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Die wissenschaftliche Begleitung des Stuttgarter Kinderhauses ...

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Anbieter und Nutzer: Ein Funktions- und Organisationssystem im Spannungsverhältnis<br />

Ja, also, ich glaube, da sind wir einfach alle noch nicht soweit, dass wir das auch so akzeptieren.“<br />

(E 1, ZN 287-295)<br />

Interessant ist an dieser Stelle, dass von Seiten der Eltern artikuliert wird,<br />

dass sie selbst auch „noch nicht soweit sind“ ohne Vorbehalte und Bedenken<br />

die erweiterten Angebote nutzen zu können. <strong>Die</strong>se Haltung, erzeugt<br />

durch äußeren Druck <strong>des</strong> sozialen Umfel<strong>des</strong> und den „inneren“ Druck, der<br />

aufgrund eigener Bedenken entsteht, lässt die Eltern in eine zwiespältige Situation<br />

kommen. Damit scheint die Zurückhaltung der Befragten bei der<br />

Nutzung der Angebote nicht verwunderlich; ihr eigenes Nutzerverhalten<br />

sowie ihre Einstellungen zur außerfamilialen Kinderbetreuung sind ebenso<br />

geprägt von normativen Wertvorstellungen, von Vorstellungen über eine<br />

„kindgerechte“ Betreuung und Arbeitszeiten. Angesichts der derzeitigen Seltenheit<br />

erweiterter und flexibler Angebote in der Kita-Landschaft, ist es einfach<br />

nicht üblich, sein Kind zu jeder Zeit institutionell betreuen zu lassen.<br />

Dass sich solche Vorbehalte im Laufe der Zeit lösen würden, wenn die erweiterten<br />

Öffnungszeiten mehr zur Normalität gehören, zeigt sich an der<br />

Stelle, wo die Eltern über die Verlängerung der Kernbetreuungszeit diskutieren.<br />

„Das Angebot ist ja schon sehr breit und die Praxis zeigt, die Kinder nehmen die ganz<br />

frühen wie die ganz späten Zeiten nur in Ausnahmefällen in Anspruch. Nur, wenn<br />

wirklich ein außerordentlicher Bedarf da ist, wenn überhaupt. Jetzt schon sind die Kernzeiten<br />

tatsächlich von neun bis fünf, und so halb sechs. So, ich finde, das könnte man eventuell<br />

noch erweitern, so bis sechs, das fänd’ ich nicht schlecht, vielleicht sogar halb sieben.<br />

Aber das würde reichen. Morgens finde ich’s eigentlich auch gut.“ (E 3, ZN 265-<br />

271)<br />

„Gerade ist es ja auch schon gefallen, wenn man die Regelzeit schon ausdehnen würde, bis<br />

über 17.30h oder 18.30h, dann würde sich aus unserem Kreis vielleicht auch schon mehr<br />

tun. Weil man sich dann noch in der ‚Regel’ befindet, in der Regelzeit. Das ist alles so<br />

das Gesamtbildnis, was da auch eine Rolle spielt, ja. Und heute ist halt um 17.30h<br />

Schluss und da will man auch irgendwie sein Kind aus der Kita holen und man hat fast<br />

schon, manchmal vielleicht ein schlechtes Gefühl dabei, wenn das Kind noch eine Stunde<br />

länger hier ist, weil man weiß eigentlich ist 17.30h Schluss. Aber wenn’ s schon die Regelzeit<br />

wäre bis 18h, dann wäre es Vielen vielleicht auch egal, wenn es nicht mehr<br />

17.30h, sondern 18h wäre. Und <strong>des</strong>halb meine ich, es ist immer die Frage, was ist wirklicher<br />

Bedarf und wie spiegelt er sich wider. Und ich glaube, dass er sich momentan (betont)<br />

noch nicht widerspiegelt.“ (E 1, ZN 301-311)<br />

Bereits bei den Schilderungen über die „Stoßzeiten“ im Tagesablauf ist<br />

deutlich geworden, dass die Kernzeit eine Art „sozial akzeptierter<br />

Betreuungsrahmen“ für das Nutzerverhalten der Eltern darstellt. Sich in<br />

diesem zu bewegen, zieht noch keine Sanktionen aus dem sozialen Umfeld<br />

mit sich. Eine Ausweitung dieser Kernzeit würde entsprechend eine reguläre<br />

Nutzung ermöglichen – ohne dass es gleich ein „Notfall“ sein müsste. Neben<br />

den Kosten und den Bedenken bezüglich <strong>des</strong> Kin<strong>des</strong>wohls spielt die<br />

soziale Kontrolle und das Bewerten von „normalen“ oder „außergewöhnlichen“<br />

Betreuungszeiten eine wichtige Rolle für die Inanspruchnahme der<br />

Angebote. <strong>Die</strong> Befürwortung der erweiterten Angebote bewegt sich in ei-<br />

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