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Die wissenschaftliche Begleitung des Stuttgarter Kinderhauses ...

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Anbieter und Nutzer: Ein Funktions- und Organisationssystem im Spannungsverhältnis<br />

aus Sicht der beiden Befragten ist es eigentlich ein zentraler Ansatz von<br />

I.S.AR., sich als Akteur in der <strong>Die</strong>nstleistungsgesellschaft etablieren ohne<br />

dabei in Abhängigkeit von den Leistungen <strong>des</strong> Staates zu stehen. So formulieren<br />

die Befragten die Kritik, dass die Kosten für soziale Leistungen im<br />

heutigen Wohlfahrtsstaat nicht transparent gemacht werden: „bei den Wohlfahrtsverbänden<br />

verschwinden Geldbeträge hinter einer ‚Nebelwolke’“ (ZN 322-323)<br />

ohne, dass der tatsächliche (Markt-)Wert sozialer Arbeit deutlich wird. Und<br />

dies ist das zentrale Handlungsmotiv der I.S.AR. München gGmbH: ihre<br />

Strategie ist es, durch die Transparenz der Kosten den Wert sozialer Arbeit<br />

für die Gesellschaft sichtbar zu machen.<br />

Damit verbunden formulieren die Befragten auch die Forderung, dass<br />

soziale Arbeit einen anderen Stellenwert in der Gesellschaft erhalten muss,<br />

„denn das ist knallharte Arbeit“ (ZN 326). Neben der Intransparenz der Kosten<br />

trägt die sozialstaatlich verankerte Haltung der „Politik <strong>des</strong> Karitativen“<br />

(ZN 285) eher dazu bei, dass soziale Arbeit aus Nächstenliebe und ehrenamtlicher<br />

Hilfe besteht. <strong>Die</strong>se karitative Verwurzelung sozialer Leistungen,<br />

wozu eben auch die Leistung der Kinderbetreuung zählt, ist aus Sicht der<br />

Befragten eine weitere Ursache für die fehlende Anerkennung und unzureichende<br />

Vergütung dieser Leistungen. „Bei uns sollte man jetzt mal klar beschreiben,<br />

was soziale <strong>Die</strong>nstleistung für einen Wert hat und aus dem immer Karitativen, <strong>des</strong><br />

immer umsonst, muss das mal rauskommen.“ (ZN 293-294). Folgt man dieser Argumentationslinie,<br />

dann erscheint die chronische Unterfinanzierung als angelegter<br />

Fehler im sozialen System. I.S.AR. nähert sich diesem Thema aus<br />

einer (sozial-) marktwirtschaftlich geprägten Perspektive, bei der es darum<br />

geht, den Wert sozialer Arbeit zu steigern – ideell wie finanziell.<br />

Damit verbinden die beiden Vertreter ebenfalls den Anspruch an die<br />

Professionalität der Akteure; die Aufgabenbereiche sozialer Arbeit sind<br />

komplex und erfordern durchdachtes, bewusstes Handeln. Demzufolge ist<br />

es aus Sicht der Befragten auch nicht möglich, dass diese Arbeiten beliebig<br />

von jedem übernommen werden können. Damit verbunden ist ebenfalls eine<br />

Kritik an der Ehrenamtlichenstruktur in der Kirchengemeinde:<br />

„Ich weiß nicht, ob ehrenamtliche Kirchengemeinderäte die gesamte Problematik überblicken<br />

und die können dann bei Entscheidungen ein Veto einlegen! Ich meine einfach, da<br />

tut man auch wieder den Kindern keinen Gefallen! Da ist das Produkt Kindergarten etc.<br />

kann meines Erachtens nicht von Ehrenamtlichen ... geleitet werden. <strong>Die</strong> können da<br />

mitmischen, aber nicht in der Qualität. Und da ist auch wieder die politische Frage: Was<br />

für einen Wert hat Kindererziehung bei uns, wenn Ehrenamtlichkeit von 70-Jährigen –<br />

denen ich nichts in Abrede stellen möchte, die… Ehrenamtlichkeit ist ein anderes Produkt,<br />

worüber man reden sollte. Aber da mit reinreden, ich glaube, das ist einfach unheimlich<br />

schwierig. Und sich da dann ein Veto zu holen, wenn man da als Profi denkt,<br />

das wäre jetzt gut, das wäre jetzt notwendig und die sagen ‚nein’, aus welchen Gründen<br />

auch immer – also ich glaube auf Dauer…. Darüber muss man diskutieren.“ (ZN<br />

127-137)<br />

Um die Leistung oder das Produkt „Kinderbetreuung“ als soziale <strong>Die</strong>nstleistung<br />

am Markt etablieren zu können, formulieren die Vertreter von<br />

I.S.AR. die Voraussetzung durch Professionalisierung und Qualifizierung<br />

den Marktwert dieses Segments zu steigern. Damit verbunden ist erneut die<br />

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