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Die wissenschaftliche Begleitung des Stuttgarter Kinderhauses ...

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Anbieter und Nutzer: Ein Funktions- und Organisationssystem im Spannungsverhältnis<br />

gen, die durch einen Schulbesuch entstehen, werden in der Gestaltung der<br />

Betreuungszeiten berücksichtigt. Eine institutionelle Betreuung am Abend<br />

verlängert die Zeit am Tag, in der das Kind unterwegs ist und sich in einem<br />

öffentlichen Raum bewegt, der aus Sicht der Eltern nicht die „erholsame“<br />

Atmosphäre bietet, wie der private Raum einer Wohnung. Demzufolge besteht<br />

ein gewisses Verständnis darüber, was eine „kindgerechte“ Betreuung<br />

ist und was nicht. So haben manche der befragten Eltern einen Betreuungsbedarf<br />

am Abend, diesen lösen sie jedoch – soweit möglich – über private<br />

Ressourcen, damit das Kind seinen „gewohnten“, „erholsamen“ Abendverlauf<br />

zu Hause hat. Hinzu kommt der „Tapetenwechsel“ von der Kita nach<br />

Hause. Auf die Frage, was die Motive dafür sein könnten, eher private Lösungswege<br />

für die Betreuung der Kinder am Abend gewählt werden, antwortete<br />

ein Elternteil:<br />

„Also, ich glaub dann ganz einfach, ein Ortswechsel ist dann mal gut. Mmh, also, wenn<br />

sie dann schon so lange hier [im Kinderhaus, Einschub NK] sind, so sieben, acht<br />

oder neun Stunden, dann das ist eine kleinere, überschaubarere Atmosphäre, wie eine<br />

Wohnung. Also, das ist, glaube ich, wichtig, dass würde mir selber auch so gehen. Dass<br />

ich dann auch mal so einen Tapetenwechsel bräuchte.“ (E 3, ZN 71-75)<br />

<strong>Die</strong>se Sichtweise geht erneut von der jetzigen Situation der Eltern aus, in<br />

der flexible oder variable Arbeitszeiten kaum eine Rolle bei den befragten<br />

Eltern spielen. So sind die Kinder der Befragten tagsüber in der Kita bzw.<br />

Schule und die institutionelle Betreuung am Abend bildet eher einen Zusatz,<br />

als dass sich Zeiten verschieben.<br />

Folglich spielt die Sorge bezüglich einer Überforderung oder Erschöpfung<br />

der Kinder in die Argumentation hinein. Hinzu kommt, dass die Eltern<br />

von ihren eigenen Bedürfnissen her ableiten, dass das Kind einen „Feierabend“<br />

in den Vorzügen der heimischen Atmosphäre braucht. Demnach<br />

gibt es Tageszeiten, zu denen die Eltern eine Betreuung im privaten Raum<br />

bevorzugen. In der Regel lösen die Befragten derzeit auf diesem Weg ihren<br />

Betreuungsbedarf – entweder durch einen Babysitter, Großeltern oder in<br />

Absprache mit dem/r Partner/in. So wird dem Kind die Möglichkeit eröffnet,<br />

am Abend den Wechsel in den privaten Raum mit seinem regulären<br />

Abendablauf zu erfahren. Auf diesem Wege ist es, so die Argumentation,<br />

dann ausgeruht und fit für den nächsten Tag, insbesondere, wenn das Kind<br />

zur Schule geht und hier einem restriktiverem Zeitrahmen folgen muss, als<br />

dies im Kinderhaus der Fall ist.<br />

Das oben zitierte Elternteil beschreibt diese Vorstellung <strong>des</strong> Übergangs<br />

von der Kita nach Hause als einen „Tapetenwechsel“; ein Begriff der umgangssprachlich<br />

verbunden wird mit Urlaub, etwas Positivem, wie einen<br />

Freizeitausflug und damit verbundener Abwechslung in der Routine <strong>des</strong> Alltags.<br />

In diesem Zusammenhang ist die Abendbetreuung zu Hause eben die<br />

angenehme Abwechslung zur ganztägigen Betreuung an fünf Tagen die Woche<br />

im Kinderhaus. <strong>Die</strong>se bildliche Beschreibung unterstreicht ein weiteres<br />

Mal, dass sich der Erwerbs- und Familienalltag der anwesenden Eltern immer<br />

noch im gegebenen „Regelrahmen“ <strong>des</strong> <strong>Kinderhauses</strong> bewegt; der Bedarf<br />

nach erweiterten Betreuungsangeboten aufgrund veränderter Arbeits-<br />

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