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Die wissenschaftliche Begleitung des Stuttgarter Kinderhauses ...

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<strong>Die</strong> gemeinsame Zeit am Abend wird folglich als sehr intensiv beschrieben,<br />

weil sich die Erzieherin lediglich auf ein oder vielleicht zwei Kinder<br />

konzentrieren muss. <strong>Die</strong>s schafft eine vertraute Atmosphäre zwischen<br />

Fachkraft und Kind; beide Seiten haben die Gelegenheit zum ungestörten<br />

Spiel, das durch niemand anders gestört oder bestimmt wird. <strong>Die</strong> Fachkräfte,<br />

und dies klingt im ersten Zitat auch an, richten ihre Aktivitäten am Abend<br />

in erster Linie an den Bedürfnissen und Interessen <strong>des</strong> Kin<strong>des</strong> aus.<br />

Wenngleich mittlerweile bei Kindern, die regelmäßig kommen, schon mal<br />

etwas geplant wird, machen die Erzieherin die Gestaltung <strong>des</strong> Abends abhängig<br />

von der Tagesform und den Wünschen <strong>des</strong> Kin<strong>des</strong> bzw. zu welchen<br />

Dingen es sich noch begeistern lässt. Eltern wie Erzieherinnen berichten,<br />

dass dies sehr gut bei den Kindern ankommt. Sie genießen die Tatsache, eine<br />

Erzieherin für sich alleine zu haben und in einer überschaubaren Runde<br />

ist es möglich, in Ruhe Abendbrot zu besorgen, gemeinsam zu zubereiten<br />

und zu essen. Dabei beobachten die Fachkräfte, dass es insbesondere interne<br />

Kinder genießen, das Kinderhaus mit seinen Räumen, Spielbereichen<br />

und -möglichkeiten ganz für sich alleine zu haben: keiner stört oder nimmt<br />

etwas weg. Das Kinderhaus wird in dieser Abendzeit noch einmal ganz anders<br />

erlebt.<br />

Aber die Erzieherinnen bleiben nicht immer im Kinderhaus mit den<br />

Kindern, denn sie haben die Erfahrung gemacht, dass es auch gut ist, noch<br />

einmal raus zu gehen. So unternehmen die Erzieherinnen kleine Ausflüge<br />

mit den Kindern, z.B. in die Nahe gelegene Bauernhalle, um Zutaten für das<br />

Abendbrot zu besorgen oder zum Bahnhof, um dort beim Abendbrot auch<br />

gleich Züge zu schauen. Ebenso beliebt ist ein Ausflug in die Bücherei, damit<br />

die Kinder sich dort ein Buch als gemeinsame Lektüre nach dem Abendbrot<br />

aussuchen können usw. Voraussetzung für einen Aufenthalt außerhalb<br />

<strong>des</strong> <strong>Kinderhauses</strong> ist allerdings immer die Zeitabsprache mit den Eltern.<br />

Insgesamt hat es sich bisher bewährt, den Abend ausklingen zu lassen<br />

und sich dabei ganz auf das bzw. die anwesenden Kind/er zu konzentrieren.<br />

Da die Gestaltungsinitiative <strong>des</strong> Kin<strong>des</strong> ernst genommen und aufgriffen<br />

wird, kann es vorkommen, dass sich die Aktivitäten am Abend auf Zug<br />

spielen, Buch lesen oder Kassette hören beschränken. <strong>Die</strong> Aktivitäten am<br />

Abend zusammengefasst: Reden, essen und ein bisschen spielen, in (beinahe)<br />

ungeteilter Aufmerksamkeit.<br />

Bisher haben die Erzieherinnen noch keine negativen Erfahrungen bei<br />

der Betreuung der Kinder am Abend gemacht. Manche Kinder leben am<br />

Abend noch einmal richtig auf und werden teils aufnahmefähiger als am<br />

Nachmittag. Für die Fachkräfte ist dies auch ein Zeichen dafür, dass die<br />

Kinder es gewohnt sind, um diese Zeit (von einer Babysitterin oder den<br />

Großeltern) betreut zu werden oder später ins Bett zu gehen. Dass es den<br />

Kindern am Abend in dieser vertrauten Atmosphäre gut gefällt, machen die<br />

Erzieherinnen auch daran fest, dass die Kinder bereits im Tagesverlauf zu<br />

ihnen kommen und kundtun, dass sie heute länger mit ihr im Kinderhaus<br />

bleiben und fragen, wann die anderen Kinder (endlich) gehen und sie alleine<br />

spielen können. „Es gibt auch Kinder, die quasi damit angeben, ich bleib heut länger<br />

und ich hab nachher die und die ganz für mich allein. Da merkt man dann so den Neid<br />

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