Buch - Vatiu Koralsky - El Sobreviviente de Alemania en Llamas
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formiert<strong>en</strong> sich in Bulgari<strong>en</strong> militärähnliche unbewaffnete Korps zur Erfüllung<br />
diverser Aufgab<strong>en</strong>. Man bil<strong>de</strong>te die jung<strong>en</strong> Männer in nützlich<strong>en</strong> Beruf<strong>en</strong> aus,<br />
unterrichtete die Analphabet<strong>en</strong> und brachte <strong>de</strong>n Jung<strong>en</strong> vom Land bei, sich klar und<br />
<strong>de</strong>utlich auszudrück<strong>en</strong>.<br />
Viele junge Männer hatt<strong>en</strong> dort Berufe wie Schreiner, Schlosser, <strong>El</strong>ektriker, etc.<br />
gelernt. Sowohl die Organisation, als auch die Kleidung war<strong>en</strong> im Militärstil. Diese<br />
Arbeitsbataillons bracht<strong>en</strong> nicht nur Bulgari<strong>en</strong> nach vorne, son<strong>de</strong>rn hob<strong>en</strong> auch das<br />
Niveau <strong>de</strong>r Bevölkerung an. Unsere Jug<strong>en</strong>d wur<strong>de</strong> zu einer <strong>de</strong>r am best<strong>en</strong><br />
ausgebil<strong>de</strong>t<strong>en</strong> in diesem Teil Europas, obwohl Bulgari<strong>en</strong> die letzte Nation gewes<strong>en</strong><br />
war, die sich 1878 von <strong>de</strong>r osmanisch<strong>en</strong> Sklaverei befreit hatte. Trotz <strong>de</strong>r<br />
zwangsauferlegt<strong>en</strong> Kriegssteuern wur<strong>de</strong>n großartige öff<strong>en</strong>tliche Baut<strong>en</strong> errichtet, die<br />
sonst nicht zustan<strong>de</strong> gekomm<strong>en</strong> wär<strong>en</strong>. Vielleicht, weil sie sich von früh an<br />
handwerkliche Fertigkeit<strong>en</strong> aneignet<strong>en</strong>, konnt<strong>en</strong> die Leute nicht nur ihre Häuser,<br />
son<strong>de</strong>rn auch Schul<strong>en</strong> und Kirch<strong>en</strong> bau<strong>en</strong>.<br />
Mit meiner Freundin lernte ich, die Deutsch<strong>en</strong> für ihre Ausdauer, ihre Ehrlichkeit und<br />
ihre Fähigkeit<strong>en</strong> zu schätz<strong>en</strong>, ja sogar für die Resignation, um das Leb<strong>en</strong> und <strong>de</strong>n Tod<br />
zu bewältig<strong>en</strong>. Meine zarte Margot arbeitete als Telefonistin in <strong>de</strong>r Hauptpost, wo<br />
auch Militärbefehle durch ihre Hän<strong>de</strong> ging<strong>en</strong>. Sie hatte jedoch nie irg<strong>en</strong><strong>de</strong>in Problem<br />
durch die Freundschaft mit einem Auslän<strong>de</strong>r. Später unter <strong>de</strong>n Sowjets erkannte ich,<br />
dass man sie in einem ähnlich<strong>en</strong> Fall hinausgeworf<strong>en</strong> und sogar in ein<br />
Konz<strong>en</strong>trationslager geschickt hätte.<br />
DIE ERSTEN BOMBENANGRIFFE<br />
Braunschweig war ein ziemlich wichtiges Industriez<strong>en</strong>trum. Deshalb kam auch diese<br />
Stadt an die Reihe. Eines nachts fiel die tödliche Last auf eine Flugzeugfabrik. D<strong>en</strong><br />
Nachricht<strong>en</strong>anzeigern <strong>de</strong>r Alliiert<strong>en</strong> zufolge war sie von <strong>de</strong>n Bomb<strong>en</strong> <strong>de</strong>m Erdbo<strong>de</strong>n<br />
