22.02.2013 Aufrufe

Die wissenschaftliche Begleitung des Stuttgarter Kinderhauses ...

Die wissenschaftliche Begleitung des Stuttgarter Kinderhauses ...

Die wissenschaftliche Begleitung des Stuttgarter Kinderhauses ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Anbieter und Nutzer: Ein Funktions- und Organisationssystem im Spannungsverhältnis<br />

läuft, agieren die befragten Vertreterinnen der Unternehmen (IHK und<br />

Bosch) auch auf der politischen Ebene. Indem sie die Bedarfe ihrer MitarbeiterInnen<br />

an die Kommune vermitteln und Angebote einfordern, betreiben<br />

die befragten Unternehmen derzeit sehr stark Lobby-Arbeit. Ziel dieser<br />

politischen Arbeit bleibt, Druck auf die Kommune ebenso wie Bund und<br />

Land auszuüben.<br />

„Das ist so eine Dreifaltigkeit: da gibt’s die Unternehmen und da gibt’s den Bund, aber<br />

da gibt’s eben auch die Länder und Kommunen. Und die müssen halt auch mitziehen. Es<br />

geht nicht nur darum, finanzielle Möglichkeiten zu bieten, sondern es geht auch darum,<br />

das Thema der Betreuungsangebote irgendwie auszuweiten. Und wir bieten die betrieblichen<br />

Rahmenbedingungen, die bieten die finanziellen Möglichkeiten - vom Staat bzw.<br />

vom Bund. Aber diese Kinderbetreuungsmöglichkeiten, die müssen halt von den Kommunen<br />

kommen. Und das ist im Moment eine Katastrophe.“ (ZN 258-264)<br />

In dem Begriff der „Dreifaltigkeit“ wird deutlich, dass die Unternehmen<br />

sich schon mit in der Verantwortung sehen, den Ausbau der Betreuungsangebote<br />

voran zu treiben. Es entsteht hier allerdings der Eindruck, dass es<br />

der Bund und die Unternehmen sind, die sich in erster Linie bemühen. Wie<br />

hoch der Druck auf die Länder und Kommunen derzeit ist, tritt an dieser<br />

Stelle erneut hervor: die Unternehmen wollen jetzt mehr Angebote, während<br />

die Kommunen sich jedoch im Rahmen ihrer Gestaltungsregularien (z.B.<br />

Bedarfsplanung) und Finanzierungsmöglichkeiten bewegen müssen. Dass es<br />

hier zu Spannungen kommt, lässt sich eben auf diese unterschiedlichen<br />

Handlungs- und Organisationslogiken zurückführen.<br />

Wie von Seiten der freien Träger, wie der katholischen Kirche und auch<br />

der I.S.AR. München gGmbH, mit den Unternehmen zukünftig kooperiert<br />

werden kann, wird von den Befragten entsprechend ihres Handlungskontextes<br />

und -zieles unterschiedlich ausgelegt. Für den Befragten der Kirchengemeinde<br />

ist klar, dass der Staat sich nicht aus der Verantwortung für die Bereitstellung<br />

von Betreuungsangeboten zurückziehen kann, auch nicht bei<br />

den erweiterten Angeboten. Kinderbetreuung ist und bleibt damit aus Sicht<br />

<strong>des</strong> Befragten eine kommunale Aufgabe. Da er den Unternehmen einen<br />

profitorientierten Zweckopportunismus unterstellt, wünscht sich der Vertreter<br />

der Kirchengemeinde hier eher ein zurückhalten<strong>des</strong> Agieren.<br />

„<strong>Die</strong> tragenden Ideen unter die jungen Menschen schon bringen. Da habe ich einfach kein<br />

Vertrauen, dass die Unternehmen selber in der Lage wären, selber so eine Art Bildungsprogramm<br />

zu stellen, das auch andere Belange als den Profit berücksichtigt. Da sind<br />

meine Sorgen zu groß, ohne ein Feind der Wirtschaft sein zu wollen. Einfach die Ausrichtung-<br />

die Ausrichtung eines Betriebs ist immer der Profit. Und warum soll dann ein<br />

Kindergarten dann, der dort angeschlossen wird, dem Ziel nicht unterlegt werden. Das ist<br />

einfach die Frage.“ (ZN 545-551, KG)<br />

So lehnt der Befragte das Engagement der Unternehmen nicht ab, aber<br />

dennoch bleibt er skeptisch. Was die Bereitstellung der Kinderbetreuung<br />

angeht, so wird deutlich, dass im Grunde die gegebene Struktur aufrechterhalten<br />

werden soll: die öffentliche Hand (Land und Kommune) sind in der<br />

primären Finanzierungsverantwortung, während die Kirche, als gesellschaftspolitischer<br />

Akteur, die Trägerschaft übernimmt. Für Unternehmen<br />

83

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!