Buch - Vatiu Koralsky - El Sobreviviente de Alemania en Llamas
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überwand, um <strong>de</strong>n Gipfel <strong>de</strong>r klassisch<strong>en</strong> Musik zu erklimm<strong>en</strong>; wo Johann Sebastian<br />
Bach seine Sätze mit einem unverwechselbar<strong>en</strong> Stil ausschmückte, <strong>de</strong>r immer noch<br />
Bewun<strong>de</strong>rung hervorruft. Deutscher war auch Johannes Brahms, <strong>de</strong>r aus seiner<br />
Musikkunst ein tiefgreif<strong>en</strong><strong>de</strong>s Komp<strong>en</strong>dium machte. Eb<strong>en</strong>so Richard Wagner, <strong>de</strong>r<br />
Operngigant, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Hauch <strong>de</strong>r Götter und die Sage <strong>de</strong>r Nibelung<strong>en</strong> in sein Werk<br />
einfließ<strong>en</strong> ließ.<br />
Keiner kann sich vor <strong>de</strong>n Auswirkung<strong>en</strong> auf die Philosophie durch Immanuel Kant<br />
mit seiner i<strong>de</strong>alistisch<strong>en</strong> Perspektive verschließ<strong>en</strong>; o<strong>de</strong>r vor <strong>de</strong>n Spur<strong>en</strong>, die Georg<br />
Hegel mit seiner eig<strong>en</strong>tümlich<strong>en</strong> Anschauung <strong>de</strong>r Geschichte wie »<strong>de</strong>r Marsch Gottes<br />
über die Er<strong>de</strong>« hinterließ; o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r i<strong>de</strong>ologieschaff<strong>en</strong><strong>de</strong>n Matrize von Karl Marx; o<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>r unergründlich<strong>en</strong> Suche Friedrich Nietzsches in <strong>de</strong>n Tief<strong>en</strong> <strong>de</strong>r m<strong>en</strong>schlich<strong>en</strong><br />
Natur.<br />
Alle wur<strong>de</strong>n im selb<strong>en</strong> Land, in Deutschland, gebor<strong>en</strong>, das auch weiterhin Nam<strong>en</strong> auf<br />
seine Liste berühmter Männer hinzufüg<strong>en</strong> kann: Alexan<strong>de</strong>r von Humboldt, ein<br />
begeisterter Pionier und inspirier<strong>en</strong><strong>de</strong>r Wiss<strong>en</strong>schaftler <strong>de</strong>r angeseh<strong>en</strong>st<strong>en</strong><br />
Universität<strong>en</strong> <strong>de</strong>r Welt; Albert Einstein, <strong>de</strong>r Begrün<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Relativitätstheorie und<br />
einer <strong>de</strong>r Väter <strong>de</strong>r Atombombe; Max Planck war sein Freund, aber auch Kontrah<strong>en</strong>t<br />
mit seiner Quant<strong>en</strong>theorie, einem unglaublich<strong>en</strong> Schlüssel für die Interpretation <strong>de</strong>r<br />
komplex<strong>en</strong> Gesetze <strong>de</strong>r fortschrittlichst<strong>en</strong> Physik <strong>de</strong>r Geg<strong>en</strong>wart.<br />
Da sind auch noch Goethe, Lessing und Schiller, Dichter und Schriftsteller, die<br />
ununterbroch<strong>en</strong> in je<strong>de</strong>m literarisch<strong>en</strong> Zirkel zitiert wer<strong>de</strong>n. Noch 1999 erhielt ein<br />
an<strong>de</strong>rer »großer« Deutscher, Günther Grass, <strong>de</strong>n Nobelpreis für Literatur. Daneb<strong>en</strong><br />
gab und gibt es auch Koryphä<strong>en</strong> aus <strong>de</strong>r Architektur, <strong>de</strong>m Design und <strong>de</strong>r Malerei, wie<br />
es die Grün<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Bauhaus-Schule war<strong>en</strong>, die mit revolutionär<strong>en</strong> ästhetisch<strong>en</strong> I<strong>de</strong><strong>en</strong><br />
sowohl in Europa, als auch in Amerika eine Epoche geprägt hab<strong>en</strong>.<br />
