Buch - Vatiu Koralsky - El Sobreviviente de Alemania en Llamas
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einem Mann im Bett gewes<strong>en</strong> war<strong>en</strong>, obwohl zwei Stu<strong>de</strong>nt<strong>en</strong> in ihrem Haus wohnt<strong>en</strong>,<br />
verheiratet<strong>en</strong> sie sich mit ihn<strong>en</strong> und nahm<strong>en</strong> sie mit nach Amerika.<br />
Nach kurzer Zeit erlitt ich weg<strong>en</strong> <strong>de</strong>r paradox<strong>en</strong> Situation eine <strong>de</strong>pressive Phase. Mit<br />
<strong>de</strong>m Diplom in Hän<strong>de</strong>n, die Frucht un<strong>en</strong>dlicher Opfer, für das ich sogar in je<strong>de</strong>m<br />
Mom<strong>en</strong>t mein Leb<strong>en</strong> riskiert hatte, nützte mir gar nichts – we<strong>de</strong>r, um mich zu<br />
ernähr<strong>en</strong> und in Wür<strong>de</strong> zu leb<strong>en</strong>, noch, um mich zu wärm<strong>en</strong>. Alles war<br />
zusamm<strong>en</strong>gebroch<strong>en</strong> und zerstört. Um es jedoch wie<strong>de</strong>r aufzubau<strong>en</strong>, war<strong>en</strong> Material,<br />
Kapital, Unternehm<strong>en</strong> und Anlag<strong>en</strong> vonnöt<strong>en</strong>, die es nicht gab.<br />
Als einzige Än<strong>de</strong>rung war das »Herr Diplom-Ing<strong>en</strong>ieur« von <strong>de</strong>n Färbers zu<br />
vernehm<strong>en</strong>.<br />
Eine weitere Unannehmlichkeit war, dass unsere Unterkunftssituation, sowohl für<br />
Dimo, als auch für mich, schwieriger wur<strong>de</strong>. <strong>El</strong>l<strong>en</strong> und Angelika, die kurz vor <strong>de</strong>r<br />
Hochzeit stan<strong>de</strong>n, braucht<strong>en</strong> ihre Zimmer. Es kostete uns Mühe, eine<br />
Übernachtungsmöglichkeit in einem Haus zu fin<strong>de</strong>n, das früher für das<br />
Di<strong>en</strong>stpersonal g<strong>en</strong>utzt wur<strong>de</strong>. Ich war nicht bereit, mich in die Sklav<strong>en</strong>rotte<br />
einzureih<strong>en</strong>, welche die Trümmer <strong>de</strong>r Stadt wegräumte. Aber meine eitle Hoffnung,<br />
als Ing<strong>en</strong>ieur an groß<strong>en</strong> Baut<strong>en</strong> zu arbeit<strong>en</strong>, verflog. Jetzt hatte ich das ersehnte<br />
Diplom, mir blieb<strong>en</strong> aber we<strong>de</strong>r Zigarett<strong>en</strong>, noch die Schleifsteine, die ich aus<br />
Innsbruck mitgebracht hatte. Die einzig gangbare Chance zu überleb<strong>en</strong>, war mich für<br />
w<strong>en</strong>ig Geld als Wie<strong>de</strong>rverkäufer auf <strong>de</strong>m Schwarzmarkt zu verding<strong>en</strong>.<br />
Aufgrund <strong>de</strong>s Nahrungsmangels ließ meine Gesundheit immer mehr nach.<br />
ELSE, MEINE GÖTTLICHE RETTERIN<br />
Ich weiß nicht mehr, aus welchem Grund ich nostalgisch an <strong>de</strong>r alt<strong>en</strong> P<strong>en</strong>sion Z<strong>en</strong>tral<br />
vorbeiging. Es war<strong>en</strong> nicht einmal mehr die Trümmer von ihr vorhan<strong>de</strong>n; ich<br />
überquerte unbestimmt die Straße, eine Strecke, die ich oft in Panik zurückgelegt<br />
