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Buch - Vatiu Koralsky - El Sobreviviente de Alemania en Llamas

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sein<strong>en</strong> Pfa<strong>de</strong>n spazier<strong>en</strong> ging, <strong>en</strong>t<strong>de</strong>ckte ich Mari<strong>en</strong>bil<strong>de</strong>r und Darstellung<strong>en</strong> von<br />

Aposteln und zwerg<strong>en</strong>haft<strong>en</strong> Jägern, was von einem hoh<strong>en</strong> kulturell<strong>en</strong> Niveau zeugte,<br />

wie ich es sonst nie mehr geseh<strong>en</strong> habe. Die Leute dort war<strong>en</strong> ausgesproch<strong>en</strong> fromm.<br />

Aus <strong>de</strong>n Wäl<strong>de</strong>rn wur<strong>de</strong> Holz geholt, das für <strong>de</strong>n Hausbau und die Verstärkung vieler<br />

Keller di<strong>en</strong>te. Das Haus <strong>de</strong>r Färbers hatte ein<strong>en</strong>. Eines nachmittags heult<strong>en</strong> die Sir<strong>en</strong><strong>en</strong><br />

heftig auf. »Schnell in <strong>de</strong>n Keller«, rief die Hausherrin. Als einige nahe Explosion<strong>en</strong><br />

zu hör<strong>en</strong> war<strong>en</strong>, sagte Frau Färber alarmiert: »Alles wird hinausflieg<strong>en</strong>, ich habe die<br />

off<strong>en</strong><strong>en</strong> F<strong>en</strong>ster im erst<strong>en</strong> Stock vergess<strong>en</strong>.« Ich nehme an, um vor <strong>de</strong>n Dam<strong>en</strong> mein<strong>en</strong><br />

Mut zu beweis<strong>en</strong> und trotz ihres Protests, lief ich die Trepp<strong>en</strong> hinauf. Just in <strong>de</strong>m<br />

Aug<strong>en</strong>blick, in <strong>de</strong>m ich die Arme ausstreckte, um die F<strong>en</strong>sterlä<strong>de</strong>n zu ergreif<strong>en</strong>,<br />

überraschte mich ein heftiger Einschlag Etwa fünfhun<strong>de</strong>rt Meter <strong>en</strong>tfernt explodierte<br />

eine mächtige Bombe, sicherlich eine Tonne schwer. Der Sog hob mich in die Höhe,<br />

und beinahe wäre ich aus <strong>de</strong>m F<strong>en</strong>ster gefall<strong>en</strong>. W<strong>en</strong>n die Druckausbreitungswelle<br />

gewaltig ist, so ist es die Kontraktionswelle nicht min<strong>de</strong>r. Zurück im Keller blickte ich<br />

in erschreckte Gesichter. Sie sagt<strong>en</strong> mir, dass mein Gesicht gelb wie ein Schwamm<br />

war.<br />

Hell<strong>en</strong> arbeitete in <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>verwaltung und die jüngere Angelika ging noch in<br />

die Oberschule, währ<strong>en</strong>d <strong>de</strong>r Sohn Armin sein Medizinstudium unterbrech<strong>en</strong> musste,<br />

weil er einberuf<strong>en</strong> wur<strong>de</strong>. Er kämpfte an <strong>de</strong>r russisch<strong>en</strong> Front, und sie wusst<strong>en</strong> nicht,<br />

ob er noch am Leb<strong>en</strong> war. Frau Ketty war eine gute Klavierspielerin. In <strong>de</strong>n erst<strong>en</strong><br />

Tag<strong>en</strong> hörte ich sie, eine Ser<strong>en</strong>a<strong>de</strong> von Schubert tal<strong>en</strong>tvoll spiel<strong>en</strong>. Ich war wie<br />

verzaubert. Daher ging ich leise die Treppe hinunter in die Eingangshalle, um ihr<br />

zuzuhör<strong>en</strong>. Sie wirkte wie <strong>en</strong>trückt. Als sie fertig war, applaudierte ich ihr mit <strong>de</strong>n<br />

