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Buch - Vatiu Koralsky - El Sobreviviente de Alemania en Llamas

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gelung<strong>en</strong>, das Land zu verlass<strong>en</strong> (währ<strong>en</strong>d ich <strong>de</strong>n Militärdi<strong>en</strong>st machte), bevor die<br />

Kommunist<strong>en</strong> die Gr<strong>en</strong>z<strong>en</strong> geschloss<strong>en</strong> hatt<strong>en</strong>, aber jetzt war es bereits unmöglich.<br />

Nach<strong>de</strong>m ich die heftig<strong>en</strong> Bomb<strong>en</strong>angriffe ausgehalt<strong>en</strong> hatte, wollte ich mich auf<br />

kein<strong>en</strong> Fall ergeb<strong>en</strong> und die Bemühung<strong>en</strong> verdreifach<strong>en</strong>, die für eine Flucht aus dieser<br />

Barbarei erfor<strong>de</strong>rlich war<strong>en</strong>. Ich wusste, dass die schlimmste Nie<strong>de</strong>rlage die<br />

Untätigkeit war.<br />

Ich ging zur Polizeiz<strong>en</strong>trale, um ein<strong>en</strong> Reisepass zu beantrag<strong>en</strong>. Von auß<strong>en</strong> machte ich<br />

zwei MG-Schütz<strong>en</strong> auf bei<strong>de</strong>n Seit<strong>en</strong> <strong>de</strong>r großräumig<strong>en</strong> Eingangshalle aus. Sie<br />

erlaubt<strong>en</strong> mir nicht einmal, hineinzugeh<strong>en</strong>. Ich suchte Freun<strong>de</strong>, Bekannte und<br />

Verwandte auf. Irg<strong>en</strong><strong>de</strong>in<strong>en</strong> Ausweg musste es geb<strong>en</strong>. Um zu spar<strong>en</strong>, übernachtete ich<br />

hier und dort bei Bekannt<strong>en</strong>. Ich erfuhr die Str<strong>en</strong>ge <strong>de</strong>s hart<strong>en</strong> Winters von 1945/46.<br />

Ich fiel einer grausam<strong>en</strong> Erkältung mit 40 Grad Fieber und einem<br />

schwindsuchtähnlich<strong>en</strong> Hust<strong>en</strong> zum Opfer und musste das Bett hüt<strong>en</strong>. Ein Freund, <strong>de</strong>r<br />

alleine mit seiner Mutter lebte, nahm mich auf. Ich wur<strong>de</strong> heiser und konnte nicht<br />

mehr sprech<strong>en</strong>. Eines nachts empfahl mir die Dame <strong>de</strong>s Hauses, mein<strong>en</strong> Hals mit<br />

einer in kaltes Wasser getaucht<strong>en</strong> Zeitung zu umwickeln, ein trock<strong>en</strong>es Papier darüber<br />

und auf die zwei Wickel ein Handtuch zu leg<strong>en</strong>. Ich ertrug die Kälte, be<strong>de</strong>ckte mein<strong>en</strong><br />

Kopf mit einem grob<strong>en</strong> Steppzeug und schlief die ganze Nacht wie ein Engel. Als ich<br />

erwachte, war mein Hals gesund und meine Stimme so, als ob nichts gescheh<strong>en</strong> wäre.<br />

Mein Glaube an die Volksweisheit<strong>en</strong> wur<strong>de</strong> weiter gestärkt, je<strong>de</strong>s Mal mit größerer<br />

Überzeugung. Wie zuvor, zog ich durch die Bars <strong>de</strong>r Hauptstadt. Dort verkehrt<strong>en</strong><br />

viele Leute. Ich konnte jedoch nichts Brauchbares von ihn<strong>en</strong> erfahr<strong>en</strong>.<br />

THEODOR, MEIN UNVERGESSENER COUSIN<br />

Ich brachte in Erfahrung, dass sich mein Cousin Theodor Zelev aus Kazanlak, <strong>de</strong>r<br />

