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Die wissenschaftliche Begleitung des Stuttgarter Kinderhauses ...

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Anbieter und Nutzer: Ein Funktions- und Organisationssystem im Spannungsverhältnis<br />

sicherlich nie ein Kinderhaus haben werde. Oder auch am Wochenende, wenn ich<br />

früh vom <strong>Die</strong>nst komme und er muss aber früh zu seinem <strong>Die</strong>nst. So was gibt es<br />

mal. <strong>Die</strong>se ganz frühen Zeiten von sieben bis um neun, das fehlt. Ja, sonst ... das<br />

... das wäre was, wo wir schon öfters gesagt hätten: ‚Mensch ... würde es das ab<br />

um sieben geben ... Das würde es leichter machen.’ So bittet man immer die<br />

Freunde, ob sie uns mal früher aufstehen könnten und mal Oliver mitnehmen.“<br />

(Frau Bauer, ZN 327-341)<br />

In den Schilderungen wird deutlich, dass es immer wieder zeitliche Lücken<br />

im Familienalltag gibt, die es zu überbrücken gilt. Einiges versuchen<br />

die Eltern selbst in gemeinsamer Absprache zu lösen, aber ohne die Unterstützung<br />

aus dem privaten Umfeld würde es teils wesentlich häufiger Probleme<br />

im Alltag geben.<br />

Folglich spielen, trotz der Erweiterung der Angebote im Kinderhaus, die<br />

„privaten Betreuungsressourcen“ im Umfeld, wie Großeltern, Freunde, Abstimmung<br />

der Partner untereinander, aber auch die Babysitterin eine elementare<br />

Rolle für das Betreuungsarrangement (s. hierzu auch<br />

Bien/Rauschenbach/Riedel 2006). Insbesondere bei den SchichtdienstlerInnen,<br />

wo weder der Früh- noch der Spätdienst durch die erweiterten Angebote<br />

abgedeckt werden kann, ist die Unterstützung aus dem privaten Umfeld<br />

erforderlich. Das setzt natürlich voraus, dass Familienmitglieder oder<br />

Freunde im näheren Umfeld wohnen und Zeit haben, die Betreuung <strong>des</strong><br />

Kin<strong>des</strong> zu übernehmen. Aktuelle Studien (u.a. BMFSFJ 2006; Schneider et<br />

al. 2001, 2002) verweisen jedoch immer wieder darauf, dass man dies angesichts<br />

der steigenden Mobilität der ArbeitnehmerInnen immer weniger voraussetzen<br />

kann.<br />

Hinzu kommt <strong>des</strong> Weiteren der damit verbundene Organisationsaufwand,<br />

denn bei der Betreuung <strong>des</strong> Kin<strong>des</strong> im privaten Umfeld müssen Absprachen<br />

getroffen und der Transport gesichert sein.<br />

„Ja, viel viel mehr Aufwand. Für die Kinder und für uns auch. Und dann müssen<br />

sie meistens durch die ganze halbe Stadt fahren, weil alle total verstreut wohnen,<br />

also es ist nicht so, dass jetzt gleich ums Eck jemand wohnt, wo man sagt, da<br />

kann man sie abgeben, also ... das wird schon sehr sehr ... also ich denke schon,<br />

zu neunzig Prozent im Kinderhaus abgedeckt.“ (Frau Alt, ZN 188-192)<br />

Da im befragten Sample mehrheitlich die Mütter für die Organisation der<br />

Kinderbetreuung zuständig sind, stellt sich immer die Frage, wie gut sie auf<br />

private Unterstützung im Umfeld zurückgreifen können. Zwar legen die Eltern<br />

auch Wert darauf, dass – wenn möglich – die Kinder Zeit mit den<br />

Großeltern und außerhalb <strong>des</strong> <strong>Kinderhauses</strong> verbringen, aber nicht immer<br />

lässt sich dies mit dem akuten Alltagsbedarf übereins bringen. Für den besagten<br />

Notfall haben die Eltern, insbesondere die allein Erziehenden, ein<br />

Netz an Betreuungsoptionen in ihrem privaten Umfeld aufgebaut.<br />

„Weil die ... wie gesagt, weil wenn die Babysitterin im Urlaub ist, dann brauche<br />

ich eh die Großeltern oder wenn die Großeltern im Urlaub sind, dann brauche ich<br />

halt die Babysitterin oder ... ja, es kann auch mal sein, dass er bei einer Freundin<br />

übernachtet oder ... oder dass eine Freundin hierher kommt oder so. Also man<br />

braucht dann immer schon eine Reserve.“ (Frau Fammels, ZN 228-232)<br />

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