Wort<strong>en</strong>: »Ich beglückwünsche Sie, Frau Ketty, Sie sind eine große Pianistin!« Von<br />

diesem Tag an wur<strong>de</strong> ich zum treu<strong>en</strong> Freund für die ganze Familie. Ich versuchte,<br />

selt<strong>en</strong>er nach Münch<strong>en</strong> zu fahr<strong>en</strong>, und kam stets so früh wie möglich zurück.<br />

DER VORNEHME DR. FÄRBER<br />

Frau Kettys Ehegatte, Dr. Herbert Färber; war Major bei <strong>de</strong>r Wehrmacht und<br />

Komman<strong>de</strong>ur <strong>de</strong>r Luftabwehr in Stuttgart. Er kam ein- o<strong>de</strong>r zweimal im Monat an <strong>de</strong>n<br />

Woch<strong>en</strong><strong>en</strong><strong>de</strong>n nach Hause. Er war wohl so um die fünfzig und Doktor in<br />

Wirtschaftswiss<strong>en</strong>schaft<strong>en</strong>. Ich war neugierig zu erfahr<strong>en</strong>, ob er Nazi war, und ich<br />

hatte keine große Mühe, es herauszufin<strong>de</strong>n. Er war ein gebil<strong>de</strong>ter Mann und hatte<br />

nichts mit <strong>de</strong>m Regime zu tun. Wir setzt<strong>en</strong> uns auf die Veranda, die Terrasse mit Blick<br />

auf <strong>de</strong>n Park.<br />

Wir sprach<strong>en</strong> stun<strong>de</strong>nlang über verschie<strong>de</strong>ne Them<strong>en</strong> und natürlich war auch<br />

Politisches dabei. Meine bulgarische Herkunft gab ihm Sicherheit und Vertrau<strong>en</strong>. In<br />

früher<strong>en</strong> Zeit<strong>en</strong> war er <strong>Buch</strong>prüfer bei <strong>de</strong>r IG Farb<strong>en</strong> in Düsseldorf gewes<strong>en</strong>, welche<br />

die bekannt<strong>en</strong> Aniline für die Farb<strong>en</strong>herstellung produzierte. Er ertrug die<br />

Gewalttätigkeit <strong>de</strong>r NSDAP-Gewerkschaftsbewegung nicht und beschloss, sich<br />

zurückzuzieh<strong>en</strong>. Mit zahlreich<strong>en</strong> Einzelheit<strong>en</strong> erzählte er mir vom Emporkomm<strong>en</strong><br />

Hitlers, begünstigt vom Hunger, <strong>de</strong>m <strong>El</strong><strong>en</strong>d und <strong>de</strong>r chaotisch<strong>en</strong> Umstän<strong>de</strong> in<br />

Deutschland, <strong>de</strong>n erdrück<strong>en</strong><strong>de</strong>n Kriegsreparation<strong>en</strong>, <strong>de</strong>m Verlust <strong>de</strong>r Koloni<strong>en</strong> und<br />

groß<strong>en</strong> Teil<strong>en</strong> <strong>de</strong>utsch<strong>en</strong> Gebiets. Je<strong>de</strong>s Mal, w<strong>en</strong>n er Hitlers Nam<strong>en</strong> aussprach, rief er<br />

wüt<strong>en</strong>d: »Das ist ein Verrückter!« Ich merkte an, dass Deutschland <strong>de</strong>n Krieg in <strong>de</strong>m<br />

Mom<strong>en</strong>t verlor<strong>en</strong> hatte, als es Russland angriff und von Fein<strong>de</strong>n umzingelt war.<br />

Bei dieser traurig<strong>en</strong> Geschichte gibt es Umstän<strong>de</strong>, die meines Eracht<strong>en</strong>s<br />

unverständlich sind. Niemand bei gesun<strong>de</strong>m M<strong>en</strong>sch<strong>en</strong>verstand wür<strong>de</strong> nach Beginn

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