Hauptstadt <strong>de</strong>s berühmt<strong>en</strong> Ros<strong>en</strong>tals, in Sofia aufhielt. Ich bemühte mich, ihn<br />

ausfindig zu mach<strong>en</strong>; es war ziemlich schwierig, aber ich fand ihn. Obgleich wir uns<br />

schrieb<strong>en</strong>, hatt<strong>en</strong> wir uns lange Zeit nicht geseh<strong>en</strong>. Ich schätzte ihn sehr. Eb<strong>en</strong>so wie<br />

seine übrig<strong>en</strong> Brü<strong>de</strong>r war er ein Aka<strong>de</strong>miker und Mitglied in <strong>de</strong>r Kommunistisch<strong>en</strong><br />

Partei. Er war jedoch ein beson<strong>de</strong>rer Marxist: Er war Internationalist und ziemlich<br />

pragmatisch. Er sammelte Briefmark<strong>en</strong> und sprach Esperanto. Gera<strong>de</strong> war mein<br />

Cousin von einem Weltkongress dieser Sprache in D<strong>en</strong> Haag zurückgekehrt.<br />

Die Geg<strong>en</strong>wart von Theodor in Sofia machte mir viel Hoffnung: Ich bat ihn inständig,<br />

mir zu helf<strong>en</strong>, nach Münch<strong>en</strong> zurückzukehr<strong>en</strong>. Ich hatte zu viel gelitt<strong>en</strong>, um mich mit<br />

einer Nie<strong>de</strong>rlage abzufin<strong>de</strong>n. Er gab mir Ruhe. Nach zwei Tag<strong>en</strong> ging<strong>en</strong> wir zu einem<br />

Gespräch mit einem Freund, <strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>r Polizeiz<strong>en</strong>trale arbeitete. Nach<strong>de</strong>m er sich<br />

ausgewies<strong>en</strong> und <strong>de</strong>n Nam<strong>en</strong> <strong>de</strong>sj<strong>en</strong>ig<strong>en</strong> g<strong>en</strong>annt hatte, mit <strong>de</strong>m er sprech<strong>en</strong> wollte,<br />

ließ<strong>en</strong> sie uns zur gefürchtet<strong>en</strong> Volksmiliz durch. Wir überwan<strong>de</strong>n die MG-Schütz<strong>en</strong><br />

in <strong>de</strong>n Gäng<strong>en</strong>. Theodor ging unbefang<strong>en</strong>, als ob er dort zuhause wäre. Ich tat es ihm<br />

stillschweig<strong>en</strong>d gleich, so gut, dass ich wie ein stummer, an ihn gehefteter Schatt<strong>en</strong><br />

wirkte. Im erst<strong>en</strong> Stock kam<strong>en</strong> wir an eine Türe mit <strong>de</strong>r Aufschrift: »Chef Konz-<br />

Laguer« (KZ-Chef). Mir kam <strong>de</strong>r Gedanke, dass wir dabei war<strong>en</strong>, <strong>de</strong>n Schlund <strong>de</strong>s<br />

Teufels höchstpersönlich zu betret<strong>en</strong>. Theodor klopfte an die Türe und ohne eine<br />

Antwort abzuwart<strong>en</strong>, öffnete er sie und betrat das Büro.<br />

Wir fan<strong>de</strong>n ein<strong>en</strong> aufmerksam<strong>en</strong> Mann hinter einem breit<strong>en</strong> und luxuriös<strong>en</strong><br />

Schreibtisch vor. »Hallo G<strong>en</strong>osse Zelev, welch eine Freu<strong>de</strong>, dich zu seh<strong>en</strong>!« Der Chef<br />

interessierte sich für seine Reise nach Westeuropa. Theodor sprach unverzüglich mein<br />

Problem an, also die Rückkehr nach Deutschland, um meine unterbroch<strong>en</strong>e Laufbahn

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