />

müssen Eltern in dieser Situation wieder auf private Ressourcen zurückgreifen,<br />

wie Großeltern oder Freunde.<br />

„Wenn es wirklich mal ganz ganz schwierig werden würde, wie jetzt zum Beispiel<br />

am Samstag haben wir so einen Fall. Ich komme erst spätestens ... oder frühestens<br />

21:00 Uhr nach Hause, weil die Sonne leider erst um 20:30 Uhr untergeht, aber<br />

er muss um halb acht abends, also 19:30 Uhr das Haus verlassen, weil sein<br />

Nachtdienst um 20:00 Uhr beginnt. Das heißt, unser Kind wäre dort anderthalb<br />

Stunden irgendwie alleine. Ja? Also da ... das sind halt so Extremsachen, wo ich<br />

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