Buch - Vatiu Koralsky - El Sobreviviente de Alemania en Llamas

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jungen Männern, die jede Nacht auf die Schultische stiegen, um ihre gewohnten
Reden zu halten, die fehl am Platz waren. Der Kommandant, offensichtlich ein Mann
mit gewisser Bildung, lächelte und sagte zu mir: »Vielen von denen, die heute
Regierende auf sehr hohen Ebenen sind, habe ich das Sprechen gelehrt, und heute
indes brüsten sie sich, große Ideologen zu sein, während ich hier abgestellt bin, um
andere zu unterrichten, die von unten kommen.«
Der Mann zögerte nicht eine Minute. Er beglückwünschte mich und stellte mir den
Befehl aus, zu meinem Regiment zurückzukehren.
DIE VOLKSGERICHTE - EIN UNHEIMLICHES THEATER
Nie werde ich vergessen, wie sie bei der Rückkehr zu meiner Diensteinheit in einer
Stadt im Südosten von Bulgarien das gesamte Bataillon am Abend zum Stadtplatz
brachten. Da waren Tausende von Menschen zusammengerufen worden. Niemand
hatte den Mut, fernzubleiben.
Auf einem Balkon standen zwischen 10 und 15 in Kapuzen gehüllte Personen. Ein
»Volksanwalt« begann, sie nacheinander beim Namen zu nennen, sie wegen
Verbrechen gegen das Volk, wegen Ausbeutung, zu beschuldigen, wobei niemals die
Anklage der Kollaboration mit den Nazis fehlte, und fragte dann: »Welche Strafe
verdient dieser Angeklagte?« Unter dem Balkon in der Dunkelheit befanden sich etwa
30 oder 40 Leute, die unverzüglich riefen: »Tod, Tod!« So riefen alle bei jedem
einzelnen, ohne ihn zu kennen: »Tod!«; das Echo der Soldaten hallte auf dem Platz
wider.
Beim ersten Mal fühlte ich mich sehr schlecht, der Magen drehte sich mir davon um,
»Tod!« bei Leuten zu rufen, die wir nicht kannten und die sicher keinerlei Schuld
trugen; es reichte ja aus, Antikommunist zu sein, um zum Tode verurteilt zu werden,
da das die einzige Strafe für alle war. Man hörte Kommentare, dass die »Verurteilten«
bereits alle tot, das heißt in den Nächten zuvor liquidiert worden seien, weil die
Sowjets (Komitees) allmächtig, unerbittlich und machtgierig waren. Sie mussten sich
für ihre Taten vor niemand rechtfertigen. Sie verfügten über Leben und Tod in »ihrem
Territorium«.
Dann erkannte ich, warum die Kapuzenträger, die vermeintlichen Angeklagten,
niemals protestierten, schrien oder weinten, man sie nichts sagen hörte. Sicher waren
es Leute von der Partei, die sich für die Szenerie angeboten hatten. Nach Beendigung
der »großen Show« gingen sie sicherlich ihre Heldentat feiern und machten sich
daran, die in der schwarzen Liste Vermerkten zu suchen und zu töten.
WAHLEN IM NEUEN STIL
GEORGI DIMITROW UND SEIN HÖLZERNER
ÜBERZIEHER
Da Chaos herrschte und eine verfassungsmäßige öffentliche Gewalt fehlte, rief das
neue Regime Bulgariens zu Wahlen auf. Die Kommunisten strebten danach, sich bei
den Wahlen zu verteidigen, um die Macht an sich zu reißen.
Kurz vor den Wahlen kehrte der alte bulgarische Kommunistenführer aus Russland
zurück: Es war der große Genosse Georgi Dimitrow. Er hatte im Generalstab Stalins
in Moskau wichtige Dienste als Generalsekretär der Komintern (Kommunistische
Internationale) geleistet. In Karnobat wurde eine Versammlung organisiert, und er war
der Hauptredner. Er war meisterhaft. Ich glaube, ich applaudierte zum ersten Mal