Buch - Vatiu Koralsky - El Sobreviviente de Alemania en Llamas
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Im Jahre 1986 las ich mit großem Interesse das <strong>Buch</strong> Perestrojka vom »G<strong>en</strong>oss<strong>en</strong>«<br />
Michail Sergejewitsch Gorbatschow. Da ich die stark ausgeprägte Eig<strong>en</strong>tümlichkeit<br />
<strong>de</strong>r sowjetisch<strong>en</strong> Führung k<strong>en</strong>ne, regte es <strong>de</strong>n Gedank<strong>en</strong> bei mir an: Wür<strong>de</strong> es sich<br />
<strong>de</strong>nn nicht als extrem schwierig erweis<strong>en</strong>, wes<strong>en</strong>tliche Verän<strong>de</strong>rung<strong>en</strong> in einem<br />
geschloss<strong>en</strong><strong>en</strong> Regime durchzusetz<strong>en</strong>, das sich gemeinsam mit <strong>de</strong>n gefürchtet<strong>en</strong><br />
Sowjets und <strong>de</strong>r Geheimpolizei geg<strong>en</strong> diese Verän<strong>de</strong>rung<strong>en</strong> sträubt? Die Neugier ließ<br />
mich nicht los, und da ich Russisch spreche, buchte ich im September 1989 eine<br />
Rundreise durch die UdSSR. Das war kurz vor <strong>de</strong>m Fall <strong>de</strong>r Berliner Mauer (9.<br />
November 1989, wie durch ein<strong>en</strong> Schicksalsstreich am gleich<strong>en</strong> Tag wie die tragische<br />
»Kristallnacht«). Sowohl bei <strong>de</strong>r Einreise, als auch bei <strong>de</strong>r Ausreise war die<br />
Zollkontrolle kurz. Nicht so die Polizeikontroll<strong>en</strong>, die wie zuvor weiterging<strong>en</strong>, also<br />
funktionierte das KGB (Komitee für Staatssicherheit), also die Geheimpolizei, noch<br />
immer.<br />
Vor <strong>de</strong>m Kreml in Moskau erstreckt sich <strong>de</strong>r majestätische Rote Platz, auf <strong>de</strong>m die<br />
eindrucksvoll<strong>en</strong> und herausfor<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Para<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Rot<strong>en</strong> Armee stattfan<strong>de</strong>n, um <strong>de</strong>r<br />
Welt die militärische Macht <strong>de</strong>s marxistisch<strong>en</strong> Koloss’ nam<strong>en</strong>s UdSSR zu<br />
<strong>de</strong>monstrier<strong>en</strong>. Auf <strong>de</strong>m Platz war es strikt verbot<strong>en</strong>, zu rauch<strong>en</strong>, Lärm zu mach<strong>en</strong><br />
o<strong>de</strong>r zu film<strong>en</strong>, da sich dort das berühmte Mausoleum aus rosafarb<strong>en</strong>em Granit von<br />
L<strong>en</strong>in befand, <strong>de</strong>m Anführer <strong>de</strong>r Revolution und <strong>de</strong>s weltweit<strong>en</strong> Kommunismus. Er<br />
wur<strong>de</strong> mehr als ein König o<strong>de</strong>r Kaiser verehrt. Der Platz war voller Polizist<strong>en</strong>. Der<br />
Zugang zum Grab war nicht einfach und erfolgte über eine lange Schlange in<br />
Zweierreih<strong>en</strong>. Es war verbot<strong>en</strong>, Pakete und Reg<strong>en</strong>schirme mitzunehm<strong>en</strong>, die Hän<strong>de</strong> in<br />
<strong>de</strong>n Tasch<strong>en</strong> zu hab<strong>en</strong>, zu re<strong>de</strong>n, und so weiter.<br />
Beim Betret<strong>en</strong> <strong>de</strong>s Mausoleums hat man das Gefühl, in einem Tempel zu sein.<br />
