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Die wissenschaftliche Begleitung des Stuttgarter Kinderhauses ...

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Anbieter und Nutzer: Ein Funktions- und Organisationssystem im Spannungsverhältnis<br />

In den Ausführungen wird deutlich, dass das Lan<strong>des</strong>jugendamt durchaus<br />

offen für neue Wege und Angebotsformen ist. Doch seine Aufgabe ist es,<br />

die dafür notwendigen Qualitätsstandards und Rahmenbedingungen zu<br />

definieren. Um Potentiale und Grenzen der Flexibilität in der Kinderbetreuung<br />

auszuloten und diese Definitionen vornehmen zu können, setzt das<br />

Lan<strong>des</strong>jugendamt auf die Förderung von Modellprojekten, wie im Kinderhaus<br />

Regenbogen. <strong>Die</strong> hier gesammelten Erfahrungen und fachlichen Erkenntnisse<br />

bieten aus Sicht der Befragten eine hilfreiche Orientierung.<br />

An Qualitätsstandards festzuhalten bzw. neue festzulegen, ist angesichts<br />

<strong>des</strong> steigenden politischen Drucks keine leichte Aufgabe: um den Ausbauprozess<br />

zu beschleunigen, ist bereits oft die Forderung laut geworden, Standards<br />

in den Einrichtungen zu senken. Aber auch gegenüber der politischen<br />

Ebene versucht das Lan<strong>des</strong>jugendamt deren Notwendigkeit zu verdeutlichen.<br />

Aufgrund ihres Überblickes können die Befragten deutlich ein Spannungsverhältnis<br />

zwischen Realität und Anspruch ausmachen: einerseits gibt<br />

es die Entwicklungen in der Praxis, in den Kita’s vor Ort, die wiederum mit<br />

neuen fach<strong>wissenschaftliche</strong>n Ansprüchen konfrontiert werden und sich<br />

zugleich aber in den durch die politische Ebene zur Verfügung gestellten<br />

Rahmenbedingungen bewegen. Inwiefern die Strategie der Beratung und Information<br />

diese Spannungen beeinflussen kann, bleibt abzuwarten.<br />

3.1.4 Erstes Zwischenfazit<br />

Durch die Darstellung der unterschiedlichen Handlungskontexte der befragten<br />

ExpertInnen ist bereits deutlich geworden, welche akteursspezifischen<br />

Ziele und Interessen mit der Kindertagesbetreuung verbunden werden. So<br />

lassen sich zwischen dem traditionellen und neuen Trägern Spannungsverhältnisse<br />

ausmachen, die auf die Mischung von gemeinwohlorientierten Zielen<br />

mit marktorientierten Funktionsmechanismen (u.a. Wettbewerb, Rentabilität-<br />

bzw. Profitorientierung) zurückzuführen sind (vgl. Kapitel 2.1). Interessant<br />

bei der Trägerkooperation ist nicht nur, dass ein jeweils ganz anderer<br />

Entstehungshintergrund bei den Akteuren besteht, sondern auch, dass die<br />

I.S.AR. München gGmbH in Abgrenzung oder als Gegenstück zu dem traditioneller<br />

Träger entstanden ist. Während die „Politik <strong>des</strong> Karitativen“ (vgl.<br />

Akteursbeschreibung) stark von I.S.AR. kritisiert wird, ist das kirchliche<br />

Handeln von karitativen Motiven geprägt. Kinderbetreuung wird dem kirchlichen<br />

Verständnis folgend auch nicht als eine <strong>Die</strong>nstleistung auf dem sozialen<br />

Markt verstanden, sondern als eine sozialstaatliche Leistung für die<br />

Menschen, die diese unterstützend benötigen.<br />

Wie in der Darstellung <strong>des</strong> heuristischen Analyserahmens „Welfare mix“<br />

bereits deutlich wurde, sind es genau diese „feinen Unterschiede“ in der Art<br />

und Weise der Bereitstellung einer sozialen (<strong>Die</strong>nst-)Leistung, wie der Kinderbetreuung,<br />

die zu Widersprüchen und Unstimmigkeiten zwischen den<br />

Akteuren führen können.<br />

Eine weitere „Konfliktlinie“ lässt sich zwischen der Funktionslogik<br />

kommunaler Verwaltung und dem Agieren der Unternehmen ausmachen.<br />

Ein Kristallisationspunkt hierfür stellt das Kita-Gesetz dar: hier stehen sich<br />

zwei Seiten gegenüber, die nur ein begrenztes Verständnis für den jeweils<br />

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