Buch - Vatiu Koralsky - El Sobreviviente de Alemania en Llamas
Buch - Vatiu Koralsky - El Sobreviviente de Alemania en Llamas
Buch - Vatiu Koralsky - El Sobreviviente de Alemania en Llamas
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
70<br />
wie ein Kavalier zu geb<strong>en</strong>. Ich fühlte mich gezwung<strong>en</strong> und unbequem, weil ich im<br />
Mittelpunkt j<strong>en</strong>es so peinlich<strong>en</strong> Vorfalls vor einem Scherg<strong>en</strong> Hitlers gestan<strong>de</strong>n hatte.<br />
Seit meiner Ankunft in diesem Land hatte ich mich nie zuvor so schlecht gefühlt.<br />
Meine Scham war gr<strong>en</strong>z<strong>en</strong>los. Ich hatte nicht <strong>de</strong>n Mut, Margot anzuseh<strong>en</strong>, aber ich<br />
erahnte ihr Schluchz<strong>en</strong>.<br />
Ich muss zugeb<strong>en</strong>, dass ich hinsichtlich <strong>de</strong>s B<strong>en</strong>ehm<strong>en</strong>s <strong>de</strong>r Deutsch<strong>en</strong> geg<strong>en</strong>über <strong>de</strong>n<br />
bulgarisch<strong>en</strong> Mädch<strong>en</strong> übertrieb<strong>en</strong> hatte. Auf ihrem Weg durch unser Land, um nach<br />
Griech<strong>en</strong>land und von dort zum Mittelmeer zu gelang<strong>en</strong>, bracht<strong>en</strong> die regulär<strong>en</strong><br />
<strong>de</strong>utsch<strong>en</strong> Trupp<strong>en</strong> die Mädch<strong>en</strong> zum Seufz<strong>en</strong>, die von dies<strong>en</strong> ritterlich<strong>en</strong> und<br />
schmuck<strong>en</strong> Soldat<strong>en</strong> träumt<strong>en</strong> und sich gern mit ihn<strong>en</strong> auf <strong>de</strong>r Straße und in <strong>de</strong>n<br />
Lokal<strong>en</strong> zeigt<strong>en</strong>. Wir jung<strong>en</strong> Männer spürt<strong>en</strong> die Ohnmacht und <strong>de</strong>n Verdruss <strong>de</strong>r<br />
Eifersucht. Soviel ist gewiss, dass man dort die SS nicht zu seh<strong>en</strong> bekam, vielleicht,<br />
weil wir ein neutrales Land war<strong>en</strong> und um nicht auf Ablehnung zu stoß<strong>en</strong>.<br />
Außer<strong>de</strong>m wusste man, dass die <strong>de</strong>utsch<strong>en</strong> Trupp<strong>en</strong> in die beherrscht<strong>en</strong> o<strong>de</strong>r<br />
befreun<strong>de</strong>t<strong>en</strong> Län<strong>de</strong>r mit Militärpara<strong>de</strong>n, geordnet und mit Respekt geg<strong>en</strong>über <strong>de</strong>r<br />
Bevölkerung einzog<strong>en</strong>, wie es seit jeher beim <strong>de</strong>utsch<strong>en</strong> Heer üblich war. »Geh<strong>en</strong><br />
wir«, sagte ich zu Margot, »jetzt fehlt nur noch, dass uns diese Unglücksrab<strong>en</strong> in<br />
Stücke reiß<strong>en</strong>.« Wir kam<strong>en</strong> nahe <strong>de</strong>r Frau<strong>en</strong>kirche vorbei, die ihre zwei alt<strong>en</strong> Kuppeln<br />
zeigte, aber in ihrem Inner<strong>en</strong> die Spur<strong>en</strong> <strong>de</strong>s schrecklich<strong>en</strong> Bran<strong>de</strong>s nicht verberg<strong>en</strong><br />
konnte, <strong>de</strong>r dort gewütet hatte. Das war es, was von <strong>de</strong>r Kirche übriggeblieb<strong>en</strong> war,<br />
die zu Ehr<strong>en</strong> <strong>de</strong>r Jungfrau Maria und als Symbol für Münch<strong>en</strong> errichtet wor<strong>de</strong>n war.<br />
Schweig<strong>en</strong>d ging<strong>en</strong> wir zur P<strong>en</strong>sion zurück.<br />