hatte, und ging zum Platz, an <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Bunker stand. Dort sah ich eine junge Frau mit<br />
einem Kind sich sonn<strong>en</strong>d auf einer Bank sitz<strong>en</strong>. Ich setzte mich neb<strong>en</strong> sie. Wir<br />
unterhielt<strong>en</strong> uns über die dramatisch<strong>en</strong> Leb<strong>en</strong>sumstän<strong>de</strong> und auch über unsere eig<strong>en</strong><strong>en</strong><br />
Probleme. Sie war Kriegswitwe, hieß <strong>El</strong>se und ihre Kleine R<strong>en</strong>ate. Sie erzählte mir<br />
außer<strong>de</strong>m, dass ihr Onkel ein<strong>en</strong> klein<strong>en</strong> Leb<strong>en</strong>smittella<strong>de</strong>n hatte, in <strong>de</strong>m sie morg<strong>en</strong>s<br />
arbeitete. Als ich »La<strong>de</strong>n« und »Leb<strong>en</strong>smittel« hörte, spitzte ich die Ohr<strong>en</strong> und<br />
weitete die Aug<strong>en</strong>. Das war g<strong>en</strong>au das, was ich wie die Luft zum Atm<strong>en</strong> brauchte. Die<br />
Verkäufe wur<strong>de</strong> anhand von Mark<strong>en</strong> getätigt. Aber »wer die Finger im Honig hat...«,<br />
sagt das Sprichwort... Die junge Witwe erschi<strong>en</strong> mir hübscher als Ursula und als alle<br />
hübsch<strong>en</strong> Mädch<strong>en</strong> <strong>de</strong>r Welt. Sie war ein rett<strong>en</strong><strong>de</strong>r Engel. Sie wohnte in <strong>de</strong>r<br />
Nymph<strong>en</strong>burger Straße 280. Für <strong>de</strong>n nächst<strong>en</strong> Tag lud sie mich zum Ab<strong>en</strong><strong>de</strong>ss<strong>en</strong> in<br />
ihre Wohnung ein und riet mir, pünktlich zu sein und ihre Adresse richtig zu notier<strong>en</strong>,<br />
die ziemlich weit <strong>en</strong>tfernt vom Z<strong>en</strong>trum war. Es war ein Gebäu<strong>de</strong>, das nur halb<br />
zerstört war, weil es sich außerhalb von Münch<strong>en</strong> befand. »Keine Sorge«, erwi<strong>de</strong>rte<br />
ich, »sowohl Ihr Gesicht, als auch Ihre Adresse wer<strong>de</strong> ich niemals vergess<strong>en</strong>.« In<br />
einer für mich so heikl<strong>en</strong> Lage war es ein Wun<strong>de</strong>r, etwas zu ess<strong>en</strong> zu fin<strong>de</strong>n.<br />
Pünktlich wie <strong>de</strong>r Chauffeur eines G<strong>en</strong>erals stand ich läut<strong>en</strong>d vor ihrer Türe. Es lag<br />
ein köstlicher Geruch in <strong>de</strong>r Luft. Froh über <strong>de</strong>n Besuch, empfing sie mich mit einem<br />
zärtlich<strong>en</strong> Kuss. Ich fand ein<strong>en</strong> geschmackvoll ge<strong>de</strong>ckt<strong>en</strong> Tisch mit einer Flasche<br />
Wein in <strong>de</strong>r Mitte vor. Als ich <strong>de</strong>n erst<strong>en</strong> Biss<strong>en</strong> kostete, konnte ich nach <strong>de</strong>r groß<strong>en</strong><br />
Hungersnot nur noch ausruf<strong>en</strong>: »Welch exquisiter Geschmack!« Ich bemerkte<br />
unverhohl<strong>en</strong>e Freu<strong>de</strong> in ihrem Gesicht. An j<strong>en</strong>em Tisch hatt<strong>en</strong> sich eine junge,