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Buch - Vatiu Koralsky - El Sobreviviente de Alemania en Llamas

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groß<strong>en</strong> Überraschung, dass unser Geg<strong>en</strong>über kein Geringerer als ein Hauptmann <strong>de</strong>r<br />

SS war. Neb<strong>en</strong> seiner unverwechselbar<strong>en</strong> Mi<strong>en</strong>e und Haltung war<strong>en</strong> die bei<strong>de</strong>n Run<strong>en</strong><br />

auf je<strong>de</strong>r Seite <strong>de</strong>s Krag<strong>en</strong>s an seiner Jacke und die darauf prang<strong>en</strong><strong>de</strong>n Or<strong>de</strong>n zu<br />

seh<strong>en</strong>. Abgeseh<strong>en</strong> davon, wie sehr einer die Nazis gehasst hab<strong>en</strong> mag, muss ich<br />

anerk<strong>en</strong>n<strong>en</strong> – ob es mir gefällt o<strong>de</strong>r nicht –, dass die aus <strong>de</strong>n höher<strong>en</strong> Räng<strong>en</strong> davon<br />

überzeugt war<strong>en</strong>, sich wie Kavaliere geb<strong>en</strong> zu müss<strong>en</strong>.<br />

Margot schaute mich mit fleh<strong>en</strong><strong>de</strong>n Aug<strong>en</strong> an, wie um mich zu beschwör<strong>en</strong>, dass wir<br />

wie<strong>de</strong>r geh<strong>en</strong> sollt<strong>en</strong>. Ich hingeg<strong>en</strong> war nicht bereit, Anzeich<strong>en</strong> von Angst zu verrat<strong>en</strong>.<br />

Als ich <strong>de</strong>n Nazi betrachtete, aufrecht wie eine Bronzestatue, mit einem Anflug von<br />

Überm<strong>en</strong>sch, die Brust mit Ehr<strong>en</strong>zeich<strong>en</strong> geschmückt und einem Kreuz von wer-weiß-<br />

welchem verdammt<strong>en</strong> Or<strong>de</strong>n um <strong>de</strong>n Hals, war<strong>en</strong> sie doch sehr selt<strong>en</strong> auf <strong>de</strong>r Straße<br />

zu seh<strong>en</strong> – jetzt, wo ich sie neugierig betrachtete, wur<strong>de</strong> ich langsam nervös. Auch<br />

w<strong>en</strong>n ich nie Probleme mit <strong>de</strong>n unberührbar<strong>en</strong> und gefürchtet<strong>en</strong> SS gehabt hatte, hegte<br />

ich ihn<strong>en</strong> geg<strong>en</strong>über doch ein ausgeprägtes Misstrau<strong>en</strong>.<br />

Ich war empört über seine Unverschämtheit, <strong>de</strong>nn er hatte <strong>de</strong>n Blick nicht von Margot<br />

gelass<strong>en</strong>, seit wir uns hingesetzt hatt<strong>en</strong>. Er hatte wohl ohne größere Schwierigkeit<strong>en</strong><br />

<strong>de</strong>n Schluss gezog<strong>en</strong>, dass sie eine junge Deutsche in Begleitung eines Auslän<strong>de</strong>rs<br />

war. Außer<strong>de</strong>m packte ihn sicherlich die Eifersucht in Anbetracht eines Auslän<strong>de</strong>rs<br />

mit so hübscher Begleitung; und er allein! In j<strong>en</strong><strong>en</strong> Aug<strong>en</strong>blick<strong>en</strong> erfuhr ich das<br />

Gefühl <strong>de</strong>r Unsicherheit, dass ein<strong>en</strong> überkommt, w<strong>en</strong>n man auf einer Eierschachtel<br />

sitzt. Ich war verwirrt. Ich weiß nicht warum, aber ich nahm an, dass <strong>de</strong>r imposante<br />

