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Die wissenschaftliche Begleitung des Stuttgarter Kinderhauses ...

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Anbieter und Nutzer: Ein Funktions- und Organisationssystem im Spannungsverhältnis<br />

Das Modellprojekt mit der Kirchengemeinde ist für I.S.AR. also auch eine<br />

Art Test oder Versuch, ob eine Kooperation mit einem traditionellen<br />

Träger gelingen kann. In den Ausführungen wird eine gewisse Offenheit<br />

signalisiert, was auch Teil der Unternehmensstrategie von I.S.AR. ist. Offenheit<br />

für neue Marktbereiche, neue Kooperationspartner und neues Kundenklientel.<br />

Um das Unternehmen in seiner Entwicklung langfristig zu sichern,<br />

müssen diese neuen Wege natürlich erfolgreich sein. Eine erfolgreiche<br />

Markterschließung setzt voraus, dass sich die Angebote irgendwann<br />

rechnen und I.S.AR. damit Geld verdienen kann.<br />

Wie eingangs erwähnt, ist die Gemeinnützigkeit nicht im Interesse <strong>des</strong><br />

Trägers; sie widerspricht dem Ziel, unabhängig vom Staat und dem dort<br />

verankerten Fördersystem zu sein und im Kita-System ökonomisch erfolgreich<br />

zu expandieren. <strong>Die</strong> von der Kirchengemeinde kritisch diskutierte<br />

Preisgestaltung stellt für I.S.AR. <strong>des</strong>halb eine betriebswirtschaftliche Notwendigkeit<br />

dar. Zum einen müssen, wie bei anderen Trägern auch, die Kosten<br />

für das Personal und die Anmietung der Räume etc. gedeckt werden.<br />

Ohne öffentliche Zuschüsse sind diese von den Nutzern zu tragen, den Familien<br />

und Unternehmen, die Betreuungsplätze für ihre MitarbeiterInnen<br />

unterstützen. Eine weitere preisliche Regulierung im Sinne einer Kostensenkung<br />

hängt von der Auslastung der Angebote ab: nutzen mehr Eltern das<br />

Angebot, dann könnte man über einen anderen Preis nachdenken. Aber<br />

zum Zeitpunkt der Befragung sind noch keine Alternativen in Sicht. „Wir<br />

starten mit dem Preis in den Markt und dann sehen wir, wie es sich entwickeln wird“<br />

(ZN 355-356).<br />

Zudem, und dies ist der andere Punkt, hat I.S.AR. nicht nur das Ziel,<br />

möglichst günstig den Familien ein Betreuungsangebot für ihre Kinder anzubieten,<br />

sondern langfristig damit Gewinne für das Unternehmen zu erwirtschaften.<br />

<strong>Die</strong> Angebote mit in die Regelförderung aufzunehmen, liegt<br />

demnach ganz und gar nicht im Interesse der I.S.AR. München gGmbH.<br />

„Das ist der Wirtschaftskreislauf: Kinder kosten einfach Geld und sollen auch Geld<br />

kosten. Das soll auch so sein. Und das muss man transparent machen, anders geht’s einfach<br />

nicht“ (ZN 367-368). Mit diesem Selbstverständnis vertritt auch I.S.AR.<br />

eine politische Haltung, nämlich, dass der Wert sozialer Arbeit grundsätzlich<br />

mehr geldwerter Anerkennung bedarf. <strong>Die</strong>s gelingt wiederum nicht, so lange<br />

die Kosten im derzeitigen Sozialsystem derart intransparent und Leistungen<br />

derart unterfinanziert bleiben. Wie das Kooperationsmodell mit der Kirchengemeinde<br />

als Teil <strong>des</strong> kritisierten Regelwerkes gelingen kann, wird davon<br />

abhängen, ob sich gemeinsame Ziele und Handlungsstrategien der beiden<br />

Akteure finden lassen.<br />

So ist es sicher eine Chance für I.S.AR. sich aufgrund der Schwachstellen<br />

<strong>des</strong> kritisierten öffentlichen Sektors ein neues Geschäftsfeld zu erschließen.<br />

Aber wie dies mit Blick auf die NutzerInnen <strong>des</strong> Angebotes – die teils als<br />

NutzerInnen <strong>des</strong> Regelangebotes ganz andere Preise zahlen – gelingen kann,<br />

wird eine Herausforderung werden. Dass dies ein Problem ist, was auch von<br />

Seiten der Eltern artikuliert wird, zeigen die Ausführungen zu den Elternbefragungen<br />

(vgl. Kap.3.2, 3.3 und 3.4). <strong>Die</strong> unterschiedlichen Herangehensweisen<br />

und Grundsätze der beiden Träger beinhalten, langfristig betrachtet,<br />

ein gewisses Konfliktpotential, beispielsweise bei der Frage, wie allen Familien<br />

in der Kirchengemeinde oder dem <strong>Stuttgarter</strong> Westen mit einem<br />

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