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Die wissenschaftliche Begleitung des Stuttgarter Kinderhauses ...

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Anbieter und Nutzer: Ein Funktions- und Organisationssystem im Spannungsverhältnis<br />

Kita ist, immer auf die Wandlungsprozesse und Gegebenheiten <strong>des</strong> Arbeitsmarktes<br />

zu reagieren und welche ungewollten Effekte damit verbunden<br />

sein könnten. Von einem Elternteil wird in diesem Zusammenhang folgende<br />

Vermutung formuliert:<br />

„Also, ich möchte zu Hause schon auch Zeit mit meinem Kind verbringen oder mit meinen<br />

Kindern, wenn’s irgendwie geht. Sag ich mal, da genieße ich das auch, da habe ich<br />

das auch mal gerne, dass ich abends auch noch zwei, drei Stunden mit den Kindern hab’.<br />

Allein <strong>des</strong>halb, also, wenn ich da jetzt noch einen Abendtermin hab, ja gut, aber da<br />

schlafen se dann auch meistens schon. Das finde ich, ist auch für die Familie wichtig, die<br />

Zeit dann zu Hause zu haben. Sicher, das ist dann auch eine gesellschaftliche Frage, wie<br />

sich das dann auch weiter entwickelt, der Bedarf, oder dass noch mehr Flexibilität gefragt<br />

ist. Sicher man denkt ja auch, der Bedarf der Eltern ist wichtig, irgendwann spielt dann<br />

aber auch der Bedarf <strong>des</strong> Kin<strong>des</strong> eine Rolle. Spätestens, das schlägt dann irgendwann auf<br />

die Eltern zurück, wenn er da zu sehr das ausreizt.“ (E 3, ZN 202-211)<br />

<strong>Die</strong> hohen Anforderungen, die an ArbeitnehmerInnen formuliert werden,<br />

stehen teils in einem gewissen Widerspruch zu dem, was Eltern mit ihren<br />

Kindern leben möchten: sie möchten Zeit miteinander und für einander<br />

haben. Das bedeutet, dass eine immer weitergehende Abstimmung von sich<br />

wandelnden Arbeitszeiten mit dem System der Kinderbetreuung die Ambivalenz<br />

in sich birgt, dass diese Zeiten zwar nun vereinbar sind, die gemeinsame<br />

Familienzeit aber dadurch abnimmt.<br />

Demzufolge wünschen sich Eltern eine Balance zwischen öffentlicher<br />

und privater Verantwortung in der Kinderbetreuung, in der die Bedarfe<br />

der Eltern und der Kinder ihre Berücksichtung erfahren. In Abstimmung mit<br />

ihren Arbeitszeiten brauchen Eltern Unterstützung, die aber wiederum nicht<br />

so weit führen soll, dass das Leben der Kinder sich alleine in der Institution<br />

Kita abspielt. <strong>Die</strong> Eltern fordern zugleich ein bedarfsgerechtes Betreuungsangebot<br />

im Gleichgewicht mit ihrer eigenen Verantwortung als Eltern. Dass<br />

sie selbst wichtigster Akteur in dieser Herstellung von Ausgewogenheit zwischen<br />

privaten und öffentlichen Lösungen sind, wird deutlich von den Befragten<br />

formuliert: sie wollen weiterhin das „Zepter der Kinderbetreuung“<br />

in der Hand halten.<br />

„Und ob’s dem Kind schadet, das müssen die Eltern entscheiden. Also, zum einen, wird<br />

es von Kind zu Kind unterschiedlich sein und je nachdem, wie auch die Familie ist. Das<br />

kann man nicht im Voraus sagen.“ (E 2, ZN 276-278)<br />

Eltern wollen nicht aus der Verantwortung für ihre Kinder genommen<br />

werden, so lässt sich zusammenfassend feststellen. Sie möchten als wichtigste<br />

Bezugspersonen oder Ansprechpartner für ihre Kinder darüber entscheiden<br />

können, wann sie auf ein öffentliches Betreuungsangebot zurückgreifen<br />

und zu welchen Zeiten sie lieber eine private Form finden. Um diese Wahlfreiheit<br />

ausüben zu können, müssen erst einmal verschiedene Möglichkeiten<br />

geboten werden. Darüber hinaus wird deutlich, dass Familien infrastrukturelle<br />

Unterstützung bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf brauchen,<br />

dabei gilt es aber nicht die Logik <strong>des</strong> Familienlebens und die Bedarfe der<br />

Kinder aus den Augen zu verlieren. Auch wenn sich die Anforderungen von<br />

Seiten der Arbeitgeber und die damit verbundene Ausgestaltung von Arbeitsplätzen<br />

verändert haben, kann dies nicht damit einhergehen, dass El-<br />

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