In j<strong>en</strong>er Nacht fand ich kein<strong>en</strong> Schlaf. Ich war nie<strong>de</strong>rgeschlag<strong>en</strong>, weil ich meine<br />
Nerv<strong>en</strong> nicht im Zaum halt<strong>en</strong> und <strong>de</strong>m Nazi meine übliche, einem Hochschulstu<strong>de</strong>nt<strong>en</strong><br />
j<strong>en</strong>er Zeit würdige Ehr<strong>en</strong>haftigkeit zeig<strong>en</strong> konnte. Ich konnte ein<strong>en</strong> an<strong>de</strong>r<strong>en</strong><br />
Hauptmann nicht vergess<strong>en</strong>, <strong>de</strong>n ich auf einer Reise nach Bulgari<strong>en</strong> k<strong>en</strong>n<strong>en</strong> gelernt<br />
hatte.<br />
Als <strong>de</strong>r Zug Budapest passiert hatte, setzte sich ein Hauptmann <strong>de</strong>r Wehrmacht neb<strong>en</strong><br />
mich. Wir unterhielt<strong>en</strong> uns freundlich, wie es sich für zwei zivilisierte Person<strong>en</strong><br />
gehört. Auf <strong>de</strong>r ganz<strong>en</strong> Strecke nach Belgrad, wo er ausstieg, sprach<strong>en</strong> wir über die<br />
Katastrophe <strong>de</strong>s Krieges, in <strong>de</strong>n Hitler das <strong>de</strong>utsche Volk gebracht und es darin<br />
geopfert hatte. Ich fragte ihn, ob er mit mir übereinstimmte, dass Deutschland<br />
angesichts <strong>de</strong>r viel<strong>en</strong> Fein<strong>de</strong>sheere niemals dies<strong>en</strong> Krieg gewinn<strong>en</strong> könnte, w<strong>en</strong>n es<br />
auch noch so recht hätte, seine im Erst<strong>en</strong> Krieg verstümmelt<strong>en</strong> Gebiete zu befrei<strong>en</strong>;<br />
dass Hitler ein<strong>en</strong> unverzeihlich<strong>en</strong> Fehler begang<strong>en</strong> hätte, in<strong>de</strong>m er in Russland<br />
einmarschierte, weil Stalin und <strong>de</strong>r Kommunismus unbesiegbar sei<strong>en</strong>. Der arme<br />
Hauptmann hörte mir aufmerksam zu und sagte: »Wir Deutsch<strong>en</strong> und sogar die Nazis<br />
selbst, sind resigniert und uns <strong>de</strong>ss<strong>en</strong> bewusst, dass wir <strong>de</strong>n Krieg verlier<strong>en</strong> wer<strong>de</strong>n,<br />
aber uns bleibt kein an<strong>de</strong>rer Ausweg, als zu lei<strong>de</strong>n und gebun<strong>de</strong>n an die Befehle <strong>de</strong>s<br />
Führers und <strong>de</strong>s Nazi-Führungsstabs zu sterb<strong>en</strong>.« Ich bin <strong>de</strong>r Meinung, dass die Welt<br />
niemals die Lei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utsch<strong>en</strong> Volkes in <strong>de</strong>n zwei Weltkrieg<strong>en</strong> und <strong>de</strong>r<strong>en</strong> tragische<br />
Konsequ<strong>en</strong>z<strong>en</strong> in ihrem voll<strong>en</strong> Umfang versteh<strong>en</strong> wird.<br />
DER ARME DEUTSCHE SOLDAT<br />
Währ<strong>en</strong>d <strong>de</strong>r Sommerferi<strong>en</strong> 1943 in meiner Heimat versorgte ich mich mit<br />
Leb<strong>en</strong>smitteln, etwa 40 Päckch<strong>en</strong> Zigarett<strong>en</strong> und einig<strong>en</strong> Medikam<strong>en</strong>t<strong>en</strong> (weil es in<br />
Deutschland gar nichts mehr gab). Zu j<strong>en</strong>er Zeit war die einzige Reisemöglichkeit die<br />
Eis<strong>en</strong>bahn durch das zerglie<strong>de</strong>rte Jugoslawi<strong>en</strong> – mit <strong>de</strong>m <strong>en</strong>tsprech<strong>en</strong><strong>de</strong>n Risiko. In