gleich gemacht wor<strong>de</strong>n. Wir ausländische Stu<strong>de</strong>nt<strong>en</strong> wur<strong>de</strong>n eingela<strong>de</strong>n, die<br />
Fabrikanlag<strong>en</strong> zu besichtig<strong>en</strong> und so die Nachricht<strong>en</strong> <strong>de</strong>m<strong>en</strong>tier<strong>en</strong> zu könn<strong>en</strong>. Es<br />
war<strong>en</strong> 5000 Arbeiter dort beschäftigt. Ungeachtet <strong>de</strong>r Heftigkeit <strong>de</strong>s zwei Tage zuvor<br />
erfolgt<strong>en</strong> Bomb<strong>en</strong>angriffs funktionierte <strong>de</strong>r Industriekomplex völlig normal, natürlich<br />
nach <strong>de</strong>m zu urteil<strong>en</strong>, was man uns zeigte. Wir aß<strong>en</strong> in <strong>de</strong>r Arbeiterkantine zu Mittag.<br />
Bei <strong>de</strong>r Leb<strong>en</strong>smittelknappheit wer<strong>de</strong> ich nie das Gericht vergess<strong>en</strong>: Ein<br />
wohlschmeck<strong>en</strong><strong>de</strong>r und gut zubereiteter Bohn<strong>en</strong>eintopf mit Speck.<br />
Wie in ganz Deutschland war<strong>en</strong> auch in dieser Stadt w<strong>en</strong>ig Restaurants in Betrieb, und<br />
das dort servierte Ess<strong>en</strong> war ziemlich schlecht. Mit <strong>de</strong>n Vorgesetzt<strong>en</strong>, die an unserem<br />
Tisch saß<strong>en</strong>, erlaubt<strong>en</strong> wir uns beim Ess<strong>en</strong> ein<strong>en</strong> Scherz: »Hoff<strong>en</strong>tlich gibt es bald<br />
wie<strong>de</strong>r ein<strong>en</strong> Bomb<strong>en</strong>angriff, dann la<strong>de</strong>n Sie uns wie<strong>de</strong>r zum Ess<strong>en</strong> ein!« Die Nazis<br />
brüstet<strong>en</strong> sich damit, dass dies die Art Ess<strong>en</strong> war, wie sie die Arbeiter normalerweise<br />
in <strong>de</strong>r neu<strong>en</strong> nationalsozialistisch<strong>en</strong> Ordnung bekäm<strong>en</strong>. Gewiss g<strong>en</strong>oss<strong>en</strong> die Arbeiter<br />
im Nazi-Regime zumin<strong>de</strong>st vor <strong>de</strong>m Russlandfeldzug ein<strong>en</strong> b<strong>en</strong>ei<strong>de</strong>nswert<strong>en</strong><br />
Wohlstand. Übrig<strong>en</strong>s wur<strong>de</strong> uns auch berichtet, dass sich <strong>de</strong>r Fabrikbesitzer an <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />
Kantine zugeteilt<strong>en</strong> Leb<strong>en</strong>smitteln bereichert und Hitler ihn zur Strafe an die Front<br />
geschickt hätte.<br />
Es war <strong>de</strong>utlich wahrzunehm<strong>en</strong>, dass die große Mehrheit <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utsch<strong>en</strong> Bevölkerung<br />
nicht zu <strong>de</strong>n Nazis gehörte, aber die meist<strong>en</strong> hatt<strong>en</strong> wohl keine an<strong>de</strong>re Wahl als zu<br />
gehorch<strong>en</strong> und leise zu fluch<strong>en</strong>. An<strong>de</strong>rerseits gab es viele Leute, die zwar die Erfolge<br />
Hitlers bewun<strong>de</strong>rt hatt<strong>en</strong>, aber <strong>en</strong>tsetzt war<strong>en</strong> über <strong>de</strong>n Wahnsinn <strong>de</strong>s Diktators, <strong>de</strong>r<br />
halb<strong>en</strong> M<strong>en</strong>schheit <strong>de</strong>n Krieg zu erklär<strong>en</strong>.