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Die wissenschaftliche Begleitung des Stuttgarter Kinderhauses ...

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die sie dann auch kennen und das hilft den Kindern zum Beispiel schon, weil jetzt<br />

dann den ganzen Tag im Freispiel zu sein, ist oft eine Überforderung für grad<br />

kleine Kinder, die neu hier sind. Aber das ist eigentlich auch so das Gängige, was<br />

wir hier mit unseren Kindern bei der Eingewöhnung auch machen. Das unterscheidet<br />

sich nicht wirklich. Wichtig ist eben, dass sie einen orientierenden und<br />

Halt gebenden Rahmen haben und den einfach auch erfahren und wissen, was<br />

kommt nacheinander. Das gibt einfach Sicherheit.“ (Erz.1, ZN 276-291)<br />

Für Kinder in der Kurzzeitbetreuung ergibt sich nun die Herausforderung,<br />

dass diese unter Umständen nicht regelmäßig oder mit mehrtägigen<br />

bis wöchentlichen Pausen dazwischen im Kinderhaus sind. So kann es<br />

durchaus vorkommen, dass die Fachkräfte viel Aufwand verwenden, um auf<br />

Vergangenes oder bereits Bekanntes für das Kind wieder aufzubauen. Je<br />

nach Situation und Persönlichkeit <strong>des</strong> Kin<strong>des</strong>, ist die Eingewöhnungsphase<br />

mit einiger Anstrengung für alle Beteiligten sowie einer langen Zeitspanne<br />

verbunden.<br />

Mit Blick auf die Logik der Kurzzeitbetreuung, nämlich schnell eine flexible<br />

Betreuungslösung zu haben, ergibt sich hinsichtlich <strong>des</strong> Übergangs für<br />

kleine Kinder ein Dilemma: einerseits soll es eine unkomplizierte, familienunterstützende<br />

Hilfe geben, zum anderen brauchen kleine Kinder aber Zeit,<br />

um sich mit der neuen Umgebung und den neuen Menschen um sie herum<br />

vertraut zu machen. <strong>Die</strong> Loslösung von der Mutter und der Aufbau einer<br />

Vertrauensbeziehung zu einer Erzieherin (und auch anderen Kindern)<br />

braucht eine Weile und ist, wie wir wissen, nicht auf Knopfdruck herzustellen.<br />

Es stellt sich nun die Frage, wie an diesem Punkt der Bedarf (externer)<br />

Eltern mit den Bedürfnissen der Kinder übereins gebracht werden kann.<br />

Den Fall, dass ein Kind die Einrichtung nicht kennt, ist angesichts der benannten<br />

Logik <strong>des</strong> Angebotes, nicht auszuschließen. Denkbar wäre, dass bei<br />

Eltern, die wissen, dass sie im „Fall der Fälle“ auf das Angebot zurückgreifen<br />

würden, das Kind die Einrichtung in Form eines Schnupperbesuches<br />

einmal kennen lernt, bestenfalls über einige Zeit hinweg. <strong>Die</strong>se Strategie<br />

wurde in einem Fall auch umgesetzt, nur dann ergab sich zum einen das<br />

Problem der Kosten und zum anderen, dass es für die Mutter angesichts ihrer<br />

Lebenssituation aber genau die gebotene Flexibilität benötigte.<br />

„Genau so haben wir das dann auch gemacht und genau das ist der Punkt, aber<br />

das konnten die damals auch nicht bezahlen und das war das Problem. <strong>Die</strong> haben<br />

versucht, ihn regelmäßig zu bringen, das hat aber nicht funktioniert, weil sie arbeitet<br />

dann auch noch als Sängerin, also sie arbeitet dann mal heute, mal morgen.<br />

Das ist nicht so ganz klar, wann und wo, und von daher brauchen die eigentlich<br />

dieses flexible Angebot. Aber das Kind macht halt nicht mit in dem Sinne.“<br />

(Erz.1, ZN 331-336)<br />

An Beispiel tritt das Spannungsfeld zwischen den (Zeit-)Bedürfnissen der<br />

Kinder und der Flexibilität, die Eltern unterstützt, besonders deutlich hervor.<br />

Derzeit lösen die Erzieherinnen dies durch eine besonders intensive<br />

<strong>Begleitung</strong> <strong>des</strong> einzugewöhnenden Kin<strong>des</strong>. Aber dies erfordert natürlich eine<br />

hohe Personalkapazität und ist auch nur möglich, wenn nicht mehrere<br />

Kinder zugleich in dieser Betreuungsform einzugewöhnen sind. Selbst wenn<br />

sich das Spannungsfeld nicht ganz aufzulösen ist, gilt es zukünftig zu über-

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