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Die wissenschaftliche Begleitung des Stuttgarter Kinderhauses ...

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Anbieter und Nutzer: Ein Funktions- und Organisationssystem im Spannungsverhältnis<br />

terin) weiterhin für das Abdecken eines regelmäßigen Betreuungsbedarfes<br />

notwendig bleiben wird.<br />

Neben den entstehenden Betreuungskosten, organisatorischen Fragen<br />

oder der fehlenden Passung zwischen Bedarf und Angebot spielt ein weiterer<br />

Aspekt eine nicht unerhebliche Rolle: die „Blicke von außen“, die soziale<br />

Kontrolle im Umfeld der Familien. Je nach Sensibilität von Seiten der Mutter<br />

haben Kommentare über deren Erwerbstätigkeit und die gewählte<br />

Betreuungslösung der Familie einen wichtigen Einfluss auf das Nutzerverhalten.<br />

Frau Cramer steht zwar hinter dem Modell, das sie und ihr Partner<br />

für sich gefunden haben, aber Bemerkungen von anderen, wie im Folgenden,<br />

gehen nicht spurlos an ihr vorüber.<br />

„Erst gestern hat eine Mutter zu meinem Partner gesagt ‚Ja vor kurzem saß Ihr<br />

Sohn so traurig da’ und das merk’ ich dann schon, da hab ich dann schon ein<br />

schlechtes Gewissen, muss unser Kind so lange abends noch, teilweise bis um sieben<br />

(lachend)“ (Frau Cramer, ZN 266-268)<br />

Alle Befragten berichten in unterschiedlichen Zusammenhängen über die<br />

Konfrontation mit einem traditionellen Umfeld, konservativen Einstellungen<br />

über die Rolle der Frau in Familie und Beruf sowie die damit ausgelösten<br />

eigenen ambivalenten Gefühle bei einigen Frauen. Konservative Grundhaltungen<br />

und Familienideale sowie Familien, die nach einem traditionellen<br />

Familienmodell leben, scheinen im Umkreis der interviewten Mütter keine<br />

Seltenheit zu sein. Frau Cramer berichtet, wie ihr Sohn von allen beäugt<br />

wurde, als sie ihn nach einem Jahr von einer Tagesmutter hat betreuen lassen.<br />

„Also was interessant ist, ist wir waren in unserem Freun<strong>des</strong>kreis die Einzigen,<br />

die ihr Kind zur Tagesmutter gebracht haben und da hatten wir schon das Gefühl<br />

wir würden auch beäugt, beziehungsweise das Kind wird beäugt, ob es nicht (lachen),<br />

nicht einen Schaden… und <strong>des</strong>wegen meine ich, es entwickelt sich schon<br />

gut. Es ist schon so, dass es beäugt wird und auch die Abendbetreuung also, dass<br />

wir das umsetzen, ist letztlich schon ungewöhnlich, also da sind wir einfach die<br />

Ausnahme, und gibt es jetzt auch kein anderes Kind im Freun<strong>des</strong>kreis in der<br />

Ganztagesbetreuung. Da entweder legt’s die Mutter ab, ich hab auch Freunde<br />

wo’s so 50:50 von den Eltern gemacht wird, aber diese weder dass die Kinder im<br />

Hort sind noch in einer Tagesstätte oder familiär dann eben das ist so geklärt.“<br />

(Frau Cramer, ZN 301-309)<br />

Das Nutzungsverhalten wird durch die verschiedenen Haltungen im privaten<br />

Umfeld von Frau Cramer kaum beeinflusst; ihr Partner und sie stehen<br />

gemeinsam hinter ihrem Familienmodell. Wichtig ist ihnen, dass es ihrem<br />

Kind gut geht. Dennoch wirken die Haltungen zur Erwerbstätigkeit von<br />

Müttern, den Umfang dieser Tätigkeit und der „adäquaten“ Betreuungszeit<br />

von Kindern nach. Trotz der aktuell geführten familienpolitischen Debatte<br />

zum Thema Krippenbetreuung bleiben Konflikte über die richtige Wahl der<br />

Kinderbetreuung bestehen.<br />

132<br />

„Also die ... die ... es gibt weiterhin die Meinung, eine Mutter von Null- bis<br />

Dreijährige soll schon daheim bleiben. Also das erlebe ich ja, sehr diskriminierend.<br />

Also ich ... das kenne ich allerdings von Griechenland gar nicht und ... ich

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