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Die wissenschaftliche Begleitung des Stuttgarter Kinderhauses ...

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Anbieter und Nutzer: Ein Funktions- und Organisationssystem im Spannungsverhältnis<br />

Planung bildet. <strong>Die</strong>ses eher verallgemeinernde Verfahren erfasst allerdings<br />

nicht die veränderten zeitlichen Bedarfe von Eltern; Eltern werden nicht<br />

selber befragt und ein angemessener Bedarf gelangt nur in die Planung,<br />

wenn die Fachkräfte einen festgestellten Bedarf auch in die Planung einbringen.<br />

Inwiefern dies tatsächlich immer geschieht, bleibt an dieser Stelle<br />

offen.<br />

Wenngleich dies im Interview nicht direkt von den Befragten geäußert<br />

wird, so deuten deren Ausführungen darauf hin, dass der (Arbeits-)Druck<br />

auf das Jugendamt und die Jugendhilfeplanung derzeit sehr groß ist. Politisch<br />

hat das Thema der Kindertagesbetreuung deutlich an Brisanz gewonnen.<br />

Neben dem Ausbau und Umbau von Angeboten, bestimmen u.a. Themen<br />

wie Bildung, Sprachförderung, Integrationsfragen, Kleinkindbetreuung,<br />

aber auch die Forderung nach mehr Flexibilität in der Kinderbetreuung die<br />

Agenda. Der Druck von Seiten der Unternehmen, die in politischen Gremien,<br />

wie dem Kuratorium „Kinderfreundliches Stuttgart“ oder dem<br />

Gleichstellungsbeirat vertreten sind, wächst dabei stetig. In diesem Punkt<br />

formulieren die Befragten den Vorwurf, dass die Unternehmen zwar mehr<br />

Kinderbetreuungsangebote fordern und in den politischen Diskussionen<br />

mitmischen, sich in Finanzierungsfragen aber wieder zurückziehen.<br />

„Und von daher wächst einfach die Nachfrage, ja der Druck von Unternehmen auf die<br />

Stadt ausreichend Angebote zur Verfügung zu stellen. Also, die mischen sich da auch<br />

ein, politisch. Sie halten sich relativ bedeckt, wenn es darum geht, was jetzt Betriebskindergärten<br />

angeht. Weil die Förderung haben wir. Wir haben nicht so viele. Das ist auch<br />

teuer für die Unternehmen und es ist auch <strong>des</strong>halb nicht sehr attraktiv, weil wir eigentlich<br />

nur <strong>Stuttgarter</strong> Kinder fördern und Unternehmen natürlich, die in Stuttgart ansässig<br />

sind, viele Pendler haben“ (ZN 179-185)<br />

An dieser Stelle wird der bereits von Seiten der Unternehmen benannte<br />

Konflikt der aktuellen Förderbedingungen von <strong>Stuttgarter</strong> und Nicht-<br />

<strong>Stuttgarter</strong> Kindern deutlich. Nicht zuletzt erklärt sich die Zurückhaltung<br />

der Unternehmen, einen Betriebskindergarten anzubieten, auch in dieser<br />

Förderlogik; die Kosten für Eltern und Unternehmen wären angesichts der<br />

fehlenden öffentlichen Zuschüsse vergleichsweise hoch. <strong>Die</strong> Förderstruktur<br />

stellt den „Sand im Getriebe“ dar: so stehen Unternehmen unter Druck ihre<br />

qualifizierten Fachkräfte zu halten und die Kommune steht ebenfalls unter<br />

dem Druck, die steigende Nachfrage ihrer BürgerInnen zu befriedigen und<br />

die Angebote unter den gegeben Ressourcen auszubauen. So wissen die beiden<br />

Befragten um „das Dilemma in der Förderstruktur“ (ZN 188-189), aber<br />

selbst wenn es diese nicht gäbe, schätzen sie die (dauerhafte) Finanzierungsbereitschaft<br />

der Unternehmen als sehr gering ein. Es treffen hier folglich<br />

zwei Systeme aufeinander, die nicht nur vollkommen unterschiedlich funktionieren<br />

(u.a. Planungs- und Umsetzungslogik, Zielgruppe/Bezugsgruppe:<br />

Mitarbeiter/BürgerInnen), beide stehen auch unter Handlungsdruck, was sicher<br />

die Verständnisbereitschaft für den jeweils anderen Akteur und <strong>des</strong>sen<br />

Funktionsmechanismen entsprechend schmälert.<br />

Ein Feld im Umbruch: Kindertagesbetreuung aus der Perspektive <strong>des</strong><br />

Lan<strong>des</strong>jugendamtes<br />

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