Buch - Vatiu Koralsky - El Sobreviviente de Alemania en Llamas

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der Gäste Nachkommen von Bulgaren waren und die Sprache nicht beherrschten.
Überallhin eskortierte uns die Miliz. Die Karawane wurde von Motorradfahrern
angeführt, die den Verkehr abseits der Landstraßen anhielten, bis wir durchgefahren
waren. Man erklärte uns, dass man unserem Gefolge Präsidialrang eingeräumt hatte. In
jeder Stadt empfingen uns die höchsten Persönlichkeiten mit Gesängen, Tänzen,
Schülern mit Blumensträußen für jeden von uns und ortstypischen Geschenken. Die
Banketts wiederholten sich jede Nacht: Speisen, Weine und exquisite Desserts im
Überfluss. Es fehlten auch nie die Musik- und Tanzensembles jeder Region. Wir
beendeten die wundervolle Reise durch den Balkan und besichtigten das »Schipka«-
Denkmal. Wir besuchten Fabriken und Industrieanlagen zur Verarbeitung
landwirtschaftlicher Produkte, die Namen und Abkürzungen trugen, die wir nicht
verstanden; eine Initiative der neuen intellektuellen Elite.
Überall war Sicherheit, Ordnung und Sauberkeit zu sehen. Ich erinnere mich, dass wir
bei der Fahrt durch Holland in Amsterdam oft Müll auf den Straßen sahen. In
Bulgarien sahen wir nicht ein Papierchen in den Städten, auf dem Land und in den
abgelegensten Dörfern. Man konnte das Haus oder den Wagen unverschlossen lassen,
und niemand rührte etwas an.
Am Ende kamen wir in die Stadt Plowdiw am Mariza, in der seit Jahrhunderten
jährlich Landwirtschaftsmessen abgehalten werden. Sie brachten uns im modernen
Hotel Moskau unter. Wir waren zur Einweihung der internationalen Ausstellung
speziell geladene Gäste. Die gewaltige Halle, in der die Begrüßung stattfand, war
randvoll mit Teilnehmern aus dem In- und Ausland. Es wurden so viele Speisen und
Getränke aufgefahren, dass es mir an Vergleichsmöglichkeiten dafür fehlt. Es schien
mir allerdings eine Verschwendung im asiatischen Stil. Zwei Tage lang besichtigten
wir die Ausstellung bis zur erwarteten Vollversammlung »Dialog-Treffen« im
majestätischen Saal des Nov-Hotel. An den drei Seiten der rechteckigen
Tischanordnung saßen die bulgarischen Gäste, die »führenden Unternehmer im
Ausland«. Uns gegenüber befanden sich die höchsten Führungspersönlichkeiten des
Landes, angeführt von Andrei Lukanow, dem Vizepräsidenten der Republik und
Oberhaupt der bulgarischen kommunistischen Hierarchie. Hinter uns saßen in
mehreren Reihen hintereinander die Vorsitzenden und Generaldirektoren wichtiger
Staatsunternehmen sowie Produktions- und Handelsfirmen. Vor jedem Teilnehmer
stand ein Mikrofon. Ich muss anerkennen, dass das Regime zu jenem Zeitpunkt
beachtliche Effizienz bewies. Lukanow hob hervor, dass während viele Nationen
Schuldenberge hätten, die bulgarische Regierung völlig schuldenfrei über mehrere
Milliarden Dollar in klingender Münze in der Staatskasse verfüge. Der Vizepräsident
behielt seine große Macht, bis der Kommunismus zusammenbrach, und hinterließ das
Land nach sieben Jahren mit einem Auslandsschuldenberg. Einige behaupteten, dass
er mehrere Milliarden Dollar einsteckte. Seine nahen Anhänger verneinten das. Man
fand ihn jedoch 1996 in Sofia mit einem Kopfschuss, sicherlich, weil er den Reichtum
mit niemand teilen wollte.
Lukanow sprach einen breiten Themenkreis in Bezug auf das sozioökonomische
Leben des Landes an und bezog sich außerdem auf die Öffnung zur westlichen Welt,
wobei er besonders betonte, die Handelsbeziehungen mit den Gästen »zum
gegenseitigen Vorteil« zu intensivieren, wie gerne wiederholt wurde. Natürlich hob er
die vom Regime erzielten Erfolge hervor und seinen Entschluss, »sich dem Westen zu
nähern, ohne sich deswegen von der marxistischen Doktrin zu entfernen.« Aber so
kam es nicht.