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Die wissenschaftliche Begleitung des Stuttgarter Kinderhauses ...

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Anbieter und Nutzer: Ein Funktions- und Organisationssystem im Spannungsverhältnis<br />

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allen anderen Bereichen dispensieren. Und ehreamtlich könnte es man nur dann machen,<br />

wenn man so 60-70% einer Arbeitskraft hineinlegt in diese Aufgabe. (…) Also ich<br />

würde mir eine strukturelle Verbesserung wünschen, weiß aber, dass sie nur zu haben<br />

wäre um einen hohen Preis. Also, wenn man eine Stelle schaffen könnte in der Pfarrei,<br />

direkt beim Pfarrer zugeordnet zu dem ich dann auch Zugang hätte, wäre es meiner Meinung<br />

nach eine bessere Lösung, als die, die wir jetzt haben.“ (ZN 26-40)<br />

Damit leidet das kirchliche Agieren aus Sicht <strong>des</strong> zweiten Vorsitzenden<br />

unter den gegebenen Strukturbedingungen. Nicht zuletzt grenzen die anhaltenden<br />

Struktur- und Finanzierungsprobleme den Handlungsspielraum<br />

deutlich ein. Damit kann die Kirche als gesellschaftspolitischer Akteur nicht<br />

immer so vorgehen, wie sie es gerne im Rahmen ihres selbst gesetzten sozialen<br />

Auftrages gerne tun möchte. Der Befragte reflektiert diese Situation kritisch<br />

und bemängelt die Dominanz von Finanzierungsfragen gegenüber<br />

neuen, innovativen Vorhaben. Für ihn stellt sich nicht die Frage, ob Familien<br />

Unterstützung in der Vereinbarkeit von Familie und Beruf brauchen,<br />

sondern eher wie die Kirche diesem Unterstützungsbedarf gerecht werden<br />

kann. Für den Befragten bietet das Kooperationsprojekt stückweit einen<br />

Ausweg aus dem kirchlichen Dilemma der eingeschränkten Handlungsfähigkeit:<br />

durch die Kooperation wird es überhaupt erst möglich, ein solches<br />

Angebot in einer katholischen Einrichtung zu bieten.<br />

<strong>Die</strong> „Trägerberatungsorganisation“ Caritas: Bedarfsgerechtigkeit<br />

vermitteln<br />

Welche Auswirkungen die vom zweiten Vorsitzenden bereits benannten<br />

Strukturprobleme bei gleichzeitig ansteigenden fachlichen Anforderungen<br />

an die Kindertagesbetreuung haben, wird im Interview mit der Fachberatung<br />

der katholischen Kirche deutlich. Der Caritas Verband übernimmt in<br />

Stuttgart die Fachberatung aller katholischen Kindertageseinrichtungen sowie<br />

der katholischen Fachdienste. Dabei werden sowohl Kita-Leitungen beraten,<br />

pädagogische Fachkräfte begleitet und qualifiziert als auch Auseinandersetzungen<br />

mit VertreterInnen <strong>des</strong> kirchlichen Trägers geführt. Das ExpertInnenwissen<br />

der Fachberatung ist insofern spannend, als dass sie zuständig<br />

ist für beide Ebenen – Kita und Träger – und damit einen anderen<br />

Blick auf die Situation in den Kirchengemeinden und ihren Kita’s hat.<br />

Ähnlich, wie es der Vertreter der Kirchengemeinde bereits formulierte,<br />

hebt die interviewte Fachberatung ebenfalls die soziale Verantwortung der<br />

Kirche als gesellschaftlicher Akteur hervor. Was Kirche als Träger von<br />

Kinderbetreuung (oder auch anderer sozialer Angebote) besonders auszeichnet,<br />

ist aus Sicht der Befragten die Tatsache, dass der Mensch im Mittelpunkt<br />

der Angebote steht – und nicht, wie bei privaten Anbietern – der<br />

Profitgedanke.<br />

„Aber ich habe immer noch als vorderstes Prinzip bei kirchlichen Angeboten den Menschen<br />

und ich versuche dem Menschen adäquat zu begegnen, nämlich Gott sei Dank auch<br />

inzwischen fachlich, dass <strong>des</strong> fachlich auch so zum kirchlichen Angebot gehört und nicht<br />

bloß dieses ‚Nächstenliebe’. Also ‚Nächstenliebe’, das alleine ist auch zu wenig, aber im<br />

Vordergrund mit diesem Blick auf den Menschen und nicht mit dem ‚aha, da kann ich<br />

auch noch Geld verdienen’.“ (ZN 280-285)

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