Anerk<strong>en</strong>nung ist wichtig – dieser minimale Ausdruck <strong>de</strong>r tüchtig<strong>en</strong> Gesinnung <strong>de</strong>s<br />
<strong>de</strong>utsch<strong>en</strong> Volkes, diese Überzeugung, je<strong>de</strong> Krise mit einem Schwung zu überwin<strong>de</strong>n,<br />
<strong>de</strong>m es gebührt, als Beispiel für an<strong>de</strong>re Nation<strong>en</strong> auf <strong>de</strong>r Welt zu di<strong>en</strong><strong>en</strong>.<br />
Im Jahre 1991 ging ich zusamm<strong>en</strong> mit meiner Tochter und meiner Enkelin mit <strong>de</strong>m<br />
Kreuzschiff Enrique Costa auf eine Reise durch die Feuerland-Kanäle und nach<br />
Ushuaia. Auf <strong>de</strong>m vor<strong>de</strong>r<strong>en</strong> Teil <strong>de</strong>s Schiffs<strong>de</strong>cks gab es eine große Konfiserie, in <strong>de</strong>r<br />
ich viele Leute k<strong>en</strong>n<strong>en</strong> lernte. Scha<strong>de</strong>, dass ich es für <strong>de</strong>n letzt<strong>en</strong> Tag aufhob, sie um<br />
ihre Adresse zu bitt<strong>en</strong>. Im groß<strong>en</strong> Trubel bei Verlass<strong>en</strong> <strong>de</strong>s Schiffes verlor ich sie aus<br />
<strong>de</strong>n Aug<strong>en</strong>. Mehrere Male sah ich ein älteres Ehepaar allein an einem Tisch sitz<strong>en</strong>.<br />
Beim Vorbeigeh<strong>en</strong> hörte ich sie <strong>de</strong>utsch sprech<strong>en</strong>. Die Frau trug ziemlich viel<br />
Goldschmuck, so dass es mir nicht schwer fiel, ihre Herkunft zu errat<strong>en</strong>. Es machte<br />
mir stets Freu<strong>de</strong>, mich mit ihn<strong>en</strong> zu unterhalt<strong>en</strong>. Als ich sie auf <strong>de</strong>utsch begrüßte,<br />
lu<strong>de</strong>n sie mich an ihr<strong>en</strong> Tisch ein. Bei<strong>de</strong> war<strong>en</strong> p<strong>en</strong>sionierte Zahnärzte und äußerst<br />
kultiviert.<br />
Sie erzählt<strong>en</strong> mir, dass es in Deutschland unter <strong>de</strong>n Nazis <strong>de</strong>n<strong>en</strong> schlecht ging, die<br />
öff<strong>en</strong>tliche Position<strong>en</strong> innehatt<strong>en</strong>, aber diej<strong>en</strong>ig<strong>en</strong>, die zulässig<strong>en</strong> privat<strong>en</strong> Tätigkeit<strong>en</strong><br />
nachging<strong>en</strong> und nicht in <strong>de</strong>r kommunistisch<strong>en</strong> Partei war<strong>en</strong>, keine Schwierigkeit<strong>en</strong><br />
hatt<strong>en</strong> – bis zum Mord in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utsch<strong>en</strong> Botschaft in Paris und <strong>de</strong>r anschließ<strong>en</strong><strong>de</strong>n<br />
tragisch<strong>en</strong> Kristallnacht (von <strong>de</strong>r ich bereits erzählte); die Zahnärzte ging<strong>en</strong> nach<br />
Arg<strong>en</strong>tini<strong>en</strong>. »Aber wie kommt es, dass Sie immer noch <strong>de</strong>utsch sprech<strong>en</strong>?«, fragte ich<br />
sie. Da sagte <strong>de</strong>r Mann sehr förmlich: »Es gibt kein<strong>en</strong> <strong>de</strong>utscher<strong>en</strong> Deutsch<strong>en</strong>, als<br />
ein<strong>en</strong> <strong>de</strong>utsch<strong>en</strong> Ju<strong>de</strong>n.« Diesem Satz ist nichts hinzuzufüg<strong>en</strong>.<br />
Das gab mir noch besser zu versteh<strong>en</strong>, dass das <strong>de</strong>utsche Volk wirklich niemals etwas<br />
geg<strong>en</strong> die Ju<strong>de</strong>n hatte und diese sich unter j<strong>en</strong><strong>en</strong> sehr wohl fühlt<strong>en</strong>. Dieses vornehme<br />
Ehepaar war so freundlich zu mir, dass ich mich an <strong>de</strong>n folg<strong>en</strong><strong>de</strong>n Tag<strong>en</strong> immer an