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Buch - Vatiu Koralsky - El Sobreviviente de Alemania en Llamas

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w<strong>en</strong>igst<strong>en</strong>s zu berühr<strong>en</strong>. Ich hörte kein<strong>en</strong> Laut von ihr. Später erfuhr ich, dass sie<br />

krebskrank war. Seit ihrem Tod 1952 wird sie von viel<strong>en</strong> bis zum heutig<strong>en</strong> Tag<br />

verehrt.<br />

Die peronistische Regierung hatte bereits die währ<strong>en</strong>d <strong>de</strong>s Kriegs angehäuft<strong>en</strong><br />

Reichtümer ausgegeb<strong>en</strong>. Daher wur<strong>de</strong>n wir <strong>en</strong>tlass<strong>en</strong>.<br />

Nach<strong>de</strong>m ich mehrere Monate lang Arbeit gesucht hatte, fand ich schließlich eine<br />

Anstellung als Techniker bei <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>verwaltung von Tucumán. Als jedoch 1949<br />

<strong>de</strong>r Bürgermeister wechselte, wur<strong>de</strong> ich erneut gekündigt, weil ich kein Mitglied <strong>de</strong>r<br />

peronistisch<strong>en</strong> Partei war. Zu j<strong>en</strong>er Zeit hatte ich meine Frau k<strong>en</strong>n<strong>en</strong> gelernt und wir<br />

hatt<strong>en</strong> <strong>de</strong>n Termin für die Hochzeit im September 1950 festgelegt. Meine gering<strong>en</strong><br />

Ersparnisse war<strong>en</strong> bald aufgebraucht.<br />

Ein Landsmann hatte mir ein altes Fahrrad geborgt, mit <strong>de</strong>m ich, um zu überleb<strong>en</strong>,<br />

je<strong>de</strong>n Tag stun<strong>de</strong>nlang auf <strong>de</strong>r Suche nach Berechnungsaufträg<strong>en</strong> herumfuhr, sei<strong>en</strong> sie<br />

auch noch so klein.<br />

Meine Situation wur<strong>de</strong> noch schlimmer, als mein erstes Kind gebor<strong>en</strong> wur<strong>de</strong>. Oft<br />

reichte das Geld nicht, um das nötige Ess<strong>en</strong> zu kauf<strong>en</strong>. Wir lebt<strong>en</strong> weit vom Z<strong>en</strong>trum<br />

<strong>en</strong>tfernt. Daher kam<strong>en</strong> wir an Reg<strong>en</strong>tag<strong>en</strong> weg<strong>en</strong> <strong>de</strong>r Überschwemmung<strong>en</strong> nicht an<br />

unser beschei<strong>de</strong>nes Haus. Die Lage im Bausektor war so prekär, dass ich manchmal<br />

bedauerte, nicht in ein an<strong>de</strong>res Land gegang<strong>en</strong> o<strong>de</strong>r kein gewöhnlicher Arbeiter zu<br />

sein, <strong>de</strong>r vielleicht leichter eine Beschäftigung bekomm<strong>en</strong> konnte und sei es auch als<br />

Geleg<strong>en</strong>heitsarbeiter.<br />

Im Januar 1953 kam meine Tochter zur Welt. Damit wur<strong>de</strong> nach nicht w<strong>en</strong>iger als fünf<br />

Jahr<strong>en</strong> nach meiner Ankunft in diesem groß<strong>en</strong> Land meine Lage noch schlimmer. In<br />

Europa, in Deutschland und in Frankreich litt ich Hunger, aber war allein. Jetzt war<strong>en</strong><br />

wir vier Leidtrag<strong>en</strong><strong>de</strong>. Ich war arm, verzweifelt und es gab kein<strong>en</strong> Ausweg. Ich hatte<br />

aber vergess<strong>en</strong>, dass ich ein Bogomil bin, ein »von Gott geliebter«, und er wür<strong>de</strong> nicht<br />

zulass<strong>en</strong>, dass es zum total<strong>en</strong> Zusamm<strong>en</strong>bruch käme.<br />

DAS GLÜCK LACHTE MIR ZU WIEDER RETTETE MICH EIN<br />

ALTER JUDE<br />

En<strong>de</strong> Juni 1953 gab es an einer Straß<strong>en</strong>ecke geg<strong>en</strong>über <strong>de</strong>m Regierungsgebäu<strong>de</strong> ein<br />

Leb<strong>en</strong>smittelgeschäft, eine Art Supermarkt. Es war ein altes Gebäu<strong>de</strong> mit zwei sehr<br />

hoh<strong>en</strong> Stockwerk<strong>en</strong>. Ich ging dorthin, um einzukauf<strong>en</strong>, und wandte mich an <strong>de</strong>n<br />

Besitzer, um ein w<strong>en</strong>ig Rabatt zu bekomm<strong>en</strong>, da mein Geld nicht reichte. Manuel<br />

Miranda war ein extrovertierter, gesprächiger Mann. Als er erfuhr, dass ich ein in<br />

Deutschland diplomierter Ing<strong>en</strong>ieur bin und die Betonberechnung<strong>en</strong> für das höchste<br />

Gebäu<strong>de</strong> in Tucumán, die Versorgungskasse, gemacht hatte, bat er mich um Rat. Er<br />

wollte eine Türöffnung in die Wand mach<strong>en</strong> lass<strong>en</strong>, die <strong>de</strong>n groß<strong>en</strong> Raum abteilte. Die<br />

Ing<strong>en</strong>ieure, die er konsultiert hatte, warnt<strong>en</strong> ihn, dass diese Öffnung weg<strong>en</strong> <strong>de</strong>r<br />

schwer<strong>en</strong> Last von ob<strong>en</strong> zu riskant sei. »Überhaupt nicht«, <strong>en</strong>tgegnete ich.<br />

Dann erklärte ich ihm, dass eine Öffnung von 90 Z<strong>en</strong>timetern keine Probleme<br />

verursach<strong>en</strong> wür<strong>de</strong>, da sich die Last weg<strong>en</strong> <strong>de</strong>r Wandhöhe auf die Seit<strong>en</strong> verteilte und<br />

keine Vorsichtsmaßnahm<strong>en</strong> erfor<strong>de</strong>rlich sei<strong>en</strong>. Er machte ein<strong>en</strong> zufrie<strong>de</strong>n<strong>en</strong><br />

Gesichtsausdruck und wollte die Beratung bezahl<strong>en</strong>. Ich weigerte mich, Geld für etwas<br />

anzunehm<strong>en</strong>, das so belanglos war. Dann machte er eine Anmerkung: Er befand sich<br />

seit längerer Zeit in Verhandlung<strong>en</strong> mit Leut<strong>en</strong> aus Bu<strong>en</strong>os Aires, um <strong>de</strong>n Umbau <strong>de</strong>s<br />

Gebäu<strong>de</strong>s zu konkretisier<strong>en</strong>. Es han<strong>de</strong>lte sich um eine große Firma für Konfektion und<br />

Verkauf von Herr<strong>en</strong>anzüg<strong>en</strong>, bekannt als die »neunzig Maße von Suixtil«. Als ich

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