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Die wissenschaftliche Begleitung des Stuttgarter Kinderhauses ...

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Gesellschaftliche Ausgangslage und die Kontextbedingungen <strong>des</strong> Modellprojektes<br />

in der 8.000 Eltern mit Kindern unter 7 Jahren zu ihren Betreuungswünschen<br />

befragt wurden. Der Vergleich unterschiedlicher Bedarfskalkulationen<br />

(vgl. Rauschenbach/Riedel/Schilling 2007) macht trotz aller Unterschiedlichkeit<br />

deutlich, dass alle Daten auf eins hinweisen: den Ausbau von Bildungs-<br />

und Betreuungsangeboten für Kinder. Welche Herausforderungen<br />

und Anstrengungen damit verbunden sind, zeigt der aktuelle Bericht der<br />

Bun<strong>des</strong>regierung zum Stand <strong>des</strong> Ausbaus für ein bedarfsgerechtes Angebot<br />

an Kindertagesbetreuung für Kinder unter drei Jahren, der der benannten<br />

Zielerreichung ein eher ernüchtern<strong>des</strong> Urteil ausspricht (Bun<strong>des</strong>tag 2007).<br />

Insgesamt dominiert derzeit das Bemühen um den quantitativen Ausbau<br />

die politische Agenda. Dabei konzentriert sich die familienpolitische Debatte<br />

sehr stark auf die Verbesserung der infrastrukturellen Rahmenbedingungen<br />

für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf bzw. in vielen Regionen<br />

der (westlichen) Bun<strong>des</strong>republik soll diese mit der Unterstützung öffentlicher<br />

Angebote überhaupt ermöglicht werden. Nicht zu letzt hängt dies<br />

auch mit der vom Gesetzgeber vorgenommen Bedarfsdefinition im TAG<br />

zusammen, welcher vor allem an die Erwerbstätigkeit der Eltern gekoppelt<br />

ist (vgl. § 24 (3) SGB VIII).<br />

Trotz politischer Bestrebungen weisen aktuelle Studien (vgl. u.a. Bien/<br />

Rauschenbach/Riedel 2006) immer wieder auf das Spannungsverhältnis<br />

zwischen einem hohen, aber auch sehr differenzierten Bedarf von Eltern sowie<br />

den bestehenden Angeboten in der Kinderbetreuung hin. Nicht nur, dass<br />

Angebote in weiten Teilen der Bun<strong>des</strong>republik schlicht fehlen, der „Regelkindergarten“<br />

mit seinen recht starren und meist zu kurzen Öffnungszeiten<br />

dominiert die soziale Infrastruktur für Kinder und Familien maßgeblich.<br />

Somit gibt es nicht nur zu wenige, sondern auch zu unflexible Bildungs- und<br />

Betreuungsangebote (vgl. Fendrich/Pothmann 2006).<br />

Ein zeitlich starres und inflexibles Bildungs- und Betreuungsangebot ignoriert,<br />

dass auch berufstätige Eltern von den Wandlungsprozessen auf dem<br />

globalisierten Erwerbsmarkt betroffen sind. So ist die häufig von Müttern<br />

ausgeübte Teilzeiterwerbstätigkeit schon lange keine typische Halbtagsbeschäftigung<br />

am Vormittag mehr (vgl. Stöbe-Blossey 2004) und aktuelle Daten<br />

zur Lage und Struktur von Arbeitszeiten belegen, dass immer mehr Beschäftigte<br />

von „betrieblich bedingten Schwankungen <strong>des</strong> täglichen und wöchentlichen<br />

Arbeitszeitvolumens“ (Bauer/Munz 2005: 40) betroffen sind.<br />

Das bedeutet, die Arbeitszeitverteilung wird, neben dem tatsächlichen Arbeitszeitumfang,<br />

den betrieblichen Belangen angepasst und hat zu einer Ausbreitung<br />

von Schicht- und Wechseldienstsystemen sowie variablen Anfangs-<br />

und Endzeiten in den Arbeitszeiten geführt (vgl. Groß et al. 2007). In der<br />

heutigen Wissens- und <strong>Die</strong>nstleistungsgesellschaft sind immer mehr Branchen<br />

und Arbeitsmarktsektoren – neben dem traditionell bekannten<br />

Schichtdienst z.B. im Kranken- und Pflegebereich, der Gastronomie oder<br />

Polizei – von diesen Veränderungen betroffen. <strong>Die</strong>se Entwicklungen haben<br />

zur Folge, dass die Betreuungsbedarfe von Familien heute entsprechend ihrer<br />

Lebens- und Erwerbssituation sehr differenziert und vielschichtig sind:<br />

zu dem durchaus immer noch bestehenden „Regelbedarf“ einer „einfachen“<br />

(Ganz-)Tagesbetreuung benötigen Eltern ebenso Betreuungslösungen für<br />

ihre variablen Arbeitszeiten.<br />

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