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Die wissenschaftliche Begleitung des Stuttgarter Kinderhauses ...

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Anbieter und Nutzer: Ein Funktions- und Organisationssystem im Spannungsverhältnis<br />

sie vielmehr abhängig von der konkreten organisatorischen wie auch konzeptionellen<br />

Umsetzung. Das Anliegen konzentriert sich folglich darauf,<br />

Rahmenbedingungen abzustecken, indem Standards für bestimmte Betriebsund<br />

Organisationsformen (z.B. Min<strong>des</strong>tanwesenheitszeiten der Kinder)<br />

entwickelt werden, die die Bildungsprozesse der Kinder fördern und ihr<br />

Wohlbefinden sichern können. Indem sie die Herausforderung einer sinnvollen<br />

Verknüpfung von Flexibilität, Bildung und Qualität benennen, stellen<br />

sie sich diesem Thema offener gegenüber als dies von Seiten <strong>des</strong> Jugendamtes<br />

geschieht, die hier eher „sehr große Schwierigkeiten“ (ZN 248) sehen.<br />

Ein Hinweis darauf, wie sehr Offenheit gegenüber flexiblen Angebotsstrukturen<br />

mit dem vom jeweiligen Akteur formulierten Bildungsverständnis<br />

verbunden ist, liefern Ausführungen der Fachberatung der katholischen<br />

Kirche zu diesem Themenbereich. <strong>Die</strong>se zielt in ihrer Argumentation darauf,<br />

dass die jeweils gewählte Organisationsstruktur in erster Linie dafür<br />

Sorge tragen sollte, die Bildungsprozesse <strong>des</strong> Kin<strong>des</strong> durch eine individuelle<br />

Ansprache immer wieder anzuregen und zu fördern. Demzufolge ist es weniger<br />

die Frage, ob ein Kind täglich in der Einrichtung anwesend ist, sondern<br />

eher, welche Ansprache es in der Zeit seiner Anwesenheit erfährt.<br />

„Also, wenn ich die Bildungsbiographie von einem Kind im Blick hab, dann ist eine Bildungsbiographie<br />

nicht etwas, was auf ein paar Monate angelegt ist, sondern auf – jetzt<br />

sag ich mal im klassischen Sinne – von null bis sechs Jahren, bis zur Einschulung und<br />

begleitend dann weiter. Und wenn ich Bildung, dass das Kind sich ständig in Bildungsprozessen<br />

befindet, und dass ich die Umgebung und die Ansprache <strong>des</strong> Kin<strong>des</strong> so gestalte,<br />

dass es diese Prozesse und Tätigkeitsfelder immer annehmen und wahrnehmen kann,<br />

dann glaube ich schon, dass es nicht notwendig ist, von Montag bis Freitag von 8h bis<br />

18h in der Einrichtung zu sein, um gebildet zu werden, sondern, dass diese Bildungssituationen<br />

immer auch immanent sind, in allen Betreuungssituationen und Beziehungen und<br />

Lebensausgestaltungen – immanent. Was ich wohl schauen muss, ist, wie gestalte ich das,<br />

dass das immanent ist und bleibt?“ (ZN 387-397, CA)<br />

Das Bildungsverständnis der Fachberatung konzentriert sich auf die Auseinandersetzung<br />

der Kinder mit ihrer sozialen Umwelt, die wiederum möglichst<br />

anregen<strong>des</strong> und an kindlichen Bedürfnissen und Interessen orientiertes<br />

Bildungsangebot zur Verfügung stellen sollte. Es geht also weniger darum,<br />

dass das Kind fünf Tage in der Woche die Einrichtung besucht, sondern<br />

eher, welche Rahmenbedingungen für die Aufrechterhaltung eines immanenten<br />

kindlichen Bildungsprozesses notwendig sind. Dazu gehört zum<br />

einen die Balance zwischen Kontinuität, Verlässlichkeit und Flexibilität in<br />

den Angebotsstruktur zu schaffen, zum anderen sind die Ansprache der<br />

Kinder in einer Betreuungssituation, in der sie sich wohl fühlen und Übergänge,<br />

die immer wieder gelingen ganz wesentlich. Ähnlich wie in der Argumentation<br />

<strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>jugendamtes, stellt die Fachberatung das Kind in<br />

den Mittelpunkt: ausgehend von ihm sind Möglichkeiten und Grenzen auszuloten<br />

und entsprechend die Bildungs- und Betreuungssituation zu gestalten.<br />

Das Qualitätsverständnis der Fachberatung verbindet Bildung und Flexibilität.<br />

In diesem Punkt, Bildung in der Kindertagesbetreuung, lässt sich eine<br />

große Schnittmenge zwischen Fachberatung und befragtem Kirchenvertre-<br />

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