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Die wissenschaftliche Begleitung des Stuttgarter Kinderhauses ...

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Anbieter und Nutzer: Ein Funktions- und Organisationssystem im Spannungsverhältnis<br />

Zahl von Unternehmen hat ein Interesse an einer gelingenden Vereinbarkeit<br />

von Familie und Beruf ihrer MitarbeiterInnen.<br />

Eine der Aufgaben der Industrie- und Handelskammer ist nach Darstellung<br />

der Befragten, ein Sprachrohr für die Interessen von Unternehmen zu<br />

sein. Dabei setzt sich die IHK u.a. für günstige Standortbedingungen, Bürokratieabbau<br />

und die Förderung einer attraktiven Infrastruktur ein. Letzteres<br />

umfasst auch den Bereich der Kinderbetreuung als Teil sozialer Infrastruktur,<br />

die für Unternehmen und ihre Fachkräfte (mit Familie) immer wichtiger<br />

wird.<br />

Nach den Schilderungen der Befragten ist die IHK dabei auf zwei Ebenen<br />

aktiv: bei der Beratung von Unternehmen und der Vermittlung zwischen<br />

VertreterInnen in Politik, Verwaltung und Unternehmen, wobei sie<br />

sich in diesem Zusammenhang als Lobbyist für Unternehmen einsetzt.<br />

Gerade die Vermittlung, was die IHK-Vertreterin als „Transmissionsriemen<br />

sein“ (ZN 508) umschreibt, ist keine leichte Aufgabe. „Wir sitzen zwischen allen<br />

Stühlen. Zwischen den Unternehmen und Kommunen und zwischen der Lan<strong>des</strong>regierung.<br />

Und das ist wirklich schwierig. Also, da gibt’s Verständigungsprobleme und ganz unterschiedliche<br />

Sichtweisen.“ (ZN 17-19).<br />

Ein wesentlicher Streitpunkt ist zum Zeitpunkt der Befragung die im Zuge<br />

der Reform <strong>des</strong> Kita-Gesetzes in Baden-Württemberg (vgl. Kapitel 1.3)<br />

eingeführte Unterscheidung von Wohnort- und Arbeitsortkommune in der<br />

Platzfinanzierung. Eine Überarbeitung <strong>des</strong> Gesetzes konnte durch den massiven<br />

Druck von Seiten der IHK und den Unternehmen durchgesetzt werden;<br />

in diese Überarbeitung war die IHK mit eingebunden. Nun erhalten<br />

Eltern einen Platz in der Arbeitsortkommune, wenn in der Wohnortkommune<br />

kein vergleichbares Angebot besteht. 27<br />

Nach den Schilderungen der Befragten steht der Streitfall „Kita-Gesetz“<br />

exemplarisch für das Grundproblem in der Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft<br />

und Politik bzw. Kommunalverwaltung. Aus ihrer Sicht ist die kommunale<br />

Verwaltungslogik mit einem hohen Maß an Bürokratie verbunden,<br />

während das unternehmerische Handeln auf die zeitnahe, entsprechend unbürokratische<br />

Verwirklichung von Ideen setzt. Zwischen diesen beiden Polen<br />

bewegt sich nach Meinung der Befragten die IHK und sitzt damit „zwischen<br />

allen Stühlen“ (ZN 17). So schildert sie das Dilemma, dass sie versuchen<br />

die Unternehmen zu mehr Engagement in der Kinderbetreuung und<br />

der lokalen Familienpolitik zu ermuntern und diese dabei dann auf fehlenden<br />

Kooperationswillen, fast schon eine Abwehrhaltung vieler Kommunen<br />

stoßen.<br />

„Also da ist ganz viel Bürokratie und das ist für Unternehmen vollkommen unverständlich.<br />

So wie ich Unternehmen erlebe, wenn die mal was machen wollen, dann soll das auch<br />

schnell gehen. Dann haben sie eine Idee, dann wollen sie sie umsetzen und dann erwarten<br />

sie irgendein Ergebnis und das man da monatelang verhandeln muss mit verschiedenen<br />

Kommunen, ob nun so oder anders und, ob man nun in den Bedarfsplan kommt oder<br />

nicht, das ist für die überhaupt nicht nachvollziehbar. (…) Deshalb sage ich auch immer<br />

27 Vgl. hierzu Kapitel 1.3 Förder- und Strukturbedingungen in Baden-Württemberg und der Lan<strong>des</strong>hauptstadt<br />

Stuttgart.<br />

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