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Die wissenschaftliche Begleitung des Stuttgarter Kinderhauses ...

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Anbieter und Nutzer: Ein Funktions- und Organisationssystem im Spannungsverhältnis<br />

Forderung den Wert sozialer Arbeit zu steigern, was aus Sicht der Befragten<br />

nur möglich ist, wenn Kosten transparent sind und die Aufgaben in erster<br />

Linie von qualifizierten Professionellen bewältigt werden. In dem Zitat wird<br />

deutlich, dass sie das Ehrenamt nicht per se in Frage stellen, sondern es gilt<br />

eher zu diskutieren, in welchem Verhältnis <strong>des</strong>sen Funktion zu Professionellen<br />

steht und wo auch die Grenzen ehreamtlicher Tätigkeiten auszumachen<br />

sind. Dass auch von Seiten der Kirchenvertretungen diese Problematik<br />

– v.a. mit Blick auf bestehende Organisationsschwierigkeiten – benannt<br />

wird, weist auf die Brisanz dieser Thematik für die Funktionslogik <strong>des</strong> sozialen<br />

Sektors hin.<br />

In ihren Ausführungen plädieren die Befragten letztlich für eine Öffnung<br />

<strong>des</strong> sozialen Marktes und einem „Leben in Konkurrenz“ (ZN 317) mit<br />

den traditionellen Trägern, wie Wohlfahrtsverbänden und Kirchen. <strong>Die</strong>se<br />

Konkurrenz zuzulassen geht einher mit weit reichenden Veränderungen in<br />

der Organisationslogik <strong>des</strong> bestehenden sozialen Sektors sowie den Handlungsstrategien<br />

der dort involvierten Akteure. An dieser Stelle wird erneut<br />

die Grundhaltung von I.S.AR. deutlich: so sehen sich die Vertreter als Anbieter<br />

sozialer <strong>Die</strong>nstleistungen auf einem konkurrierenden Markt. Erfolgreich<br />

können sie auf diesem lediglich sein, wenn sie die Kosten für die Leistung<br />

klar beziffern und zugleich durch eine hohe Professionalität die Qualität<br />

dieser Leistung sichern. Dass Konkurrenz nicht die Überlegung ausschließt,<br />

„wie man auch mal miteinander ein Angebot stellen kann“ (ZN 318-319),<br />

wird in der Kooperation mit der Kirchengemeinde deutlich. Inwiefern differierende<br />

Handlungsansätze und -strategien sich langfristig in einem gemeinsamen<br />

Angebot, wie den erweiterten Betreuungsangeboten im Kinderhaus,<br />

übereins bringen lassen, wird sich zukünftig zeigen. Welche Reibungspunkte<br />

auftreten, wird im nächsten Teil der Auswertung deutlich.<br />

3.1.3.2 Sektor 2: Unternehmen<br />

Familienfreundliche Personalpolitik: Eine Strategie zur Sicherung<br />

qualifizierter Fachkräfte im Bosch-Unternehmen<br />

Im Gespräch mit den beiden Unternehmensvertreterinnen wurde deutlich,<br />

dass familienfreundliche Personalpolitik bereits seit Anfang, Mitte der<br />

1990er Jahre auf der betrieblichen Agenda steht. Auf Initiative der Geschäftsführung<br />

hin wurde das Projekt „Chancengleichheit“ gestartet, welches<br />

nach Aussagen der Befragten zwei Ziele verfolgt: erstens, die Gewinnung<br />

und Förderung von Frauen im Bosch Unternehmen sowie zweitens,<br />

die Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf für die Mitarbeiter/innen.<br />

Dass das Thema der Kinderbetreuung hier an Bedeutung<br />

gewonnen hat, machen die beiden Vertreterinnen in erster Linie an den fehlenden<br />

Angeboten und der schlechten Versorgungsquote in Stuttgart bzw.<br />

Baden-Württemberg fest. Da die fehlenden Alternativen in der Kinderbetreuung<br />

eine „echte Katastrophe“ (ZN 264) seien, formulieren die Befragten<br />

die Notwendigkeit, dass das Unternehmen seine Mitarbeiter/innen stärker<br />

in der Vereinbarkeit unterstützt. Zwar sehen sie die Bereitstellung von Angeboten<br />

der Kinderbetreuung als originäre Aufgabe <strong>des</strong> Staates bzw. der<br />

Kommune an, aber angesichts der von ihnen umschriebenen ‚Betreuungs-<br />

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