Nach<strong>de</strong>m wir drei Trepp<strong>en</strong>läufe hinuntergegang<strong>en</strong> war<strong>en</strong>, kam<strong>en</strong> wir zur Tot<strong>en</strong>bahre<br />
<strong>de</strong>s Helds <strong>de</strong>r proletarisch-bolschewistisch<strong>en</strong> Revolution. Sein Antlitz und seine Statur<br />
sind ries<strong>en</strong>haft. Die Besucher stell<strong>en</strong> sich vor L<strong>en</strong>in hin und erweis<strong>en</strong> ihm schweig<strong>en</strong>d<br />
ihre Ehrerbietung. Beim Verlass<strong>en</strong> <strong>de</strong>s Pantheons geht man über ein<strong>en</strong> Pfad zurück,<br />
auf <strong>de</strong>m sich rechts die Mauer und links ein Wäldch<strong>en</strong> mit ausge<strong>de</strong>hnter Ras<strong>en</strong>fläche<br />
befin<strong>de</strong>t.<br />
Als wir uns <strong>de</strong>m Mausoleum erneut nähert<strong>en</strong>, sah man hinter <strong>de</strong>m prunkhaft<strong>en</strong> Grab<br />
die vorletzte Halbbüste Stalins, <strong>de</strong>m groß<strong>en</strong> Despot <strong>de</strong>r Geschichte. Unserem<br />
Reiseführer zufolge tötete er mehr Sowjets als alle Gefall<strong>en</strong><strong>en</strong> <strong>de</strong>s Zweit<strong>en</strong> Weltkriegs<br />
zusamm<strong>en</strong>. Bei seinem Tod erhielt er alle Ehr<strong>en</strong> wie <strong>de</strong>r größte Held, und seine große<br />
Büste wur<strong>de</strong> neb<strong>en</strong> L<strong>en</strong>in aufgestellt. Daher hatt<strong>en</strong> sie die Granitplatte mit <strong>de</strong>r<br />
Aufschrift »L<strong>en</strong>in« <strong>en</strong>tfernt und an <strong>de</strong>r<strong>en</strong> Stelle eine an<strong>de</strong>re mit »L<strong>en</strong>in-Stalin«<br />
angebracht. Als jedoch Nikita Chruschtschow mit seinem Entstalinisierungsprogramm<br />
an die Macht kam, ließ er sowohl die Skulptur Stalins, als auch die Tafel mit bei<strong>de</strong>n<br />
Nam<strong>en</strong> <strong>en</strong>tfern<strong>en</strong> und die vorherige Granittafel nur mit <strong>de</strong>m Nam<strong>en</strong> L<strong>en</strong>ins anbring<strong>en</strong>.<br />
Die zweite Stadt, die wir besucht<strong>en</strong>, war das schöne L<strong>en</strong>ingrad (so g<strong>en</strong>annt von 1924<br />
bis 1991). Zar Peter <strong>de</strong>r Große (1672-1725) erbaute nach <strong>de</strong>m Sieg über die<br />
Schwe<strong>de</strong>n, die stets in Russland einfiel<strong>en</strong>, das großartige Sankt Petersburg, um sein<br />
Herrschaftsgebiet zu festig<strong>en</strong>. Im Erst<strong>en</strong> Weltkrieg, im Kampf geg<strong>en</strong> Deutschland,<br />
wur<strong>de</strong> sie in »Petrograd«, Petersstadt, umgetauft (1914 bis 1924). Aber die<br />
Bolschewik<strong>en</strong> hatt<strong>en</strong> sie zu Ehr<strong>en</strong> ihres Führers L<strong>en</strong>ingrad g<strong>en</strong>annt. Wir besichtigt<strong>en</strong><br />
auch <strong>de</strong>n für seine Schönheit berühmt<strong>en</strong> Hermitage-Palast. Katharina die Große (1729-<br />
1796), die Kaiserin, die eine <strong>de</strong>utsche Prinzessin war (sie war als Prinzessin Sophie<br />
Auguste Frie<strong>de</strong>rike von Anhalt-Zerbst-Dornburg in Stettin gebor<strong>en</strong>), lebte dort<br />
zurückgezog<strong>en</strong>. Beson<strong>de</strong>re Erwähnung verdi<strong>en</strong>t die von itali<strong>en</strong>isch<strong>en</strong> Architekt<strong>en</strong>