Bursche am Geh<strong>en</strong> war. Allem Anschein nach hin<strong>de</strong>rte die Säule die Bedi<strong>en</strong>ung daran,<br />

das Glas vor <strong>de</strong>n »Orang-Utan« mit Achselband zu stell<strong>en</strong>, und so setzte sie es vor mir<br />

ab.<br />

Meine Nerv<strong>en</strong> ließ<strong>en</strong> mich eine kindliche und unverzeihliche Dummheit begeh<strong>en</strong>. Um<br />

wie<strong>de</strong>r Mut zu fass<strong>en</strong>, erhob ich sofort <strong>de</strong>n Krug und nahm ein<strong>en</strong> Schluck, ohne auch<br />

nur abzuwart<strong>en</strong>, dass meiner Begleitung die Limona<strong>de</strong> serviert wur<strong>de</strong>. »Das Bier war<br />

nicht für dich«, ta<strong>de</strong>lte mich Margot leise, von großer Nervosität erfasst. Da erst<br />

bemerkte ich, dass <strong>de</strong>r M<strong>en</strong>sch nicht am Aufbrech<strong>en</strong>, son<strong>de</strong>rn kurz vor uns gekomm<strong>en</strong><br />

war. Ich erkannte, dass ich mich wie ein Rüpel b<strong>en</strong>omm<strong>en</strong> hatte, gera<strong>de</strong> ich, <strong>de</strong>r ich<br />

mich so bemühte, ein Kavalier zu sein. »Verzeih<strong>en</strong> Sie, mein Herr«, sagte ich zu ihm.<br />

Er betrachtete mich mit einer Überheblichkeit, die ein<strong>en</strong> Anflug Hass nicht <strong>en</strong>tbehrte.<br />

»Sie sind Auslän<strong>de</strong>r?«, fragte er mit hochmütiger Mi<strong>en</strong>e. Ich erwi<strong>de</strong>rte stolz: »Ich bin<br />

bulgarischer Stu<strong>de</strong>nt.« – »Und so b<strong>en</strong>ehm<strong>en</strong> sich die <strong>de</strong>utsch<strong>en</strong> Soldat<strong>en</strong> mit <strong>de</strong>n<br />

bulgarisch<strong>en</strong> Mädch<strong>en</strong>?«, fügte er hinzu. Ganz gewiss packte ihn die Eifersucht, weil<br />

ein unbe<strong>de</strong>ut<strong>en</strong><strong>de</strong>r Auslän<strong>de</strong>r von einer schön<strong>en</strong> Frau begleitet wur<strong>de</strong>, währ<strong>en</strong>d er in<br />

seiner Position nur auf die Gesellschaft <strong>de</strong>r Einsamkeit zähl<strong>en</strong> konnte. Mir war, als ob<br />

man mir ein<strong>en</strong> Stachel in eine Wun<strong>de</strong> gepresst hätte. Ich dachte: Hat dieser Typ <strong>de</strong>nn<br />

das Recht, mir eine solche Frage zu stell<strong>en</strong>? Voller Hass und ohne Rechtfertigung<br />

erwi<strong>de</strong>rte ich etwas Unsinniges: »Mehr noch.« Und das Schlimme an <strong>de</strong>r Sache war,<br />

dass ich beim Gestikulier<strong>en</strong> <strong>de</strong>n Halbliterkrug streifte, <strong>de</strong>r sich über <strong>de</strong>n Tisch ergoss.<br />

Das verschüttete Bier tränkte <strong>de</strong>n stolz<strong>en</strong> Nazi.<br />

Da wur<strong>de</strong> mir bewusst, dass ich mich ungeheuer blamierte. Der Hauptmann sprach<br />

kein Wort, erhob sich wie ein Roboter. Er schüttelte ruhig seine getränkte Uniform<br />

aus, währ<strong>en</strong>d die Kellnerin mein Bier servierte und unmittelbar bemerkte, was<br />

vorgefall<strong>en</strong> war. Der Ras<strong>en</strong><strong>de</strong> nahm dann ein Zweimarkstück heraus, was <strong>de</strong>n Wert<br />

<strong>de</strong>s Getränks um das vierfache überstieg, legte es auf <strong>de</strong>n Tisch, nahm seine auf einem<br />

Stuhl abgelegte Kappe und sein<strong>en</strong> Säbel, verneigte sich leicht vor Margot und ging im<br />

Stechschritt davon. Mittlerweile schaut<strong>en</strong> viele Leute, ohne zu begreif<strong>en</strong>, was<br />

passierte. Der verfluchte Nazi gönnte es sich, ganz wie sie es immer versucht<strong>en</strong>, sich

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