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Buch - Vatiu Koralsky - El Sobreviviente de Alemania en Llamas

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umzusetz<strong>en</strong>. Die Frau <strong>de</strong>s Direktors meiner Schule in Cherkowo meinte, dass es in<br />

Deutschland möglich wäre, Feinstrümpfe ohne Nähte zu bekomm<strong>en</strong>, wie man ihr<br />

gesagt habe. Ich re<strong>de</strong>te es ihr aus, in<strong>de</strong>m ich ihr versicherte, dass hier absolut gar<br />

nichts zu bekomm<strong>en</strong> sei, nicht einmal Strümpfe ohne Naht. Aber sie bestand darauf,<br />

dass ich ihr um je<strong>de</strong>n Preis welche kauf<strong>en</strong> sollte. Ich fragte die Empfangsdame <strong>de</strong>r<br />

P<strong>en</strong>sion, Frau Guerber, danach, weil ich noch kein<strong>en</strong> Kontakt zu <strong>de</strong>n itali<strong>en</strong>isch<strong>en</strong><br />

Stu<strong>de</strong>nt<strong>en</strong> hatte, die einem für gewöhnlich alles besorg<strong>en</strong> konnt<strong>en</strong>.<br />

Eines Tages rief mich die Empfangsdame zu sich und stellte mir ein sehr hübsches<br />

Mädch<strong>en</strong> mit blau<strong>en</strong> Aug<strong>en</strong> vor. Beim Anblick <strong>de</strong>r blon<strong>de</strong>n Deutsch<strong>en</strong> war mir, als ob<br />

ich so etwas wie ein unverhofftes Gesch<strong>en</strong>k <strong>de</strong>s Himmels bekomm<strong>en</strong> wür<strong>de</strong>. Vor<br />

lauter Schau<strong>en</strong> behielt ich ihr<strong>en</strong> Nam<strong>en</strong> nicht. Die Strümpfe ohne Naht, nach <strong>de</strong>n<strong>en</strong> ich<br />

suchte, verflüchtigt<strong>en</strong> sich aus mein<strong>en</strong> Gedank<strong>en</strong>. »Ich bin Ursula Bergmann«,<br />

wie<strong>de</strong>rholte sie. Ihr Vorname be<strong>de</strong>utet auf lateinisch so viel wie Bärin. Der Name<br />

schi<strong>en</strong> mir sehr unpass<strong>en</strong>d für eine so schöne junge Frau.<br />

Da ich verzückt war und nicht aufhörte, sie mit meinem durchdring<strong>en</strong><strong>de</strong>n Blick zu<br />

beobacht<strong>en</strong> und nicht aus <strong>de</strong>m Staun<strong>en</strong> herauskam, fragte sie mich: »Sie such<strong>en</strong><br />

Strümpfe ohne Nähte, nicht wahr?« – »Ja, so ist es«, antwortete ich. »Hier hab<strong>en</strong> Sie<br />

ein Paar.« Bevor ich sie g<strong>en</strong>auer betrachtete, fragte ich nach <strong>de</strong>m Preis. »Eine<br />

Schachtel bulgarische Zigarett<strong>en</strong>.« – »Sehr gut«, erwi<strong>de</strong>rte ich, ohne nachzu<strong>de</strong>nk<strong>en</strong>,<br />

und lief sofort auf mein Zimmer, um sie ihr zu bring<strong>en</strong>. Wir war<strong>en</strong> uns sehr<br />

sympathisch, schaut<strong>en</strong> einan<strong>de</strong>r an, ohne ein Wort zu sag<strong>en</strong>, bis mir aus <strong>de</strong>m Herz<strong>en</strong><br />

sprang: »Wie schön du bist!«; es schi<strong>en</strong>, als ob wir bei<strong>de</strong> auf eine wun<strong>de</strong>rbare<br />

