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Die wissenschaftliche Begleitung des Stuttgarter Kinderhauses ...

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Anbieter und Nutzer: Ein Funktions- und Organisationssystem im Spannungsverhältnis<br />

<strong>Die</strong>s ist in erster Linie auf ihr Interesse an Kinderbetreuung zurückzuführen,<br />

nämlich berufstätige Mütter und Väter in ihrer Vereinbarkeit von Familie<br />

und Beruf zu unterstützen. Dass in diesem Zusammenhang gute und verlässliche<br />

Betreuungslösungen für Kinder gefunden werden müssen, schließt<br />

zum einen aus dieser Sicht Flexibilität nicht aus und zum zweiten bildet der<br />

Bedarf der Eltern und die damit verbundenen Ansprüche an das Betreuungsangebot<br />

einen Kern <strong>des</strong> Qualitätsverständnisses der befragten Unternehmensvertreterinnen.<br />

Während es von der Warte der Unternehmen eher eine organisatorische<br />

Frage scheint, wie Flexibilität und Bildung übereins zu bringen sind, wird<br />

von Seiten der Vertreterinnen <strong>des</strong> Jugendamtes diesbezüglich eher eine Widersprüchlichkeit<br />

dargestellt. Wenngleich anerkannt wird, dass der Bedarf<br />

nach zeitlich flexiblen Angebotsstrukturen steigt, überwiegen die Bedenken<br />

und Vorbehalte bezüglich ihrer strukturellen Umsetzung. Wie im Folgenden<br />

deutlich wird, zieht die Befragte eine Trennlinie zwischen dem organisatorischen<br />

Ansatz der Flexibilität und der inhaltlichen Gestaltung von Bildungsangeboten:<br />

das eine erscheint als Randthema, als Bedarf der Eltern, während<br />

letzteres zum Schwerpunkthema, als Bedürfnis der Kinder benannt wird.<br />

„Und, das finde ich muss man in dem Zusammenhang auch noch mal sagen, wir haben<br />

immerhin noch mal ein ganz anderes Schwerpunktthema. Nicht nur die Frage, wie flexibel<br />

sind die Betreuungsangebote, also Teilzeit, einzelne Tage oder samstags. Sondern im<br />

Moment haben wir natürlich auch ein großes inhaltliches Thema und das widerspricht<br />

sich natürlich – oder kann sich widersprechen – bei dieser enormen Flexibilität und das<br />

ist der Ausbau von Kindertageseinrichtungen zu Bildungseinrichtungen. Und da kommt<br />

man natürlich…, also früher hätte man gesagt, man kann diese Flexibilität nicht machen,<br />

weil die Kinder einfach eine Gruppensicherheit brauchen, ja. Es kann nicht sein,<br />

dass sich das ständig ändert, und so. Weil Kinder müssen, sonst hat man kein pädagogisches,<br />

kein gutes Betreuungssetting. Jetzt kommt noch dazu, wenn ich jetzt schon fast bis<br />

in Richtung Curriculum gehe, dann haben wir Kindertageseinrichtungen da kann man<br />

nicht sagen, der eine kommt von montags bis Mittwoch mittags und … also auf jeden<br />

Fall müsste man dann ein ganz anderes, ganz anders denken. Und der andere kommt<br />

von Mittwochnachmittag bis Freitag. Und, und, und. Das denke ich, ist jetzt noch mal<br />

ein anderes Thema, das jetzt noch dazu gekommen ist. Und wie das noch zu koppeln ist,<br />

da muss ich ehrlich sagen, da habe ich im Moment noch große Schwierigkeiten“ (ZN<br />

232-248, JA).<br />

In diesem langen Zitat wird deutlich, dass für die Befragten ein flexibles<br />

Betreuungssetting im Grunde nicht zusammen zu denken ist mit der Umsetzung<br />

von Bildungsangeboten bzw. der Förderung kindlicher Bildungsprozesse.<br />

Entgegen dem „unternehmerischen“ Verständnis von Qualität<br />

birgt eine zu stark flexibilisierte Angebotsstruktur aus Sicht der befragten<br />

Jugendamtsvertreterin die Gefahr, „kein gutes Betreuungssetting“ zu sein. Der<br />

starke Fokus auf Kontinuität und Regelmäßigkeit ist nicht zuletzt auch auf<br />

das curricular orientierte Bildungsverständnis der Befragten zurückzuführen.<br />

Das bedeutet, Bildung in Kindertageseinrichtungen findet im Rahmen präziser<br />

Regelungen über Bildungsinhalte und -ziele, über die Förderung kindlicher<br />

Bildungsprozesse und damit verbundener Folgen für institutionelle<br />

Organisationsformen statt. <strong>Die</strong> Erläuterungen der Befragten weisen auf den<br />

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