Geleg<strong>en</strong>heit wie j<strong>en</strong>e gewartet hätt<strong>en</strong> und <strong>de</strong>shalb ließ<strong>en</strong> wir sie nicht ung<strong>en</strong>utzt. Ohne<br />

jegliche »böse Absicht« lud ich sie auf mein Zimmer ein, um uns besser k<strong>en</strong>n<strong>en</strong> zu<br />

lern<strong>en</strong>. Im Gespräch über die grausam<strong>en</strong> Bomb<strong>en</strong>angriffe kam<strong>en</strong> wir zu <strong>de</strong>m Schluss,<br />

dass wir diese Geleg<strong>en</strong>heit nicht versäum<strong>en</strong> dürft<strong>en</strong>, weil es ja sein könnte, dass wir<br />

am nächst<strong>en</strong> Tag schon nicht mehr lebt<strong>en</strong>. Der liebe Leser kann sich vorstell<strong>en</strong>, wie<br />

dieses glückliche Treff<strong>en</strong> <strong>en</strong><strong>de</strong>te. Sie bezog ein Zimmer im erst<strong>en</strong> Stock, weil sie nicht<br />

immer nachts zu ihrem von Münch<strong>en</strong> <strong>en</strong>tfernt geleg<strong>en</strong><strong>en</strong> Haus fahr<strong>en</strong> konnte.<br />

Sie war 20 und ich 25. Wir verliebt<strong>en</strong> uns unsterblich. Mein Leb<strong>en</strong> verän<strong>de</strong>rte sich<br />

völlig. Ich lernte von Ursula, mich zu ergeb<strong>en</strong>, da mein Leb<strong>en</strong> in je<strong>de</strong>m Mom<strong>en</strong>t zu<br />

En<strong>de</strong> sein konnte. Ich erfuhr, dass <strong>de</strong>r Tod für ein<strong>en</strong> verliebt<strong>en</strong> Mann nicht existierte.<br />

Tage später schlug mir Ursula vor, die Bücher und die Klei<strong>de</strong>r, die ich nicht je<strong>de</strong>n Tag<br />

brauchte, nach Tutzing zu bring<strong>en</strong>, einem 40 Kilometer von Münch<strong>en</strong> <strong>en</strong>tfernt<strong>en</strong> Ort<br />

am Starnberger See, wo sie mit ihrer verwitwet<strong>en</strong> Mutter und einer Tante in einem<br />

Haus lebte, das sie von einem wohlhab<strong>en</strong><strong>de</strong>n Bauern gemietet hatt<strong>en</strong>. An einem<br />

Samstag bracht<strong>en</strong> wir mein Gepäck dorthin, aber die Dam<strong>en</strong> war<strong>en</strong> nicht da, so dass<br />

wir beschloss<strong>en</strong>, dort zu bleib<strong>en</strong>, um die Ruhe, die Intimität und eine unvergessliche<br />

Liebesnacht zu g<strong>en</strong>ieß<strong>en</strong>...<br />

Am nächst<strong>en</strong> Tag führte sie mich zum groß<strong>en</strong> Heusta<strong>de</strong>l. »Dir kann ich vertrau<strong>en</strong>,<br />

<strong>de</strong>shalb wer<strong>de</strong> ich dir etwas zeig<strong>en</strong>«, sagte sie, währ<strong>en</strong>d sie begann, das Stroh<br />

wegzunehm<strong>en</strong>, und plötzlich tauchte ein völlig neues Auto auf. Sie hatt<strong>en</strong> es versteckt,<br />

um zu verhin<strong>de</strong>rn, dass es die Nazis für militärische Zwecke requiriert<strong>en</strong>. »Da habt ihr<br />

euch in ein<strong>en</strong> schön<strong>en</strong> Schlamassel gebracht«, sagte ich, »w<strong>en</strong>n die Nazis<br />

dahinterkomm<strong>en</strong>.« Sicher wür<strong>de</strong> es ihrer Mutter nicht erspart bleib<strong>en</strong>, in einem Lager<br />

für Zwangsarbeit zu <strong>en</strong><strong>de</strong>n. Die Schwestern hatt<strong>en</strong> ein<strong>en</strong> groß<strong>en</strong> La<strong>de</strong>n in Düsseldorf,<br />

aber schon bei <strong>de</strong>n erst<strong>en</strong> noch sporadisch<strong>en</strong> <strong>en</strong>glisch<strong>en</strong> Bomb<strong>en</strong>angriff<strong>en</strong> war er<br />

zerstört wor<strong>de</strong>n. Zu j<strong>en</strong>er Zeit <strong>en</strong>tschädigte Hitler noch die Opfer. Diese Hilfe wür<strong>de</strong><br />

jedoch schnell vorbei sein.

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